Die Odyssee der Kreuzfahrt

30. März 2022

Die Kreuzfahrt hat turbulente Zeiten hinter sich.  „Ein Meteorit hat unsere Branche getroffen“, zitiert Franz Neumeier in seinem Buch Jason Liberty, den CEO der Royal Caribbean Group, „und wir haben diesen Einschlag überlebt“. Wie „die Kreuzfahrt auf Grund lief“ und wie der Neustart möglich wurde, das dokumentiert der versierte Kreuzfahrt-Journalist in seinem Buch, das mit dem Titel „Freitag, 13. März 2020“ auf eine fatale Koinzidenz verweist.

Kreuzfahrt am Abgrund

Für die 200 Seiten hat Neumeier akribisch Fakten und Details zusammengetragen, schließlich ging es 2020 um alles und das, nachdem die Kreuzfahrt Branche mit 2019 eines ihrer erfolgreichsten Jahre abgeschlossen hatte. Die Pandemie traf die Reedereien, die Reiseveranstalter, die Werften. Von heute auf morgen wurde „aus einem Boom ein Abgrund“.
Wie schnell das ging, beschreibt der Autor detailreich und spannend, beginnend mit den ersten Corona-Fällen auf der Diamond Princess.

Irrfahrten und Shutdown

Es folgten Irrfahrten von Kreuzfahrtschiffen mit oder ohne Infizierte an Bord, Schiffs-Stilllegungen, schließlich der Shutdown der Kreuzfahrt weltweit. Das alles weiß man noch in groben Zügen. Doch Neumeier erinnert auch an Tragödien, weil Schiffe mit Tausenden von Menschen an Bord nicht anlanden durften, an die Proteste von Inselbewohnern oder Hafenstädten gegen Kreuzfahrtschiffe und ihre Passagiere. Das liest sich teilweise spannend wie ein Krimi.

Gravierende Folgen

Auch die wirtschaftlichen Folgen sind gravierend, wie der Autor veranschaulicht: Der Börsenwert der Unternehmen stürzt ins Bodenlose, Millionen von Arbeitsplätzen gehen verloren, mehr als 20 Schiffe werden verschrottet, bei der Bereithaltung anderer Schiffe (warm layup) werden Millionen Dollar verbrannt. Einige Kreuzfahrt Unternehmen überleben diesen Absturz nicht, Werften gehen in die Insolvenz.

Spannende Hintergründe

An Einzelschicksalen macht der Autor deutlich, wie groß die Herausforderung für die Kreuzfahrt Unternehmen war, Passagiere und Crew-Mitglieder aus der ganzen Welt zurück in ihre Heimatländer zu bringen. Man liest und erinnert sich an so manche Schlagzeile. Das Buch liefert dazu interessante Hintergründe, etwa über den partnerschaftlichen Umgang der Karibikinsel Barbados mit der Kreuzfahrt – eher eine Ausnahme in der Krise, wie Neumeier schreibt.

Herausfordernder Neustart

Hygiene- und Infektionsschutz-Maßnahmen machten schließlich den Neustart möglich. Dabei standen die Unternehmen vor der Herausforderung, den Passagieren trotz aller Einschränkungen unbeschwerte Urlaubsgefühle zu ermöglichen. Neumeier erinnert an die ersten zaghaften Start-Versuche mit Bubble-Konzept, Cruises to nowhere (ohne Landgang), rein nationalen Kreuzfahrten. Dazwischen immer wieder Kreuzfahrt-Abbrüche und erneute Zwangspausen. Dass die Kreuzfahrt trotz länger anhaltender Probleme in den USA schließlich doch wieder „enorm Fahrt aufnahm“, mutet vor diesem Hintergrund fast wie ein Wunder an.

Lohnende Lektüre

Franz Neumeier hat für sein Buch intensiv recherchiert und akribisch Fakten zusammengestellt, den Lesenden stellt er für einen raschen Überblick Tabellen und eine Chronologie der Ereignisse zu Verfügung. Doch es lohnt sich, auch die ausführlichen Texte zu lesen – nicht nur für Kreuzfahrt-Liebhaber.

Info  Franz Neumeier. Freitag, 13. März 2020 – Der Tag an dem die Kreuzfahrt auf Grund lief. 200 S. Paperback (14,80 Euro) oder als e-Book (7,80 Euro), ISBN 979-8419649149

 

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