Weihnachten, das heißt nicht nur Heiliger Abend und Geschenke, das heißt auch Ferien. Und im Winter können die ganz schön langweilig sein, wenn das Wetter nicht mitmacht. Umso schöner ist es, sich gemütlich in einen Sessel oder ins Sofa zu kuscheln und zu lesen oder gemeinsam ein Bilderbuch anzuschauen. Hier sind ein paar Tipps für kleine Lese-Auszeiten nicht nur zur Weihnachtszeit. Rico und das Problem mit den Ecken „Rico, Oscar und die Tieferschatten“ von Andreas Steinhöfel ist ein Kinderbuchklassiker, er es bis zur Schullektüre geschafft hat. Der „tiefbegabte“ und liebenswerte Rico ist Eltern und Kindern ans Herz gewachsen. Mit dem kleinen Protagonisten weckt Steinhöfel Sympathien für Menschen, die anders sind, die am Rand stehen, weil sie keine Schnellchecker sind. In dem Bilderbuch „Rico und die Tuchlaterne“ geht es um den Schulweg. Denn Rico denkt zwar gern um Ecken, aber er kann nicht um Ecken gehen, weil er dann sofort vergisst, welche Richtung er einschlagen muss. Wie seine Mama das Problem löst und wie Rico in seiner – besonderen – Schule zurecht kommt, liest sich leicht und unterhaltsam. Steinhöfel ist ein Meister darin, einfach und doch hintergründig zu formulieren. Und die Illustrationen von Lena Winkel machen die kleine Geschichte zu einem…
Das kennen Kinder nicht nur aus der Schule. Es passiert etwas und schnell ist der oder die Schuldige gefunden. Dass es dabei oft Unschuldige trifft, nimmt man in Kauf. Die Juristin Juli Zeh und Elisa Hoven, Professorin für Strafrecht, haben sich mit dem Kinderbuch „Der war‘s“ des Problems einer Vorverurteilung auf kindgerechte Weise angenommen. Der Pausenbrot-Klau Die sechste Klasse ist in Aufruhr. Marie, der besten und beliebtesten Schülerin, wurde mehr fach das Pausenbrot geklaut. Nicht ein normales Pausenbrot, nein, ein Supersandwich. Schnell ist ein Verdächtiger gefunden: Der rundliche Konrad hat sich an Maries Rucksack zu schaffen gemacht. Und der Schnüffler Torben hat ihn dabei ertappt. Schon läuft die ganze Maschinerie an – auf Instagram, WhatsApp & Co wird gegen Konrad gehetzt. Das hat Auswirkungen auch in der Schule. Improvisierte Gerichtsverhandlung Die Lehrer, überfordert und mit anderen Dingen beschäftigt, bekommen davon nichts mit. Nur Mika, einer der Schüler aus der Sechs, hat seine Zweifel. Man müsse doch alles genauer untersuchen, ehe man einen Mitschüler schuldig spreche, meint er. Weil die anderen und vor allem Marie inzwischen ein schlechtes Gewissen haben, wird schnell eine Verhandlung improvisiert, bei der Mika als Anwalt dem Beklagten zur Seite steht. Ende gut, alles gut? Am Anfang…
Mucks Maus und Missjö Katz sind sich am Anfang nicht grün. Wie auch? Schließlich war Mucks Maus zuerst da, als Freund von Rajo, dem Sohn von Papa und Baba. Die wussten allerdings nichts von dem kleinen Freund ihres Sohnes und deren gemeinsamen Sonntagen. Denn immer wenn Baba und Papa zusammen mit Tochter Minou einen Ausflug in die Stadt machten, um ins Kino und in Minous Lieblingsrestaurant Chez Madame zu gehen, machten es sich Rajo und Mucks Maus im Haus gemütlich. Idylle mit Laus Dann dachte Mucks Maus wehmütig an seine tote Frau Mathilde und glücklich an die Rettung durch Rajo. Und Rajo erfüllte