Mensch und Natur

22. März 2022

Es fängt wieder an: An diesen sonnigen Frühlingstagen rollt die Ausflugswelle in die Berge und an die Seen wieder. Die Folgen: Müll am Wegrand, zerstörte Brutstätten, aufgescheuchtes Wild. Menschen, die sich in der Natur rücksichtslos verhalten, sorgen für Unmut bei den Anwohnern. Im neuen Krimi von Nicola Förg wird dieser Unmut tödlich enden.  Hohe Wogen  heißt der Roman, und hohe Wogen schlägt auch der Mord an einem weiblichen Location-Scout.

Mord mit Fünfzack

Die Frau, die mit einem Filmteam am Starnberger See aktiv war, wurde auf ihrem SUP mitten im See gefunden – aufgespießt mit einem Fünfzack. Irmi Mangold und ihre Kollegin Kathi Reindl geraten bei ihren Ermittlungen zwischen alle Fronten: Freizeit-Wassersportler, Berufsfischer, Ausflügler, Naturschützer, LKW-Fahrer und Filmleute. Dazu noch ein Cannabis-Händler und Gender-Fragen.

Umweltsünder am Pranger

Auch dieser neue Fall, in dem Corona noch eine wichtige Rolle spielt, gibt der versierten Autorin und engagierten Naturfreundin Nicola Förg reichlich Gelegenheit, Umweltsünden anzuprangern. Die hatten in Corona-Zeiten noch zugenommen, und Nicola Förg, die selbst auf dem Land lebt, sah sich mit den Folgen rücksichtsloser konfrontiert.

Show-down am See

Wie immer packt sie ihr Plädoyer für die Natur und die Tiere in eine durchaus spannende Geschichte und lenkt den Verdacht der Lesenden in vielerlei Sackgassen, bis es zum Show-down am See kommt. Wie immer hat die Journalistin Förg gründlich recherchiert, so dass ihr Krimi auch wieder einiges an grundsätzlichen Informationen enthält. Und wie immer stimmt die Mischung zwischen Krimi-Spannung und Irmis persönlichen Liebesproblemen. Leichte Lektüre für die Ferienzeit.

Hineingelesen…

… in die Probleme am See

Der Mann lehnte sein Rad am das Kirchlein und kam zurück, machte eine ausholende Handbewegung. „Im Schilf brüten all die kleinen Singvögel wie Teichrohrsänger, Drosselrohrsänger, Rohrschwirl und Schilfrohrsänger. Wenn es im Frühsommer Hochwasser oder Starkregen gibt und die Brut zerstört wird, brüten die Vögel ein zweites Mal. Enten und Taucher brüten ebenfalls im Schilf, und die haben im August, wenn hier in Bayern Sommerferien sind, auch noch sehr kleine Küken. Jede Störung durch Boards und Paddel, durch watende Menschen kann Leben kosten. Familien werden getrennt, der Altvogel kommt lange Zeit nicht zu den Küken zurück, die auskühlen und sterben. Wenn diese SUP-Fahrer wenigstens die Einstiegsstellen an den gekennzeichneten Badebereichen nutzten und nicht jeder wild parkte und sich durch das Unterholz und den Ufergürtel schlüge, dann könnte die Natur das eventuell kompensieren. Aber sie sind überall. Wie Zecken.“
Er deutete auf eine Brücke, die über einen kleinen Bach führte und mit einem hellen Holzrundling versperrt war.
„Gegen die Radfahrer“, fuhr er fort. „Dass die wenigstens wegbleiben. Die Frau ist natürlich trotzdem da durch mit dem SUP unterm Arm. Ein Stück den Weg hinaus, über die Wiese und übers Schilf rein ins Vergnügen. Grauenhaft““
„Warum mit dem SUP? Ich dachte, sie war ein Scout auf der Suche nach schönen Orten““ fragte Kathi.
„Hat sie gesagt. Das war wohl auch ihr Auftrag. Aber dann hat sie festgestellt, dass sie ihr deppertes Brett hier gut einsetzen kann. Weil es hier einsam ist. Die Frau hat mir ins Gesicht gelacht, als ich ihr versucht habe zu erklären, warum das nicht erlaubt sei. sie hat gesagt, sie dürfe das. schließlich habe sie einen anstrengenden Tag und brauche das Stehgepaddel zum Ausgleich. Sie ist ganz in der Frühe gekommen und auch mal spätabends. Sogar mit der Hirnbirn. Nicht genug damit, dass die Menschen das Tierleben untertags stören, jetzt wird auch noch in der Nacht gepaddelt.“
Info Nicola Förg. Hohe Wogen, Piper, 318 S., 16 Euro

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