Für viele Kids ist die Gegenwart beängstigend: Kriege, Krisen, Klimawandel dazu noch Chat GBT und Cyber-Mobbing. Die Niederländerin Anna Woltz thematisiert in ihrem lesenswerten Jugendroman „Atlas, Elena und das Ende der Welt“ die aktuelle Gefühlslage. Dabei lässt sie die Protagonisten Atlas und Elena abwechselnd ihre Sicht der Dinge schildern. Hass im Netz Die 13-jährige Elena hat mit ihrem Internet-Auftritt jede Menge Follower. Doch ihr letzter Post, in dem sie ihnen geraten hat, sich ihren Ängsten zu stellen, hat ungeahnte Folgen und macht sie zur Hassfigur im Internet. Und dann fliegt auch noch ihre Mutter in ein Yoga-Retreat in Indien und Elena muss zu einer Tante, die sie kaum kennt. Die Schwester ihrer Mutter lebt mit ihrer Patchworkfamilie weit ab von der Zivilisation. Elena graut es vor dem Treffen. Seltsamer Alltag Auf den ersten Eindruck hat sie Recht mit ihrem Misstrauen. Die Kinder mit den seltsamen Namen Kennedy und Atlas wirken ziemlich verschroben, der Vater jagt ihr mit seiner abweisenden Art Angst ein, und die Tante leidet an Long-Covid. Noch dazu wird Elena dazu verdonnert, im Haus und auf dem Hof mitzuarbeiten, und ihr Bett ist im Schuppen in einem Verschlag ganz in der Nähe von Atlas, der ihr viele Rätsel…
Bald beginnt auch in Bayern die Schule, und für viele Kinder ist das eine ganz neue Erfahrung. Als Schulanfänger werden sie rechnen lernen, lesen und schreiben. Und sie werden sich in eine Klassengemeinschaft eingewöhnen lernen. Es kann nicht schaden, sich schon ein bisschen darauf vorzubereiten. Diese beiden Bücher nehmen die Kleinen mit in eine Welt voller Magie und machen Mut, sich den Herausforderungen zu stellen. Vom Angsthasen zum Lebensretter Der kleine Bär muss erst noch lernen, dass er seine Angst überwinden kann. Während seine älteren Geschwister schon gewitzt und mutig sind, ist das kleine Bärenkind voller Furcht. Aber dann schenkt ihm ein Feuervogel eine leuchtende Feder. Und die hat magische Eigenschaften. Den plötzlich hat der kleine Bär keine Angst mehr, weil seine Feder ihn hält. Und dann braucht das Bärenkind seinen ganzen Mut, um ein Hasenmädchen vor dem Ertrinken zu retten. Dank seiner magischen Feder schafft es auch das. Doch dann ist die Feder verschwunden. Der kleine Bär sucht sie überall – vergebens. Todtraurig kehrt er heim zur Bärenmama. Und sie kann ihn trösten. Weil er so mutig war, brauche er die magische Feder nicht mehr, sagt sie. Denn nun habe er den magischen Funken in sich selbst gefunden. „Das…
In den großen Ferien haben nicht nur Schulkinder viel Zeit, oft sind auch Kitas und Kindergärten geschlossen. Dann müssen sich auch die Kleinsten beschäftigen. Hier ein paar Bilderbücher zum Allein- oder Gemeinsamlesen. Kitakinder Constanze von Kitzing hat schon etliche Pappbücher und Wimmelbücher gestaltet, in denen sie zeigt, wie sich unsere Gesellschaft verändert hat. Das Motto „Ich bin anders als du – ich bin wie du“ gilt auch für das Pappbilderbuch „Jetzt gehe ich in die Kita“ (Carlsen, 15 S, 10 Euro, ab 2). Constanze von Kitzing erzählt von Junas erstem Tag in der Kita in bunten Bilder und kurzen Texten. Papa begleitet sein Töchterchen, denn es wird aufregend für Juna. Sie muss sich erst zurechtfinden