Stadt, Land, Frust
Rezensionen / 19. April 2021

Stadt oder Land? Berlin oder Oderbruch? Ruth oder Jann – wer von beiden hat den besseren Lebensentwurf? Björn Kern porträtiert in seinem Roman  „Solikante Solo“ in Zeitsprüngen und aus gegensätzlichen Perspektiven ein Paar am Scheideweg. Die beiden haben eine siebenjährige Tochter, Sisal, sind aber nach größeren Auseinandersetzungen um den Familienwohnsitz getrennt. Doch auch das scheint nicht so recht zu funktionieren. Gestresste Großstadt-Mutter Ruth ist grundsätzlich gestresst – vom Job, vom Kind, von der ganzen Situation. Die Freundin aus unbeschwerten Studienzeiten erweist sich als wenig hilfreich. Denn für die verantwortungsvolle Mutter Ruth sind extravagante Ausgeh-Abende samt Man-Fishing keine Option. Überforderter Teilzeit-Vater Auf der anderen Seite hat sich Jann mit dem Kauf und der Renovierung eines alten Schlosses im abgelegenen Dorf Solikante verhoben. Er war zwar mal erfolgreich als innovativer Brauer, ist aber mit seinem Projekt Pleite gegangen. Nun will er in Solikante wieder etwas aufbauen. Doch das alte Gemäuer überfordert ihn genauso wie die Dorf-Originale, die er anfangs so erfrischend anders gefunden hatte. Schneller als gedacht gerät Jann an seine Grenzen – auch als Teilzeit-Vater. Ein Paar am Scheideweg Björn Kern schneidet in seinem Roman die Erzählungen der gefrusteten Eltern gegeneinander, springt mal vor, mal zurück. Da muss man schon aufpassen,…