Muss man wirklich wissen, dass im japanischen Osaka eine Autobahn durchs Hochhaus fährt, dass die höchste Toilette Europas auf dem Mont Blanc steht oder dass es in Italien 300 Nudelsorten gibt? Muss man nicht, kann aber Spaß machen. Mit dem Slogan „Das Buch, das keiner braucht. Und alle haben sollten.“ wirbt DuMont für die neue Reihe Unnützes Reisewissen. Drei Bände (Italien, Frankreich und Japan) sind schon erschienen mit jeweils über 100 kuriosen Fakten und Geschichten. Mythencheck und Quiz Wobei die Bücher unterschiedlich gestaltet sind. Sie beginnen zwar alle mit den Hotspots des Unnützen Reisewissens und enden mit einem Mythencheck sowie der Aufklärung zu ein paar Quizfragen. Aber jeder Band hat einen ganz eigenen Charakter. Das zeigt sich nicht nur an den witzigen Illustrationen, sondern auch darin, wie die Kuriositäten präsentiert werden. Oder was wo als Kuriosität gilt. Stinkender Sonnenkönig Dass Frauen in Frankreich erst seit 2013 offiziell Hosen tragen dürfen, ahnt wohl kaum jemand. Auch das der berühmte Sonnenkönig zum Himmel stank, weil er angeblich nur zweimal in seinem Leben gebadet hat, ist schon ziemlich seltsam. Und wer weiß schon, dass sechs französische Bürgermeister über Orte ohne Einwohner, die „Communes mortes“, regieren? Findiger Haudegen Pinocchio kennen wohl alle Italiener. Aber…
John Boyne hat sich viel vorgenommen. Das neueste Projekt „Elemente“ des irischen Autors besteht aus vier Geschichten „Wasser“, „Erde“, „Feuer“ und „Luft“. Sie sind durch das Thema Missbrauch miteinander verbunden . Boyne hat sich vorgenommen, in jeder dieser Geschichten einen Aspekt des Missbrauchs zu beleuchten. Entsprechend ändern die Erzählperspektiven von einer „Enablerin“, die den Missbrauch durch Wegschauen erst ermöglicht, über die eines Komplizen und einer Täterin bis zu der eines Opfers. Schuldig durch Unwissen Im ersten Band „Wasser“ steht Vanessa Carvin im Mittelpunkt, eine Frau Anfang 50, die durch die Taten ihres Mannes ihr bisheriges Leben auf den Kopf gestellt sieht und sich den Folgen durch die Flucht auf eine abgelegene Insel zu entziehen sucht. Mit kurz geschorenen Haaren und neuem Namen will sie sich neu erfinden. Doch in der Einsamkeit der Hütte am Meer drängt sich ihr die Frage auf, ob sie durch Unwissen mitschuldig geworden ist. Nichts sehen, nichts hören John Boyne lässt Vanessa ihr Leben an der Seite ihres erfolgreichen Mannes Revue passieren. Brendan, der Schwimmtrainer, ist ein irischer Macho, der Vanessa ins Korsett einer traditionellen, katholischen Familie zwingt. Sie wird Mutter, bekommt zwei Töchter und scheint mit ihrem Hausfrauendasein zufrieden. Kleine Risse in der gutbürgerlichen Fassade…
Türen gelten als Symbol des Verborgenen, des Geheimen. Sie bilden die Grenze zwischen Draußen und Drinnen, zwischen öffentlichem und privatem Raum. Die Autorin Gabriele Hasmann blickt hinter diese Türen und erzählt die Geschichten ihrer Bewohner. Und die Fotografin Barbora Varo Gruber hat die unterschiedlichsten Eingänge in Wien fotografiert. So öffnen sich in dem Buch „Von Tür zu Tür“ Jugendstil- und Art-Deco-Pforten den Lesenden, prächtige Neo-Barock-Portale aber auch schlichte hölzerne Eingänge. Verborgene Welt Eine sonst verborgene Welt tut sich auf und man tritt ein in Cafés und Salons, in Privathäuser und Bürogebäude. Hinter den Türen spielten sich Tragödien ab wie der Ringtheaterbrand 1881, der 384 Tote forderte. Es wurde geliebt und gelitten, betrogen, getanzt und gemordet. Künstlerische Genies fanden sich ebenso ein wie merkwürdige Gestalten. Man begegnet dem „Dienstmann“ Hans Moser oder auch dem Künstler Gustav Klimt. Durchs Schlüsselloch Gabriele Hasmann erzählt von Karrieren und Verlusten, sie ermöglicht einen Blick durchs Schlüsselloch in das Wien des 19. und 20. Jahrhunderts. Die Geschichten sind so vielfältig wie die Türen in diesem Buch – vom gotischen Türstock bis zum Shabby Schick alter Holztüren. Einzigartige Türen Fotos und Geschichten laden ein zu einer Zeitreise der anderen Art, zu Begegnungen mit Knopfkönigen, Wäscherinnen und Zugeh-Köchinnen,…
Wandern im Herbst ist ein Genuss, erst recht im Romantischen Franken, wo einen „Geschichten auf Schritt und Tritt“ erwarten. Wer die auch erleben will, sollte es nicht eilig haben. Der Rother Wanderführer „Romantisches Franken“ plädiert deshalb für Entschleunigung und wendet sich vor allem an Genusswanderer. Stadtrundgang und Weitwanderung Die empfohlenen Wanderungen – darunter viele Rundtouren – sind unterschiedlich lang und haben auch unterschiedliche Anforderungen. Manche sind anspruchsvolle Touren mit steilen Anstiegen und engen Pfaden, andere haben fast keine Steigungen und bewegen sich auf fast ebenen Wegen. Auch ein Stadtrundgang durch Ansbach ist dabei. Und am Ende eine Weitwanderung: fünf Etappen auf dem Europäischen Wasserscheideweg von Ansbach nach Schnelldorf. Limes und Bodenloses Loch So unterschiedlich wie die Wege sind auch die Sehenswürdigkeiten unterwegs. Burgen und Schlösser sind dabei, Kirchen und Klöster, das Welterbe Limes, aber auch Naturschönheiten wie das Bodenlose Loch bei Unteroestheim, ein azurblau schimmernder Weiher, der von einer Gipskarstquelle gespeist wird. Oder die mehr als 1000 Jahre alte Kniebrecher-Eiche bei Burgbernheim. Schönste Aussichten Sogar Gipfelstürmer finden im Romantischen Franken ein Ziel: Der Petersberg ist zwar nur 504 Meter hoch, überzeugt aber mit einem großartigen Rundumblick. Mit 689 Metern ist allerdings der Hesselberg der höchste und – nach Ansicht der…
Die Welt ist groß, auch für Familien gibt es viel zu erkunden. Sind doch Kinder von Natur aus neugierig. Doch wohin in aller Welt soll es in den Ferien gehen? Das hängt natürlich auch vom Geldbeutel ab. Denn Reisen ist teuer geworden, vor allem, wenn Flüge eingeplant werden müssen. Und die sind auch nicht gerade umweltfreundlich. Zum Gruseln nach Transsilvanien „Wann am besten wohin mit Kids?“ fragt lonely planet in seinem „ultimativen Reiseplaner für Familien“ und nennt für jeden Monat des Jahres jede Menge Ziele – nahe aber auch sehr ferne. Im Oktober geht es „zum Gruseln in Draculas Schloss im tiefsten Transsilvanien“, also nach Rumänien ins Schloss Bran. Oder zu Halloween nach New England – in der Pumpkintown gibt es nur Kürbiskopf-Bewohner. Bis ans Ende der Welt Weil im Oman der Winter mild ist, empfiehlt lonely planet das Land für den November. Ganz weit weg – fast am anderen Ende der Welt – sind Kangaroo Island in Australien und Aotearoa in Neuseeland – beide Ziele seien zu der Jahreszeit noch nicht überlaufen, heißt es im Reiseplaner. Er preist Kangaroo als „Paradies für Tiere“ an und Aoteraoa für Sommer-Action wie Tandem-Paragliding, Downhill-Mountainbiking oder Skydiving. Um das alles zu finanzieren, muss…