bei all den Kindern, den unterschiedlichen Namen. Wie gut, dass auch die Erzieherin sie dabei unterstützt. Und das Spielen mit den anderen Kindern macht Spaß. Nur hin und wieder vermisst Juna ihren Papa. Aber das wird sich sicher bald ändern… Mamakind „Das schönste Kind überhaupt“ heißt das schönstens illustrierte Bilderbuch von William Papas (aracari Verlag, 26 S., 15 Euro, ab 3). Papas erzählt von einem großen Wald, in dem viele Vögel leben – große und kleine, mürrische und glückliche und – wunderschöne wie der Herr…
Was wäre, wenn… fragt sich Neal Shusterman, der Schriftsteller mit jüdischen Wurzeln, in dem Buch „Fenster in der Nacht“. Was wäre, wenn Märchen wahr würden. Wenn sich zum Beispiel ein Fenster in rettende Welten öffnen würde, jenseits aller Verfolgung durch Nazis. Wenn ein neuer Golem aus Asche Menschen vor den Gaskammern bewahren würde. Oder wenn die russische Hexe Baba Jaga die Widerständler unterstützen würde. Geschichten der Hoffnung Fünf Geschichten über den Holocaust erzählt Shusterman in dieser Graphic Novel, für die der texanisch-mexikanische Cartoonist Andrés Vera Martínez die Illustrationen geschaffen hat. Ein Zauberstab macht Schwache stark, eine Kristallmuschel erweckt Tote zum Leben… Hier darf sein, was nicht sein kann. Denn diese Geschichten sind allesamt Geschichten der Hoffnung. Magische, märchenhafte Geschichten über Menschlichkeit und Mut. Geschichten, die gerade in unserer Zeit mit dem wachsenden Antisemitismus wieder so wichtig sind. Fantasy und Holocaust Neal Shusterman hat etwas getan, was so gar nicht naheliegend war, ja was fast schon wie ein Frevel wirkt. Er hat Fantasy mit dem Holocaust vermischt. So gelingt es ihm, auch ein Publikum anzusprechen, das sich kaum mehr für die Judenverfolgung des Dritten Reichs interessiert. Einen großen Anteil daran hat auch Martínez, der mit seinen kraftvollen Illustrationen eine längst vergangene…
„How to train your Dad“ ist kein Ratgeber dafür, wie man Eltern erzieht. Gary Paulsen erzählt vielmehr die Geschichte eines Scheiterns – mit viel schrägem Humor und amerikanischem Lokalkolorit. Carl lebt nach dem Tod seiner Mutter mit seinem Vater in einem schrottigen Wohnwagen auf einem vernachlässigten Grundstück. Sie haben Schweine und Hühner und die humpelnde Pitbull-Hündin Carol, „eine Fressmaschine in Hundegestalt“ mit einem ausgeprägten Beschützerinstinkt. Ein spezieller Dad Und dann ist da noch Pooder, Carls bester Freund, ein schlaues Kerlchen und, wie Carl, ein Außenseiter in der Schule. Und Pooder ist ganz begeistert von Carls Dad. Denn der ist speziell. So speziell, dass Carl ihn am liebsten umerziehen würde. Lieber normal Warum? Weil sein Dad am liebsten Dinge recycelt, alte Sachen repariert, in Containern nach Essen fischt und auf Flohmärkten Klamotten kauft, die längst aus der Mode sind. Das hat Carl lange nicht gestört. Doch dann hat er sich in Peggy verguckt, ein Mädchen in seiner Klasse. Für sie wäre er gern anders, also normal. Versuch einer Umerziehung Doch wie soll das gehen mit einem Dad wie dem seinen. Pooder, der immer für alles eine Lösung hat, rät ihm zur Umerziehung. Und Carl macht sich ans Werk, wobei er ein…
