Der Weg ist das Ziel

10. August 2021

Das Gehen hat Torbjorn Ekelund erst für sich entdeckt, nachdem er wegen einer Epilepsie-Diagnose nicht mehr mit dem Auto fahren durfte. Doch seither ist der Norweger mit zunehmender Begeisterung nur noch zu Fuß unterwegs – manchmal mit geschlossenen Augen und immer öfter auch barfuß.

Gedanken beim Gehen

Das Gehen hat ihm die Augen geöffnet, nicht nur für die Schönheit der Natur, auch für die Geschichte des Landes und für neue Gedankenwelten. Denn Ekelund ist überzeugt davon, dass Gehen das Denken befördert. In seinem Buch zitiert er denn auch Philosophen, Dichter, Denker und – Weitwanderer. Er macht sich Gedanken über die Metapher „Weg“, die in allen Religionen zu finden ist.

Pilgerreisen und Traumpfade

Weltweit machen sich Pilger auf den Weg, ob Hinduisten, Muslims oder Christen. Mit dem Regisseur Werner Herzog ist er der Meinung, dass sich die Welt denjenigen offenbart, die zu Fuß gehen. Torbjorn Ekelund erinnert sich an die „Traumpfade“ der Aborigines in Australien, die Bruce Chatwin beschreibt. Es sind die „songlines“ einer von den Ahnen besungenen mythischen Landkarte.

Der Weg der Kindheit

Gehen, das erkennt der Norweger immer mehr, spielt in der menschlichen Geschichte eine Hauptrolle. Schließlich waren die Altvorderen Nomaden. Und sie kannten ihre Wege so wie er den Weg seiner Kindheit kannte – an einer einsamen Hütte seiner Familie. Dieser Weg gehört zu seiner Lebensgeschichte und ist ein Sehnsuchtsziel. Auch deshalb macht sich Torbjorn Ekelund noch einmal auf den Weg.

Lob der Langsamkeit

Sein Buch lädt dazu ein, ihn beim Gehen zu begleiten und sich womöglich anstecken zu lassen von seiner Begeisterung für eine Fortbewegung, die zwar langsam ist aber zielführend: „Gehen vermittelt mir das Gefühl, gut in der Zeit zu liegen. Es gibt keinen Grund, sich Stress auszusetzen, weil es eben eine Obergrenze dafür gibt, wie schnell der Mensch gehen kann. Egal, wie schnell man geht, bewegt man sich doch immer viel langsamer Fort als jemand, der läuft oder Fahrrad fährt oder hinter dem Steuer eines Autos sitzt. Ein Faktum, an das der Gehende sich gewöhnt. Er lernt, die Langsamkeit des Gehens wertzuschätzen.“
Womöglich ist das Gehen gerade in unserer schnelllebigen Zeit eine Wiederentdeckung wert.

Info Torbjorn Ekelund. Gehen, Malik, 208 S., 18 Euro

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