Die deutsche Georgierin
Allgemein / 3. März 2019

Der kleine Vortragssaal im Annahof füllt sich. Nino Haratischwili – ganz in Schwarz, roter Schal, roter Mund – ist pünktlich und sagt gleich, dass sie nicht nur lesen wird. Die gebürtige Georgierin, die heute in Berlin lebt und 2018 in Augsburg mit dem Brechtpreis ausgezeichnet wurde, will den Dialog. Zuerst aber erzählt sie, wie sie zu ihrem neuen Buch „Die Katze und der General“ gekommen ist, das zum Teil in Tschetschenien spielt. Inspiriert wurde sie von Anna Politkowskaja, jener mutigen Journalistin, die wohl wegen ihres Engagements für Tschetschenien ermordet wurde. Der Zauberwürfel und die Struktur Was sie vor allem interessiert habe, war die Frage „Wie werden Menschen zu Tätern?“, sagt Nino Haratischiwili. Diese Frage wurde der rote Faden für ihr neues Buch, das ihren Lektor in seiner komplexen Struktur – zwei Zeitebenen, drei Erzähl-Perspektiven – an einen Zauberwürfel erinnerte. In dem ersten Kapitel, das die Schriftstellerin für ihre Lesung ausgesucht hat, spielt so ein Zauberwürfel eine wichtige Rolle, im zweiten geht es um Haratschwilis Wahlheimat Berlin und die dort lebenden Exil-Georgier, -Russen, -Ukrainer. Der Kaukasische Kreidekreis als Anstoß Ihre warme Stimme trägt die Geschichte, aber auch im Gespräch überzeugt sie mit einem makellosen, akzentfreien Deutsch. Sie habe schon in Tiflis…