Das Schweigen der Dörfler
Rezensionen , Romane / 24. März 2022

Massimo Carlotto ist nicht nur einer der bekanntesten italienischen Kriminalschriftsteller, er kennt sich auch aus im Milieu. War er doch selbst für längere Zeit Häftling, ehe er vom Präsidenten begnadigt wurde. Das hat seine Einstellung gegenüber der wuchernden Kriminalität im Land der Mafia geprägt. Auch der neue Roman „Und es kommt ein neuer Winter“ ist Ausdruck seiner Skepsis, dass sich daran etwas ändern könnte. Außer Kontrolle Der erfolgreiche Immobilien-Unternehmer Bruno Manera aus der Stadt ist nach der Heirat mit der wesentlich jüngeren Federica in ihr Dorf gezogen. Doch dort wird er nie Wurzeln schlagen. Nicht nur die alteingesessene Familie seiner Frau lehnt ihn ab, das ganze Dorf ist gegen ihn. Die vom Liebhaber seiner Frau geplante und bezahlte „Abreibung“ gerät außer Kontrolle. Tödliche Kastanien Dem ersten Mord folgen weitere. Und das Dorf hüllt sich in verhängnisvolles Schweigen. Jeder und jede könnte Täter sein, hätte ein Motiv. Auch der örtliche Maresciallo hat kein echtes Interesse an einer gründlichen Aufklärung. Dass es am Ende doch noch den lange unauffälligen Strippenzieher erwischt, hat mit einer Frau zu tun, die ihre Familie retten will. Und mit „Marrons glacés“, eingelegten Esskastanien. Minimalistischer Stil Dass der Genuss dieser aufwändig hergestellten Spezialität tödliche Folgen haben kann, wird…

Am Rand der Gesellschaft
Rezensionen / 28. August 2020

Da hat Massimo Carlotto ein ganz besonderes Trüppchen für seinen Roman „Die Frau am Dienstag“  zusammengebracht.  Es sind Menschen, die in unserer Gesellschaft aus der Norm fallen: Der an Parkinson erkrankte Pornostar Bonamente, der alte Transvestit und Pensionsbesitzer Alfredo und Nana, die Prostituierte, der ein Mord zur Last gelegt wird. Freunde in der Not Nana sucht jeden Dienstag bei Bonamente sexuelle Befriedigung, mehr will sie nicht von ihm. Doch Bonamente hat sich verliebt in seine Dienstagfrau, und als sie in Not gerät, weil nicht nur die Polizei ihre Vergangenheit gegen sie verwenden will, steht er ihr bei. Ohne Wenn und Aber. Auch Alfredo will da nicht zurückstehen und überwindet sich zu einem mutigen Eingreifen – mit Folgen. Kein Recht auf Vergessen Zunächst sieht alles gut aus, fast so, als könnten Nana und ihr Gigolo im Haus von Alfredo auf gemeinsames Glück hoffen. Doch die Vergangenheit holt Nana wieder ein. Nur gut, dass sie in einem geheimnisvollen Verehrer, dem Cowboy, einen ebenso tatkräftigen wie klarsichtigen Unterstützer hat. Er verhilft seiner Freundin zur Flucht aus der Sackgasse, in die sie sich manövriert hat. Denn die Öffentlichkeit und die Polizei, davon ist der Cowboy überzeugt, gewähren Menschen wie ihr kein Recht auf Vergessen….

Im Netz der Dottoressa
Rezensionen / 6. Mai 2019

Er kennt die Szene. Massimo Carlotto, 1956 in Padua geboren, hat selbst Erfahrung mit Gerichten, Richtern und Gefängnisinsassen. Er geriet unter Mordverdacht, wurde verurteilt, war jahrelang auf der Flucht und saß bis zu seiner Begnadigung sechs Jahre hinter Gittern. Diese Erfahrungen machen die Krimis des Italieners so authentisch. Carlotto kennt die harte Sprache der Kriminellen, ihre Skrupellosigkeit – und ihre Verletzlichkeit. Überleben ist eine Frage der Würde In dem neuen Roman „Blues für sanfte Halunken und alte Huren“ spielen drei „gute“ Gauner die Hauptrolle. Auf der Gegenseite: Eine ebenso schöne wie skrupellose Dottoressa im Innenministerium, der sadistische Mörder Pellegrini, der nicht tot zu kriegen ist, Zuhälter und ein paar Drogenhändler. Carlotto-Kenner werden sich über ein Wiedersehen mit dem „Alligator“ Marco Buratti und seinen beiden Freunden Max und Beniamino Rossini freuen, die nach dem Motto leben: „Dass man in diese schlimmsten aller Welten überleben muss. Um jeden Preis. Und dass das eine Frage der Würde ist.“ Drei Gute Gauner und eine skrupellos Dottoressa Das Milieu wird nicht nur in Italien erkundet, auch in Wien und München hat die Mafia ihre Netze ausgelegt. Die schöne Dottoressa spinnt eifrig mit und merkt dabei nicht, wie sie sich im eigenen Netz verfängt. Sie hat…