Eine Kakerlake als Premier
Rezensionen / 6. Dezember 2019

Ich schätze Ian McEwan und ich schätze auch sein Engagement gegen den Brexit. Aber ich fürchte, mit seinem mit heißer Nadel gestrickten Roman „Die Kakerlake“ hat er sich keinen Gefallen getan und seiner Sache auch nicht. Und leider hat sich der sonst so besonnene Autor auch noch an Kafka vergriffen. Die Minister teilen die Herkunft des Premiers Denn in seinem Mini-Roman wird eine Kakerlake zum britischen Premier. Und nicht nur das: „Fast jeder im Kabinett teilte seine Ansichten. Weit wichtiger aber – und bis zu diesem Augenblick hatte er nichts davon geahnt – sie teilten seine Herkunft“. Premier Jim Sams (nach Kafkas Gregor Samsa) hat also freie Hand für sein unsinniges Unterfangen, die Geldströme einfach umzudrehen: „‘Wider den Strom!‘ lautete einer der vielen unwiderstehlichen Slogans“ des Reversalismus, denen nur der Außenminister widersteht. Kein Problem für Jim Sams. Eine MeeToo-Kampagne löst auch dieses Problem. „Nichts war so befreiend wie ein engmaschiges Lügennetz. Deshalb also wurden Menschen Schriftsteller.“ Festmahl für das Kakerlaken-Kabinett Der Schriftsteller McEwan braucht für sein Romanchen vier Kapitel. „Ein überlanger Witz“, kritelte der „Telegraph“ in Anspielung auf die grotesken Überzeichnungen im Buch, in dem auch Trump eine Rolle zukommt. Als Präsident Tupper hätte er gerne den Reversalismus als seine…

Sind Maschinen die besseren Menschen?
Rezensionen / 23. Mai 2019

Ian McEwan stellt in seinem neuen aufregenden Roman „Maschinen wie ich“  nichts weniger als die großen Fragen unserer Zeit: Wie menschlich können Maschinen sein? Können Roboter Gefühle haben, Moralvorstellungen? Entwickeln sie womöglich selbstständig ein Bewusstsein und konkurrieren dann mit den Menschen? Was lässt sich programmieren und wo scheitert der Schöpfer? Adam und Eve heißen die Roboter in dem Roman, in dem sich der Mensch zum Schöpfer macht.  25 solcher humanoiden Roboter sind auf dem Markt, zwölf Adams, 13 Eves. Einen davon hat sich Charlie Friend geleistet, der Ich-Erzähler des Romans, ein Lebenskünstler, der nach etlichen gescheiterten Karriereversuchen mehr schlecht und recht vom Online-Aktienhandel lebt. 1982  in einer anderen Zeit Wir schreiben das Jahr 1982, und Ian McEwan ändert den Lauf der Geschichte: Er lässt Margaret Thatchers Rivalen Tony Benn an die Macht und später bei einem Attentat umkommen und John F. Kennedy ebenso am Leben wie John Lennon. Der 1912 geborene Computerpionier Alan Turig, der 1954 wegen seiner Homosexualität in den den Selbstmord getrieben wurde, ist bei McEwan auch noch unter den Lebenden und mitverantwortlich für das Projekt humanoider Roboter. Charlie bewundert den Mann, und er ist verliebt in seine Nachbarin Miranda, eine Studentin. Mit Adam will er auch ihr…