seinem kleinen Freund jeden Wunsch. Eine Idylle, an der auch Stanis Laus teilhaben konnte, die uralte Vampirlaus. Sie wurde hinter dem linken Ohr des Grafen Dracula geboren und, nachdem sie den Vampir gebissen hatte, selbst zum Vampir. Nicht totzukriegen. Dafür superschlau durch jahrhundertelange Erfahrung. Davon profitiert letztlich Mucks Maus, als Minou den Feind ins Haus bringt: Missjö Katz! Die Katz im Haus Eifersüchtig beobachtet Mucks Maus, wie Missjö Katz verwöhnt wird, die besten Leckerbissen bekommt und von allen gehätschelt wird – auch von Rajo. Dabei hat die Maus doch die älteren Rechte! Wie es Mucks Maus schafft,…
So ein hinreißendes Bilderbuch: „Gestatten, Gaston!“ von Kelly Di Pucchio mit Illustrationen von Christian Robinson zeigt, wie ein kindgerechter Umgang mit Andersartigkeit aussehen kann. Gaston und seine Geschwister Der kleine Welpe Gaston hat Probleme damit, so brav und wohlerzogen zu agieren wie seine Geschwister. Dabei strengt er sich mächtig an, um seiner Mama zu gefallen. Aber anmutig laufen und nicht wild herumtollen, das fällt dem kleinen Kerl ganz schön schwer. Und bildhübsch auszusehen ist bei seiner Statur auch schwieriger als bei Fifi, Chouchou und Oh-Là-Là, den ranken Pudelkindern. Doch Mama Pudel mag all ihre Kinder, und Gaston liebt seine Geschwister. Antoinette und ihre Geschwister Dann kommt der Tag, der alles ändern sollte. Zufällig begegnet Familie Pudel einer Bulldoggen-Familie. Auf den ersten Blick ist klar, dass es wohl eine Verwechslung gab mit einem der Nachkommen. Denn Antoinette sieht ganz und gar nicht aus wie ihre Buldoggen-Geschwister Bruno, Rocky und Ricky. Kein Glück beim Tausch Nach langem Hin und Her tauschen Antoinette und Gaston die Familie. Aber das, was sie geprägt hat, können sie nicht vergessen: Antoinette „mochte ganz und gar nichts, was brav, bezaubernd oder bonbonrosa war“. Und Gaston „mochte ganz und gar nichts, was rüde, ruppig oder rostbraun war“. Kurz,…
„Plötzlich wach!“ heißt der lustige Kinderroman von Maja Vogel. Und schon auf dem Umschlag kann man durchs Guckloch sehen, worum es geht: Mit der Queen ’ne Kutsche kapern. Das ist ein Ding: Da spaziert plötzlich die Queen mit Krönchen und Schärpe durch die Straßen. Eine Doppelgängerin? Oder ist die Queen wieder zum Leben erwacht? Wachsfiguren als Freunde Annemie schwant etwas anderes, aber das ist mindestens genauso merkwürdig: Ihre Oma hat ein Wachsfigurenkabinett. Und wer fehlt da? Erraten: Die Queen. Dem Mädchen schwirrt der Kopf. Glücklich ist sie nicht, dass sie mit ihren Eltern zu Oma Fritz in die Stadt ziehen musste. In den Ferien, ja, da war sie gern bei der Oma. Auch wegen der Wachsfiguren, die zu ihren Freunden wurden. „Ich kann mit Harry Potter über Quidditch plaudern, mit Marilyn tanzen, mit Lady Gaga singen und Manuel Neuer dabei zusehen, wie er jeden Ball hält.“ Leo verspricht Hilfe Aber so richtig lebendig war keine von ihnen – bis jetzt. Wie kann es sein, dass die Queen einfach quicklebendig aus dem Museum spaziert ist? Das Mädchen wittert einen Skandal, und den möchte sie unbedingt vermeiden – schon ihrer Oma zuliebe. Doch dann kommt ihr dieser neugierige Junge dazwischen, Leo. Mist! Doch…
