Der Tod im Kinderformat
Kinderbücher , Rezensionen / 4. Februar 2022

Wer will schon dem Tod begegnen – auch wenn er noch so klein und frech sein sollte? Samuel hat keine Wahl, sein Immunsystem ist löchrig wie ein Schweizer Käse. Deshalb fühlt er sich im Krankenhaus am wohlsten. Denn da, abgeschottet von allem, was im Alltag ansteckend sein könnte, glaubt er sich sicher. Deshalb hört es sich für ihn wie eine Drohung an, dass er nach einer Stammzellentherapie nach Hause dürfte. Auf ihn könnte „ein normales Leben“ warten, sagt der Arzt. Angst vor Ansteckung Doch was Samuels Eltern Lisbeth und Rudi freut, muss der Elfjährige erst verkraften.  Und zu Hause macht Samuel zunächst so weiter wie im Krankenhaus. Er baut sein Zimmer zu einer Art Bunker um, munitioniert sich mit Desinfektionsspray-Dosen und einem Erste-Hilfe-Koffer, geht nicht ohne Helm und Schutzanzug aus dem Haus und meidet Kinder. Denn die sind seiner Meinung nach lebensgefährlich. Begegnung mit dem Tod Für die Eltern ist das Zusammenleben eine einzige Enttäuschung. Sie haben zwar ihren Sohn wieder, aber er nimmt nicht an ihrem Leben teil. Im Gegenteil, die Eltern streiten darüber, wie sie mit Samuels Schrullen umgehen sollen. Denn der Junge hat ja allen Grund, ängstlich zu sein: „Genau sieben Mal wäre ich fast gestorben. Fünfmal…

Zum Tod von Peter Härtling
Rezensionen / 10. Juli 2017

Er war ein stiller Mensch,  aber er konnte auch laut werden, wenn er Ungerechtigkeit erlebte. Peter Härtling, selbst ein Flüchtlingsjunge,  hat sich mit dem Roman „Djadi, Flüchtlingsjunge“ verabschiedet. Es war sein letztes Buch, ein literarischer Nachlass.  Jetzt ist der 1933 in Chemnitz geborene Härtling, der im mährischen Olmütz aufwuchs und mit der Mutter nach Nürtingen kam, tot.  Doch seine Bücher leben weiter und erzählen vom Schicksal der Geflüchteten aller Nationen.  Härtling, der die Vergewaltigung der Mutter erlebt und ihren Selbstmord überlebt hat, konnte sich einfühlen in die Flüchtlinge von heute, in das Leid der Kinder.  Und er mischte sich ein, war aktiv in der Friedensbewegung und engagierte sich im Umweltschutz.  Die Bilder vom aktuellen Flüchtlingselend entsetzten ihn.  Hier meine Besprechung seines letzten Buches: Angepasst an die neue Heimat – und dann? Der zehnjährige Flüchtlingsjunge Djadi kommt mutterseelenallein nach Deutschland und wird von einer Alten-WG aufgenommen. Vor allem den Mann, der ihn „gefunden“ hat, und seine Frau werden zu Djadis Ersatzeltern. Aber auch die anderen kümmern sich um den eltern- und heimatlosen Jungen. Nur das Jugendamt macht erst einmal Schwierigkeiten wegen der eher ungewöhnlichen Lebensverhältnisse. Aber allmählich findet sich Djadi zurecht, passt sich an. Anders geht es ja nicht in unserem…