Stadtwanderer und Sterngengucker
Reisebücher , Rezensionen , Romane / 7. Februar 2023

Lonely Planet hat‘s vorgemacht, jetzt verkündet auch Marco Polo „Die besten Ziele für 2023“. Marco-Polo-Autoren haben ihre Favoriten genannt, eine Jury hat daraus 40 Ziele in den Kategorien „Noch unentdeckt“, „Neuer Glanz“, „2023 erleben“ und „Nachhaltig“ destilliert. Wohin also geht bei Marco Polo die Reise in diesem Jahr? Hauptsache nachhaltig In jedem Fall auch wieder nach Deutschland und da – im Sinne der Nachhaltigkeit – zum E-Biken etwa auf der grenzüberschreitenden Route Verte. Zum Wandern nicht nur in den Bayerischen Wald, sondern auch in die Städte, z.B. zum Zollvereinsteig in Essen. Oder auch in eines der Bergsteigerdörfer, die es inzwischen auch in der Schweiz gibt. Und zum Wassersport geht‘s ins eher noch unentdeckte Fränkische Seenland. Entdecken empfohlen Zu den Entdeckungen des Jahres zählen bei Marco Polo außerdem das belgische Gent, wo sich mitten im Mittelalter-Ambiente eine Graffiti-Gasse öffnet. Aber auch Länder wie Kirgistan, „perfekt für Outdoor-Freaks“, Panama – nicht nur wegen des Kanals, oder das wildromantische Albanien. Was wieder glänzt Neuen Glanz entdeckten die Autoren u.a. in Singapur, das sich anschickt, „die grünste Megacity der Welt“ zu werden. Oder in Luxemburg, das „jetzt auch Canyon-Trails und stylisch gepimpte Hochöfen im Programm“ hat. „In der Fremde zu Hause ankommen“ ist das…

Mit Stinki in den Stan-Staaten
Rezensionen / 23. März 2020

Eigentlich wissen sie von Anfang an, worauf sie sich einlassen. Der nicht ganz taufrische Subaru-Bus steht nicht um die Ecke, sondern in Bischkek/Kirgistan. Aber irgendwie reizt Vanessa Scharsching und Christian Biermann das Abenteuer. Und sie lassen sich auch davon nicht entmutigen, dass ihr Bus geplündert worden ist. 30 Jahre hat der Subaru Libero auf dem Buckel und danach riecht er auch. Trotzdem wächst Stinki, wie sie ihr fahrbares Zuhause nennen,  dem österreichischen Pärchen sogleich ans Herz. Scheinehe gegen die Neugier Learning by doing heißt fortan die Devise, denn Stinki braucht viel Zuwendung mittels Reparaturen, und die Automechaniker in Kirgistan sind da eher überfordert. Doch außer den üblichen Pannen und neugieriger Fragen sind die beiden Abenteurer begeistert vom Land, bewundern Sportarten wie Pferdewrestling und Ziegenpolo, gehen „eine äußerst intakte Scheinehe“ ein und ringen sich auch dazu durch, vergorene Stutenmilch zu trinken, um die Gastgeber nicht vor den Kopf zu stoßen. Auf der Gefühlsachterbahn Stinki absolviert derweil Kurven, Schlaglöcher und Wellblechpisten. „Der Subaru war ja nicht nur Anstoß für unsere Reise und Anstoß einiger Schimpftiraden gewesen, sondern auch immer wieder Anlass für unvergessliche Begegnungen mit Einheimischen“, notiert Vanessa Scharschning dankbar: „Kinder und Erwachsene liebten Stinki.“ Leicht ist es trotzdem nicht, mit dem…

Viel Neuland im Osten
Rezensionen / 30. Juli 2019

Eigentlich hat sie was ganz anderes gemacht, war einmal Managerin, aber das Reisen mit der Kamera macht Julia Finkernagel soviel Spaß, dass sie auch so manche Unbequemlichkeit dafür in Kauf nimmt. Für den Mitteldeutschen Rundfunk mdr zog sie mit ihrem Kameramann Michael „Ostwärts“, in Länder, die noch nicht vom Overtourism heimgesucht sind, nach Polen, in die Slowakei, nach Bulgarien, Russland, Kirgistan, Georgien, Tadschikistan, Usbekistan und in die Mongolei. Eintauchen in Neuland Und sie traf in den oft bitterarmen Ländern nicht nur auf sympathische Menschen, sondern entdeckte auch jede Menge interessanter Kultur- und Naturschätze. Dass sie hin und wieder übers Ohr gehauen wurde, geschenkt. Da ist Julia Finkernagel nicht nachtragend. Ihr geht es darum, in Neuland einzutauchen. Dafür verzichtet sie gerne auf so manche Privilegien, die ihr als emanzipierter Frau und Filmerin zustünden, weswegen sie sich im Buch immer wieder an Hardcore-Feministinnen wendet, die ob dem Standing der Frauen in den besuchten Ländern die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würden. Emanzipation Nebensache Doch die Ostwärts-Reisende will erfahren, nicht belehren. Julia Finkernagel lässt sich sogar überreden, in Kirgistan die Rolle einer „Schwiegertochter“ zu übernehmen. Fazit: Viel Arbeit, nichts zu melden. Trotzdem sieht sie die bereisten Länder und ihre Reisebegleiter mit viel Sympathie….