Sommer, Sonne, Ferien – und manchmal auch Langeweile. Vor allem bei den Kleinen, die oft ihre Spielkameradinnen und die Freunde vermissen. Bilderbücher können helfen, die Zeit zu vertreiben. Und nicht nur das, sie schaffen Nähe zu den Eltern oder den größeren Geschwistern – beim Vorlesen und Anschauen. Zwei besondere Bilderbücher für diesen Sommer: Viel Streit ums Dings „Das Dings“ heißt das kunterbunte Bilderbuch von Simon Puttock & Daniel Egnéus. Tatsächlich geht es um ein Dings, das plötzlich da ist – aus heiterem Himmel und den Tieren Flick, Purzel, Brummel und Romp Rätsel aufgibt. Wo kommt es her, was ist es, fragen die vier sich. Aber sicher ist: sie heißen es willkommen und kümmern sich um sein Wohlergehen. Bald kommen Leute von nah und fern, um das rätselhafte Dings zu sehen. Die Gegend wird zum Rummelplatz, das Dings berühmt. Und schon geht der Streit los darüber, ob das Dings „hierher“ gehöre. Dann ist das Dings plötzlich weg, so als ob es nie dagewesen wäre. Auf Nimmerwiedersehen, sagen einige. Damit ist es Aus mit dem Lärm und dem Rummel. Aber die vier Dings-Entdecker haben etwas gelernt: „Bevor das Dings kam,“ bemerkte Purzel, „waren wir Fremde“. Romp lächelte: „Und jetzt sind wir Freunde.“…
Harper Green ist ein ganz normales Mädchen in einer scheinbar intakten Familie, bis sie bei der Beerdigung einer früheren Freundin Lucas trifft und entdeckt, dass sie Gedanken lesen kann. Von da an ist nichts mehr wie es war. Vielleicht war es ja auch nie so, wie Harper gedacht hat. Verabredung in Kill River Sie hat sich zwar nie ganz wohl in der Gated Community gefühlt, in der sie seit dem Tod ihres Vaters leben. Eine schicke, geschützte Siedlung für Familien, deren Väter als Helden gestorben sind – beim versehentlichen Abschuss eines Flugzeugs, so die Heldenerzählung. Aber Kill River, der Ort, an dem sie Lucas treffen soll, schockiert sie. Es ist ein verlotterter Stadtteil, bevölkert von Drogensüchtigen, Alkoholikern und anderen Menschen, die am Rand der Gesellschaft leben. Wie Marty, der Drogenhändler, und Tammy, die aggressive 14-Jährige, die Harper am liebsten zu Brei schlagen würde. Berüchtigte Insel Wie gut, dass auch Lucas eine Gabe hat: Er kann heilen. Ihr gemeinsames Geheimnis schweißt die beiden zusammen. Doch um Lucas zu treffen, hat Harper ihren besten Freund Caleb als Alibi benutzt. Und dann muss sie mit ansehen, wie er abgeführt wird. Ihm droht die Insel, ein berüchtigtes Arbeitslager im Nirgendwo. Auch Lucas war schon…
Saša Stanišić kam mit seinen Eltern aus Bosnien nach Deutschland und hat als Autor schon einige Preise abgeräumt. Der Vater eines Sohnes hat auch zwei Kinderbücher geschrieben. „Wolf“ ist sein erster Kinderroman. Es geht um ein Ferienlager im Wald, um Ausgrenzung, Null Bock, Mut und Mobbing – und um einen Wolf. Außenseiter und Opfer Kemi – den Namen des Ich-Erzählers erfährt man ganz zum Schluss – wäre eigentlich der „perfekte Kandidat zum Andersig gemacht zu werden“, denn er ist anders. Einer der gern liest, der viel weiß, aber Null Bock auf Spiel und Sport hat. Mit seiner alleinerziehenden Mutter dagegen führt er gern Gespräche über Erwachsenen-Themen. „Meine Reputation ist die von einem, der sich gern beschwert und der gern keine Lust auf nichts hat“, sagt er von sich selbst. Dass er mit der Einstellung in der Klasse zwar Außenseiter aber nicht Opfer ist, hat er Jörg zu verdanken. Der ist anders als Kemi kein Nörgler, sondern ein freundlicher Typ, aber mit den abstehenden Ohren, dem altmodischen Outfit und ebensolchen Sprüchen einfach uncool. Kein Mumm gegen Mobbing Es kommt, wie es kommen musste. Kemi und Jörg teilen sich im Ferienlager ein Zimmer mit Stockbett, und Kemi beginnt zu ahnen, wie schwer…