Eine ganz Kürbis-Flut kündigt Halloween an. Manche sind schon ausgehöhlt. Sie sollen dann in der Dunkelheit gruselig leuchten. Natürlich gibt‘s in den Läden auch so einige Utensilien für ein gruseliges Wochenende – und die Freizeitparks bieten ein Halloween-Programm zum Fürchten. Kein Wunder, dass auch Bücher den Trend aufgreifen. Hier sind zwei Bücher zu Halloween für kleine Leser mit guten Nerven: Das Internat der Nocties Flynn fühlt sich im Nightmore, dem angeblich gruseligsten Internat der Welt am falschen Ort. Deshalb entschließt er sich zur Flucht, ohne daran zu denken, dass er zu Hause als Teil-Werwolf nicht unbedingt willkommen ist. Vanessa Walder hat sich bei ihrem Internat ganz offensichtlich von Harry Potter und Hogwarts inspirieren lassen. Sogar einen „Unaussprechlichen“ gibt es. Allerdings sind in diesem Internat vor allem dunkle Gestalten versammelt – die Nocties, die für Menschen (Normies) nur wenig übrig haben. Daran muss der kleine Fynn sich erst gewöhnen. Nur gut, dass er in der ebenfalls noch kleinen Vampirin Sinista eine Freundin gefunden hat. Vanessa Walder schreibt leicht und mit leiser Ironie – dazu gehört auch die Lautschrift für englische Begriffe. Philipp Ach hat Fynns Abenteuer schön gruselig in Szene gesetzt. Info. Vanessa Walder. Nightmore. Das gruseligste Internat der Welt –…
Das Dream Hotel von Laila Lalami kann die Lesenden um den Schlaf bringen, erzählt es doch eine dystopische Geschichte, die erschreckend nah an der Gegenwart ist: Als Sara Hussein von einer Geschäftsreise nach Los Angeles zurückkehrt und den Flughafen verlassen will, wird sie von einem Angestellten des Amts für Risikobewertung aufgehalten und in ein Besprechungszimmer gebracht. Sie wird festgehalten, weil ihr Risikowert zu hoch sei: Die Analyse ihrer Traumdaten habe ergeben, dass sie zur Gefährdung für ihren Ehemann werden könnte. Zu seiner Sicherheit muss sie sich für mindestens einundzwanzig Tage unter Beobachtung begeben – in das Dream Hotel, eine ehemalige Schule. Die Überwachung An Sara ist eigentlich nichts auffällig. Sie arbeitet im Museum, ist verheiratet und hat kleine Zwillingstöchter. Ihre Eltern kamen vor langer Zeit aus Marokko in die USA. Dass sie als Gefährderin gelten könnte, ist Sara nie in den Sinn gekommen. Aber in dieser nicht allzu fernen Zeit kann es wohl jedem passieren, dass er auffällig wird. Da gibt es einen Riskscore, der die Gefährlichkeit der Individuen nach einem Algorithmus bewertet, eine nahezu allgegenwärtige OmniCloud und den Dreamsaver, den sich viele – auch Sara – implantieren haben lassen, um wieder durchzuschlafen. Allerdings erlauben die Betroffenen damit der Firma,…
Ian McEwan muss sich nichts mehr beweisen. Der 77-jährige Brite gilt schon lange als Star-Autor – bei der Literaturkritik und bei der Lese-Gemeinde. Der neue Roman „Was wir wissen können“ ist eine Dystopie, ein Krimi, ein Liebesroman. Kurz: Ein Meisterwerk. Der Literaturschatz Er habe sich von Stevensons Schatzinsel inspirieren lassen, sagte McEwan in einem Interview. In seinem Roman geht es allerdings nicht um einen Goldschatz, sondern um ein verlorenes Stück großer Literatur. Der Literaturwissenschaftler Tom Metcalfe beschäftigt sich im Jahr 2119 mit der Literatur des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts und da speziell mit Francis Blundy, den er für einen der größten Dichter jener Zeit hält. Dystopische Welt Doch ausgerechnet Blundys wohl größtes Werk, der „Sonettenkranz für Vivien“, den der Dichter seiner Frau gewidmet hat, ist unauffindbar. Mit seiner Kollegin Rose, die später seine Frau wird, macht sich Tom auf die beschwerliche Suche und imaginiert dabei die Welt vor 100 Jahren – unsere Gegenwart. Toms Gegenwart ist eine andere: Kriege, Pandemien und ein nuklearer Schlagabtausch haben die Menschheit dezimiert. Die Vereinigten Staaten sind durch Bürgerkriege zerfallen. Deutschland gehört dem Großrussischen Reich an. Großbritannien besteht aus mehr oder weniger zugänglichen Inseln. London, Rotterdam und New York sind untergegangen. Schnitzeljagd in…