Das Leben ist kein Film
Rezensionen , Romane / 19. Februar 2024

„Ohne meine beruflichen Erfahrungen hätte ich das nicht schreiben können“, sagt Emanuel Bergmann über seinen neuen Roman Tahara. Bergmann war viele Jahre selbst Filmjournalist wie sein Protagonist Marcel Klein. Und die Einblicke in die Welt der Filme und die der Filmkritiker sind mit das Beste an diesem Buch, das von der Sehnsucht erzählt geliebt zu werden. Das Ferkel am Trog Dabei wirkt dieser Marcel Klein, der für ein Filmjournal schreibt, ziemlich abgebrüht. Er liebt zwar das Kino und den Film, aber er verachtet den Star-Rummel ebenso wie seine vorwiegend männlichen Kritikerkollegen, die sich bei den Filmfestspielen in Cannes so wichtig nehmen: „Man war dort nur das Ferkel am Trog, umringt von Kollegen, die alle um dieselben Bröckchen wetteiferten. Aber wenigstens gab‘s da was zu essen. Es konnte nicht schaden, sich gelegentlich auf Kosten anderer durchzufuttern.“ Liebe und Lügen Und das tut Marcel auch ausgiebig, nicht ohne ebenso ausgiebig dem reichlich fließenden Alkohol zuzusprechen. Alles wie immer, bis ihm im Hotel die geheimnisvolle Héloise über den Weg läuft, eine melancholische Schönheit. Marcel ist schockverliebt. So sehr, dass er, der Profi, das Interview mit dem Star der Festspiele vermasselt. Das kostet ihn den Job, weil auch all seine Lügen nichts mehr retten…

Wunschtraum und Wirklichkeit
Rezensionen / 1. September 2020

Christine Cazon ist Deutsche und lebt in Frankreich.  Für viele Deutsche ist das Land ein Traum – und erst Cannes! Die Cote d‘Azur! Für  die deutsche Krimi-Autorin war beides Wunsch- und Albtraum. In ihrem Buch „Von hier bis ans Meer“ beschreibt sie fast schmerzhaft ehrlich ihren Weg aus Deutschland über die südfranzösische Provinz bis nach Cannes, wo sie mittlerweile erfolgreich Kommissar Duval ermitteln lässt. Anpassung ein Leben lang „Als Ausländerin in einem fremden Land passt man sich sein Leben lang an“, schreibt Cazon. „Ich wollte es anfangs gar nicht glauben, dass das Leben in einem europäischen Land gleich nebenan so anders funktioniert. Und dass es nicht damit getan ist, die Sprache zu lernen und irgendwann halbwegs flüssig zu sprechen. Je mehr man versteht, desto mehr versteht man nicht, sage ich immer.“  Christine Cazon ist durch eine harte Schule gegangen, hat viele Tiefs durchlitten und Enttäuschungen verarbeiten müssen, ehe sie mit ihrem – älteren – Mann zur Ruhe kommen konnte. Christine Cazon will Cannes erzählen Doch viele dieser Missverständnisse beruhten auf den unterschiedlichen Mentalitäten von Deutschen und Franzosen, auf den unterschiedlichen Gepflogenheiten. Vielleicht auch auf zu hohen Erwartungen. Cannes jedenfalls ist für Christine Cazon zunächst alles andere als das, was sie…