Eigentlich müssten sich Lance und seine Freunde freuen – auf die Freizeit am Crater Lake. Aber den Ich-Erzähler plagen düstere Vorahnungen, und dass der selbstgefällige Trent seinen Kumpel Chets schon wieder runtermacht, verdrießt ihn noch mehr. Das ist freilich nichts gegen das, was die Schülerinnen und Schüler im sogenannten Freizeitzentrum am Crater Lake erwartet… Alarmierende Anzeichen Dabei hätte der blutüberströmte Kerl, der ihnen kurz vor dem Ziel begegnet ist, schon genug Argwohn erregen können. Und dann der merkwürdige Empfang durch den Camp-Chef. Lance, den die verhasste Lehrerin Miss Hoche in ein Einzelzimmer verbannt hat, ist alarmiert. Schüler mit Wespenaugen Als er sich mit seinen Freunden treffen will, stößt er auf einen Trupp schlafwandelnder Mitschüler, die allesamt Wespen-Augen haben. Und es werden immer mehr. Schnell ist der Clique klar, dass dieses Wespennest eine tödliche Gefahr birgt. Und Camp-Leiter und Lehrerin sind nicht nur mit von der Partie, sondern die wohl gefährlichsten Gegner. Verwandlung im Schlaf Das Bedrohlichste scheint der Schlaf. Denn da geschieht die Verwandlung. Lance ahnt, dass sie nur eine Chance haben: niemals einzuschlafen. Und dann müssen sie den ungleichen Kampf aufnehmen – wie David gegen Goliath. Nur so können sie sich und ihre Mitschüler retten. Dass sich auch Trent…
Der Energie-Engpass erhöht den Druck auf die Flüsse, gilt doch Wasserkraft als umweltfreundlich. Doch dabei ist ein sensibler Umgang mit der Ressource Wasser gefragt. Wie wichtig Flüsse für unser Lebensumfeld sind, das zeigt der mehrfach ausgezeichnete Geowissenschaftler Laurence C. Smith in dem ebenso faszinierenden wie alarmierenden Buch „Weltgeschichte der Flüsse“. Kein Überleben ohne Flüsse Heutzutage hätten es Flüsse schwer, ihre Ladung zum Meer zu bringen, heißt es da schon in der Einführung: „Sie gleiten an erstarrten Städten vorbei, werden von Dämmen eingezwängt, von Ingenieuren gedrosselt und von den meisten übersehen. Und dennoch gewinnen die Flüsse die Oberhand. Sie werden uns alle überdauern. Aber ohne sie werden wir nicht überleben.“ Lebensadern, Handelswege, Grenzen Weltreiche entstanden entlang von Flüssen, Weltstädte liegen an Flüssen: Paris an der Seine, London an der Themse, Berlin an der Spree, Kalkutta am Ganges… Schon in grauer Vorzeit waren Flüsse Lebensadern, sie wurden zu Handelswegen, zu Staatsgrenzen, zu Fluchtwegen. Laurence C. Smith beschreibt eindrucksvoll, wie die Kontrolle wichtiger Flüsse Macht zementierte und wie die Flüsse „zur Gestaltung der politischen Geografie Europas und des Nahen Ostens“ beitrugen. Zerstörer und Zerstörte Er schreibt über die politischen Ränke um Mississippi und Jangtse, die Bombardierung des Möhnestausees und ihre Folgen und macht…