Wenn Gemälde sprechen könnten
Rezensionen / 12. Dezember 2016

Hannah Rothschild kennt sich aus in der Welt der Reichen und der Kunst. Die 1962 geborene Autorin aus der berühmten Bankiersfamilie steht seit 2015 dem Aufsichtsrat der Londoner National Gallery vor – als erste Frau in der Geschichte des renommierten Hauses. Für ihr Romandebüt „Die Launenhaftigkeit der Liebe“ hat sie jahrelang recherchiert. Das merkt man dem Buch an, das immer wieder mit präziser Sachkenntnis überrascht. Viele Geschichten in einem Roman Dabei ist Rothschilds dickes Buch über die verschlungenen Wege eines Gemäldes und die Perfidie von Kunsthändlern weit mehr als ein Roman über Kunst, er ist auch Historien- und Kriminalroman und zudem eine Liebesgeschichte – und er bringt ein Gemälde zum Reden. Es ist Watteaus „Die Launenhaftigkeit der Liebe“, lang verschollen und nun unter dubiosen Umständen wieder aufgetaucht. Zur Versteigerung sind alle angereist, die auf dem Kunstmarkt Geld und Namen haben. Für das – fiktive – Gemälde eine Selbstverständlichkeit, hatte es doch zu seinen besten Zeiten Könige, Päpste und Mätressen erfreut: „Ich wusste, dass ich gerettet werden würde, aber nicht, dass es fünfzig Jahre dauern sollte. Es hätte Suchmannschaften geben müssen, Bataillone und Legionen. Warum? Weil ich unbezahlbar bin.“ Außerdem galt das so von sich überzeugte Gemälde als größte und bewegendste Darstellung…