Für ihren Kinderroman „Frieda, Nikki und die Grenzekuh“ ist Uticha Marmon mit dem Kirsten-Boie-Preis ausgezeichnet worden. Denn ihr ist es gelungen, so schwierige Themen wie Krieg und Frieden auch für Kinder erfahrbar zu machen – mit hintergründiger Komik. Doppeltes Elend Oft fangen die großen Probleme schon im Kleinen an. Wie im Dorf Elend, das in Nord- und Süd-Elend gespalten ist. Frieda lebt mit ihren Eltern Anne und Paul in Südelend, Nikki ist ihr bester Freund und für jedes Abenteuer zu haben. Aber Nordelend ist beiden suspekt. Da wohnen unter anderen Jella, Adil und Bo, kurz Adibo, weil sie immer zusammen auftreten und dann auch ziemlich aggressiv. Die Kuh und ihr Kalb Um Ärger zu vermeiden bleiben die Südelender und die Nordelender unter sich, so wie es seit langer Zeit ist. Doch dann bringt ausgerechnet Friedas Lieblingskuh Angela das Arrangement ins Wanken. Denn Angela hat es sich in den Kopf gesetzt, ihr Kalb ausgerechnet an der Grenze zwischen Nord- und Südelend zur Welt zu bringen. Eine Katastrophe, finden die Süd-Elender, und die Nord-Elender sehen es ebenso. Es wird aufgerüstet Verschwörungsgerüchte machen die Runde, der Konflikt eskaliert. Bauer Reinke aus Nord-Elend reklamiert das Kalb für sich, weil sein Stier Bronco der Vater…
Saudade, das ist in Portugal das Wort für Sehnsucht, eine Art Weltschmerz. Saudade empfinden auch Portugal-Fans, wenn sie das Land wieder verlassen, wenn sie fern von ihrem Sehnsuchtsziel sind. Überbrücken lässt sich dieses melancholische Gefühl mit diesem Büchlein. Denn Susanne Bade und Dirk Lehmann sind tatsächlich „in love with Portugal“, wie der Titel verspricht. Stolz und Humor Die beiden waren so oft in Portugal, dass sie sich trauen, über die Mentalität der Portugiesen zu schreiben. Sie wissen um den Stolz der Menschen, um ihren Humor, der sich in den Redewendungen Bahn bricht. Sie sind durchs Weinland am Douro gewandert, haben am Oberlauf des Flusses die altsteinzeitlichen Zeichnungen erkundet und in Porto die Street Art unserer Zeit. Sie haben die schönsten Strände genossen, sich im Wellenreiten versucht und vom Surffieber anstecken lassen. Das schöne Monster Sie sind der Magie in den Wäldern der Serra de Estrela verfallen, haben in wilden Flüssen gebadet und waren in den Vierteln des „verdammt schönen Monsters“ Lissabon dem Lebensgefühl auf der Spur. Sie haben sich in die Kapelle der Toten in Évora gewagt und im Sternenpark von Alqueva in den Sternenhimmel geschaut. Verwandte und Fremde Doch was für die beiden Portugal-Kenner den besonderen Reiz ausmacht, waren…
Zuallererst: Danny Wattins Roman Davids Dilemma ist kein ganz unproblematisches Buch. Der Inhalt könnte Vorurteile bestärken. Vorurteile gegen Juden. Denn der Ich-Erzähler David kommt aus einer jüdischen Familie. Das hat bisher niemanden interessiert, weil er in der Klasse kaum auffiel, ein Loser halt wie sein pickeliger Freund Micke. Und aus nichtigem Grund, weil er keine Lust auf Sport hat, beruft er sich auf sein Judentum – mit ungeahnten Folgen. Plötzlich sichtbar Plötzlich ist David sichtbar, ein Junge in der Pubertät, der für Mädchen schwärmt, die er nicht haben kann und die eine, die ihn anhimmelt, verachtet. Zu dick, zu langweilig. So richtig sympathisch ist dieser David nicht. Ein Lügner, der sich vor echten Auseinandersetzungen drückt – auch in der Familie. Ein Feigling, der lieber mit der Menge schreit – in dem Fall mit den Palästina-Aktivisten. Zwischen allen Fronten Doch dann kommt es knüppelhart für David. Die umschwärmte Maja will ihn für ihren antisemitischen Protest gewinnen und weckt in ihm die Hoffnung auf die Erfüllung seiner Schwärmerei. Aber da ist auch der große Bruder seines Intimfeindes, ein Nazi-Schläger. Er und seine Faschisten-Freunde wollen David für sich vereinnahmen – als Alibi-Juden. Um zu zeigen, wie ernst es ihnen ist, prügeln sie Micke…
Weihnachten, das heißt nicht nur Heiliger Abend und Geschenke, das heißt auch Ferien. Und im Winter können die ganz schön langweilig sein, wenn das Wetter nicht mitmacht. Umso schöner ist es, sich gemütlich in einen Sessel oder ins Sofa zu kuscheln und zu lesen oder gemeinsam ein Bilderbuch anzuschauen. Hier sind ein paar Tipps für kleine Lese-Auszeiten nicht nur zur Weihnachtszeit. Rico und das Problem mit den Ecken „Rico, Oscar und die Tieferschatten“ von Andreas Steinhöfel ist ein Kinderbuchklassiker, er es bis zur Schullektüre geschafft hat. Der „tiefbegabte“ und liebenswerte Rico ist Eltern und Kindern ans Herz gewachsen. Mit dem kleinen Protagonisten weckt Steinhöfel Sympathien für Menschen, die anders sind, die am Rand stehen, weil sie keine Schnellchecker sind. In dem Bilderbuch „Rico und die Tuchlaterne“ geht es um den Schulweg. Denn Rico denkt zwar gern um Ecken, aber er kann nicht um Ecken gehen, weil er dann sofort vergisst, welche Richtung er einschlagen muss. Wie seine Mama das Problem löst und wie Rico in seiner – besonderen – Schule zurecht kommt, liest sich leicht und unterhaltsam. Steinhöfel ist ein Meister darin, einfach und doch hintergründig zu formulieren. Und die Illustrationen von Lena Winkel machen die kleine Geschichte zu einem…
Das kennen Kinder nicht nur aus der Schule. Es passiert etwas und schnell ist der oder die Schuldige gefunden. Dass es dabei oft Unschuldige trifft, nimmt man in Kauf. Die Juristin Juli Zeh und Elisa Hoven, Professorin für Strafrecht, haben sich mit dem Kinderbuch „Der war‘s“ des Problems einer Vorverurteilung auf kindgerechte Weise angenommen. Der Pausenbrot-Klau Die sechste Klasse ist in Aufruhr. Marie, der besten und beliebtesten Schülerin, wurde mehr fach das Pausenbrot geklaut. Nicht ein normales Pausenbrot, nein, ein Supersandwich. Schnell ist ein Verdächtiger gefunden: Der rundliche Konrad hat sich an Maries Rucksack zu schaffen gemacht. Und der Schnüffler Torben hat ihn dabei ertappt. Schon läuft die ganze Maschinerie an – auf Instagram, WhatsApp & Co wird gegen Konrad gehetzt. Das hat Auswirkungen auch in der Schule. Improvisierte Gerichtsverhandlung Die Lehrer, überfordert und mit anderen Dingen beschäftigt, bekommen davon nichts mit. Nur Mika, einer der Schüler aus der Sechs, hat seine Zweifel. Man müsse doch alles genauer untersuchen, ehe man einen Mitschüler schuldig spreche, meint er. Weil die anderen und vor allem Marie inzwischen ein schlechtes Gewissen haben, wird schnell eine Verhandlung improvisiert, bei der Mika als Anwalt dem Beklagten zur Seite steht. Ende gut, alles gut? Am Anfang…