Literarischer Sprengstoff
Rezensionen / 16. März 2021

Véronique Ovaldé ist eine versierte Autorin.  Sie weiß genau, wie sie ihre Leser bei der Stange hält.  Das gilt auch für ihren neuen Roman mit dem etwas sperrigen Titel  „Niemand hat Angst vor Leuten, die lächeln“.  „Sie blickt von ihrer Terrasse auf ein Meer aus Büschen und hohen Kastanien, sie lächelt immerfort, niemand hat Angst vor Leuten, die lächeln, nicht wahr…“ Der Satz mit dem Titel kommt fast am Ende des Romans, in dem nicht nur gelächelt wird. Das Lächeln als Maske Ein Lächeln könne auch eine Maske sein, sagt die Autorin Véronique Ovaldé. Und Gloria, die alleinerziehende Mutter, die im Zentrum dieses Romans steht, weiß diese Maske zu nutzen. Das hat sie das Leben gelehrt – und so manches mehr. Familienfluch und Mutterliebe Der Roman beginnt damit, dass Gloria ihre Töchter Stella und Loulou mitten aus dem Unterricht abholt und mit ihnen nach Norden fährt, ins Elsass. In einem eher abgelegenen herrschaftlichen Haus hat sie als Kind viel Zeit bei der gefühlskalten Großmutter verbracht. Auch bei der Mutter hat Gloria nie sorgende Liebe gefunden. Diese Lieblosigkeit empfindet sie als Familienfluch. Um dem zu entkommen will sie ihren Töchtern eine perfekte Mutter sein, sie vor allen schlechten Einflüssen und Nachrichten…