Ein Mädchen verschwindet
Rezensionen / 16. März 2017

Am Anfang ist der Traum: Der Lehrer Nani träumt von einem Mädchen in einem roten Mantel. Es könnte seine Tochter sein, Martina, die mit acht an Leukämie gestorben ist und deren Tod auch den Tod seiner Ehe bedeutete. Am Morgen erfährt der Träumer, dass ein Mädchen im roten Mantel verschwunden ist, die achtjährige Lucia. Nani, der den Traum als Wink des Schicksals interpretiert, wird zum Detektiv und sucht auch dann noch weiter, als die Polizei die Akten geschlossen hat und die Eltern sich mit dem Tod ihrer Tochter abgefunden zu haben scheinen. Seine Suche verwickelt ihn in einen anderen Fall, bei dem ein ebenfalls achtjähriges Mädchen nach Kambodscha verschleppt und in die Prostitution gezwungen wurde. Nah dran an einer bestürzenden Realität  Dacia Maraini, die große alte Dame der italienischen Literatur, bleibt im ihren Roman „Das Mädchen und der Träumer“ nah dran an einer bestürzenden Realität. „Das gekidnappte Kind sowie das andere Kind, das in einem asiatischen Bordell landet – das sind wahre Geschichten, die ich von Amnesty International erfahren habe“, sagte sie in einem Interview. Allein in Italien verschwinden alljährlich Tausende von Menschen. 27000 waren es zwischen 1974 und 2014, darunter 11565 Kinder. In ihrem Roman beleuchtet Maraini schlaglichtartig viele Aspekte…