„Durchfahrt ohne Halt“
Reisebücher , Rezensionen / 2. September 2022

Achtung Deutsche Bahn!  Da droht Wiedererkennungsgefahr. In dem Büchlein „Wer später kommt, hat länger Zeit“ rechnet Dietmar Bittrich mit der Bahn ab. Und vieles, was er mit spitzer Feder aufspitzt oder öfter auch mal gallig kommentiert, stößt auch den Bahnkundinnen und -Kunden  immer wieder sauer auf – nicht erst seit Einführung des 9-Euro-Tickets: Verspätungen, geänderte Wagenreihung, kaputte Klos, nicht vorhandene Bordrestaurants, Durchfahrten ohne Halt, Zugausfälle… Eine ganze Litanei könnte man da herunterleiern. Die Krise als Chance Doch Bittrich begnügt sich nicht mit der Aufzählung der Fehlleistungen der Deutschen Bahn. Dazu wären 157 Buchseiten auch zu viel. Ganz im Sinn eines klassischen Kabarettisten ermuntert er dazu, die Krise als Chance zu sehen, die Bahn als „rollenden Kurs in Wundern“. Da wird dann die geänderte Wagenreihung zum Training plus sozialer Interaktion, werden die Baustellen zum Power-Booster, der alternde Bahnhof zum Wegbereiter der Renaturierung und der Stillstand in der Pampa zur Stressbefreiung. Sündenbock Deutsche Bahn Das liest sich teilweise ziemlich lustig, führt aber in der Dauerschleife zu Ermüdungserscheinungen – selbst beim Lesen in der Bahn. Da hilft auch das vertrauliche „Du“ nicht, mit dem Dietmar Bittrich die Lesenden zu Komplizen seiner Bahnschelte machen will. Zumal die  Deutsche Bahn auch für Dauertelefonierer, Hooligans und…