Haus der Erinnerungen
Rezensionen / 30. April 2020

Anne Müller wuchs in Schleswig- Holstein auf.  Die Gegend hat sie geprägt  –  und inspiriert.  Auch zu ihrem neuen Roman:  Zwei Wochen im Juni. Ada liebt das Haus am Meer mit dem Bauerngarten. Doch jetzt, da die Mutter gestorben ist, ist nichts mehr so wie es war. Sie und ihre Schwester Toni werden das Haus verkaufen, und Ada verliert mit dem Haus ein Stück ihrer Kindheit. Blick zurück in Nostalgie Zwei Wochen haben die Schwestern Zeit, in Erinnerungen zu schwelgen. Es sind nicht nur glückliche Erinnerungen. Vor allem Toni konnte und wollte lange nicht verstehen, warum der Vater die Mutter verlassen und damit die Familie zerstört hat. Sie hat im Gegensatz zu Ada selbst Familie und als Lehrerin einen seriösen Beruf. Doch in den zwei Wochen im Elternhaus bröckelt Tonis selbstbewusste Fassade. Auch bei ihr ist nicht alles heil, sie muss um Mann und Familie kämpfen und erkennen, dass auch sie Schuld an den Zerwürfnissen trägt. Perspektiven für die Zukunft Und Ada, die eigenwillige Künstlerin, sieht ein, dass ihr Lebensentwurf auch nicht der allein seligmachende ist. Der verheiratete Liebhaber ist ihr keine Stütze, und ihr wird klar, dass sie dabei ist, eine andere Familie zu zerstören. „Wir sind Tagediebe“, stellt…

Das Leben ist (k)ein Film
Rezensionen / 13. September 2018

„Der Strand hatte sich inzwischen gefüllt. Bald würden wir wieder nach Hause fahren, müde vom frühen Aufstehen, von der Sonne, dem Meer. Der schönsten und sattesten Müdigkeit, die es gab. Noch Sand zwischen den Zehen und in den Haaren, Salz auf der Haut, quetschten wir uns alle wieder ins Auto, die Autotüren schlugen zu, und wir fuhren von der jetzt voll geparkten Koppel, als wäre alles ein Super-8-Film, den man rückwärts laufen ließ.“ Der Rückwärtslauf war besser als Dick und Doof  Nein, ein Super-8-Film war das Leben im ländlichen Schallerup, das Anne Müller in ihrem Debüt „Sommer in Super 8“ beschreibt, trotz solcher Erinnerungen nicht. Es sind die 1970er Jahre, die ersten Menschen landen auf dem Mond, die Kinder tragen im Sommer kurze Hosen, die Sängerin Alexandra stirbt bei einem Unfall und der Vater, ein Landarzt, filmt seine Familie in Super-8. Bei den Filmvorführungen im kleinen Kreis ist der Rückwärtslauf immer das Highlight, besser als Dick und Doof. Der Vater liebt die Augsburger Puppenkiste – und den Alkohol. Bullerbü ist in Schallerup nur Fassade Bullerbü ist in Schallerup nur Fassade, dahinter verbirgt sich eine Lebenslüge mit dramatischen Folgen. Auch die Welt draußen ist nicht heil: Das Olympia-Attentat, bei dem elf…