Reisen als Lebenselixier

11. Oktober 2022

Elke Heidenreich ist nicht nur eine interessierte Buchkritikerin, sie ist auch eine engagierte Reisende. Und davon erzählt sie in dem Hörbuch „Ihr glücklichen Augen“ – ganz so, als würde sie sich mit Freunden über ihre Reisen in alle Welt unterhalten. Dass Elke Heidenreich ihre auch in Buchform (Hanser Verlag) erschienen Reise-Erlebnisse selbst spricht, ist ein echter Glücksfall.

Macbeth in Schottland

Denn so kommen diese Reisen authentisch rüber, man glaubt ihr einfach, dass sie in Schottland auf den Spuren von Macbeth unterwegs war und in Wales auf denen von Dylan Thomas, dass sie sich in Lissabon Fernando Pessoa nahe gefühlt hat, dass sie sich im legendären Hotel Waldhaus im schweizerischen Sils Maria mit Literaten und Künstlern getroffen hat.

Kritik am „name dropping“

Der ihr nicht immer wohl gesonnene Literaturkritiker Denis Scheck hat das „name dropping“ im Buch kritisiert. Mag sein, dass die Aneinanderreihung von klugen Zitaten noch klügerer Menschen am Anfang im gedruckten Exemplar nervt – sie tut es, wenn auch in geringerem Maße – auch im Hörbuch. Aber das ist schnell vergessen, wenn Elke Heidenreich von den Landschaften schwärmt, die sie durchwandert, von den Menschen, die sie getroffen hat.

Schnoddrig und melancholisch

Man hört ihr einfach gern zu, wenn sie von der inzwischen verstorbenen Freundin Inge Feltrinelli erzählt, der aus Deutschland stammenden Verlegerin des großen Mailänder Verlagshauses. Oder wenn sie in Berlin von einem Feinschmecker-Taxifahrer berichtet. Schnoddrig, lustig, manchmal auch ein bisschen melancholisch kommen ihre Reisegeschichten daher.

Das Besondere am Reisen

Was Elke Heidenreich vermieden hat, waren immer die ausgetretenen Pfade, die Sehenswürdigkeiten aus dem Reise-Katalog. „Zu viele Menschen, die von Irgendwo nach Irgendwo wollen“ braucht sie nicht. Was sie gesucht hat, war das Besondere, war eine menschliche Nähe auch in der Ferne und ein ganz besonderes Gefühl: „Auf jeder Reise will ich eigentlich ein kleines bisschen bleiben.“

Ein bisschen Spaß muss sein

Und überall spürt Elke Heidenreich  die gleiche unstillbare Neugier auf die Menschen in den fremden Ländern und Städten. Menschen, die mal ganz anders, mal ganz ähnlich sind wie sie. Gut, vielleicht ist es für manchen in den Geschichten ein bisschen viel Oper, viel Theater und viel Wein. Aber die Grundstimmung macht einfach gute Laune wie die letzte Geschichte, in der Konstantin Wecker und Roberto Blanco auftreten und der Schlagersänger den größeren Beifall einheimst – mit „Ein bisschen Spaß muss sein“. Stimmt, gerade in dieser eher düsteren Zeit.

Info Elke Heidenreich, „Ihr glücklichen Augen“, gelesen von der Autorin, 4 CDs, Random House, 18,69 Euro, ISBN 978-3-837- 162790

 

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert