Der Osten im Westen
Rezensionen , Romane / 4. Mai 2022

Gelsenkirchen, die Heimat von Schalke 04, Stadt des Bergbaus und der dicken Luft. Und heute „die ärmste Stadt Deutschlands“ trotz sauberer Luft. Ausgerechnet diese Stadt macht der Schriftsteller Gregor Sander zum Objekt einer Erkundung.  In „Lenin auf Schalke“ geht es um den „Osten im Westen“, wie Sanders Freund Schlüppi meint. Schließlich werde es Zeit zurückzugucken. „Weil die aus dem Westen uns seit dreißig Jahren ununterbrochen beschreiben, filmen und betrachten. Die haben uns gedreht und gewendet wie die Schnitzel in der Pfanne und immer noch nichts begriffen.“ Die traurigste Stadtinformation Auch Sander begreift erstmal nichts, als er in Gelsenkirchen bei Schlüppis Cousine, der „Zonengabi“, absteigt und die Abraumhalden betrachtet. Warum die noch da sind, wenn doch schon längst Schicht im Schacht ist, fragt er Gabis Freund Ömer. „Für zum runtergucken“, sagt der und Gabi ergänzt: „Und wegen der Touristen.“ Darauf wäre Sander nun eher nicht gekommen, so abgetakelt wie sich ihm Gelsenkirchen präsentiert: geschlossene Kneipen, verrammelte Schaufenster, bröckelnde Fassaden. Und „die traurigste Stadtinformation der Welt“ in einer winzigen Bude, die sich tapfer abmüht, Gelsenkirchen etwas Sehenswertes abzugewinnen. Empathie für die Stadt der Abgehängten Außer Schalke, aber die sind ja inzwischen auch abgestiegen. Kein Wunder, dass bei den Fans in der Friesenstube…