Lost im Glück
Rezensionen / 4. August 2020

Mit Leander Lost, dem Deutschen mit Asperger, hat Gil Ribeiro einen ungewöhnlichen Ermittler in die portugiesische Provinz geschickt, genauer nach Fuseta an der Algarve.  Leander Lost hat sich inzwischen eingelebt und hat in Soraia, der Schwester seiner Kollegin Graciana, eine liebe- und verständnisvolle Partnerin gefunden. Und selbst die misstrauischen Polizeikollegen wissen seine Spürnase zu schätzen. Katz- und Mausspiel mit der Polizei Die kommt Leander Lost auch in diesem neuen Fall zugute. Es geht um eine Erpressung und einen ebenso einfallsreichen wie erstaunlichen Erpresser, der mit der Polizei Katz und Maus spielt und seine Bombenanschläge ganz gezielt einsetzt – zuerst gegen Sachen, dann auch gegen Menschen. Leander Lost, mit einem außergewöhnlichen Einfühlungsvermögen gesegnet, kann das Schlimmste verhindern und bringt sich dabei selbst in Todesgefahr. Schwarzgeld und Stierkampf Trotzdem ist dieser vierte Fall von „Lost in Fuseta“ eigentlich kein Krimi; Gil Ribeiro hat seine Kriminalfälle an der Algarve von Anfang an auch für deutliche Kritik an mangelndem Umweltschutz und korrupten Weltfirmen genutzt. Auch diesmal geht es um negative Entwicklungen wie die Überfischung der Meere, die Vertreibung der kleinen Leute durch Immobilienhaie und Luxustourismus, Stierkampf und Schwarzgeld. Wiedersehen mit alten Bekannten Aber es geht vor allem um die zwischenmenschlichen Beziehungen in der Policia…

Ermittlerpaar mit kleinen Mängeln
Rezensionen / 22. Januar 2020

Holger Karsten Schmidt, der als Gil Ribeiro mit der „Lost in Fuseta“-Krimireihe einen Kommissar mit Asperger-Syndrom nach Portugal schickte, hat für seinen neuen Krimi  „Die Toten von Marnow“ ein ganz außergewöhnliches Ermittler-Paar geschaffen, dem es gelingt, trotz so mancher Gesetzesübertretung den Lesern ans Herz zu wachsen. Die Grenzen verwischen, aber diese Rostocker Kommissare haben ihre Gründe für die Grenzüberschreitungen. Private Probleme und deutsch-deutsche Geschichte Da ist Frank Elling, Durchschnittsbürger und Vater einer Tochter, der für seine kapriziöse Frau einen Riesenpool in den Garten bauen lässt und sich dabei finanziell ganz schön übernimmt. Dass sein ganzes Privatleben ins Rutschen gerät, hat aber nicht nur damit zu tun. Und da ist die attraktive aber undurchsichtige Lona Mendt, die in einem Wohnmobil lebt und scheinbar niemanden an sich heranlassen will. Die beiden so unterschiedlichen Menschen ergänzen sich aber gut im Dienst, denn sie können beide ihrer Intuition vertrauen – und sich auf einander verlassen. Das ist besonders wichtig in diesem Fall, der tief in die deutsch-deutsche Geschichte hineinreicht. Was verbindet die Opfer? Daran denkt noch niemand, als der erste Tote gefunden wird. Ein Arbeitsloser, dem der Mörder die Kehle durchgeschnitten hatte. War er auch ein Kinderschänder? Einiges weist darauf hin. Auch eine für…

Der Autor und sein Kommissar
Interview / 22. Dezember 2019

Holger Karsten Schmidt hat gerade den Bayerischen Filmpreis bekommen, im Fernsehen laufen seine Harzkrimis mit großem Erfolg ebenso wie die Reihe Nord bei Nordwest.  Aber der Drehbuchautor kann auch anders. Kennengelernt habe ich ihn als Gil Ribeiro in Portugal.  Hier habe ich auch mit ihm über Drehbücher gesprochen und darüber, warum er als Gil Ribeiro einen deutschen Kommissar mit Asperger Syndrom nach Portugal schickt. Zuerst einmal: Sie heißen eigentlich Holger Karsten Schmidt und sind unter diesem Namen als Drehbuchautor bekannt. Unter anderem haben Sie für den Tatort die Charaktere der Stuttgarter Ermittler Lannert und Bootz entwickelt und die Reihe Nord bei Nordwest. Drei Mal haben sie bisher den renommierten Grimme-Preis erhalten, zuletzt für das Filmdrama „Das weiße Kaninchen“. Und nun haben sie drei Krimis unter dem Namen Gil Ribeiro geschrieben. Wozu das Pseudonym? Holger Karsten Schmidt  Ich habe unter meinem Namen ja auch noch den Mittelalter-Roman Isenhart verfasst. Unter dem portugiesisch klingenden Gil Ribeiro beginne ich eine neue Karriere als Autor von Krimis, die in Portugal spielen. Gil Ribeiro ist ein offenes Pseudonym. Das heißt, ich mache keinen Hehl daraus, wer dahinter steht. Ihr Kommissar Leander Lost hat Asperger. Wie Greta Thunberg, die junge Klimaschutz-Aktivistin aus Norwegen. Aber Leander trat…