Bilderbücher für die Ferien
Kinderbücher , Rezensionen / 26. Juli 2023

Sommer, Sonne, Ferien – und manchmal auch Langeweile. Vor allem bei den Kleinen, die oft ihre Spielkameradinnen und die Freunde vermissen. Bilderbücher können helfen, die Zeit zu vertreiben. Und nicht nur das, sie schaffen Nähe zu den Eltern oder den größeren Geschwistern – beim Vorlesen und Anschauen. Zwei besondere Bilderbücher für diesen Sommer: Viel Streit ums Dings „Das Dings“ heißt das  kunterbunte  Bilderbuch von Simon Puttock & Daniel Egnéus. Tatsächlich geht es um ein Dings, das plötzlich da ist – aus heiterem Himmel und den Tieren Flick, Purzel, Brummel und Romp Rätsel aufgibt. Wo kommt es her, was ist es, fragen die vier sich. Aber sicher ist: sie heißen es willkommen und kümmern sich um sein Wohlergehen. Bald kommen Leute von nah und fern, um das rätselhafte Dings zu sehen. Die Gegend wird zum Rummelplatz, das Dings berühmt. Und schon geht der Streit los darüber, ob das Dings „hierher“ gehöre. Dann ist das Dings plötzlich weg, so als ob es nie dagewesen wäre. Auf Nimmerwiedersehen, sagen einige. Damit ist es Aus mit dem Lärm und dem Rummel. Aber die vier Dings-Entdecker haben etwas gelernt: „Bevor das Dings kam,“ bemerkte Purzel, „waren wir Fremde“. Romp lächelte: „Und jetzt sind wir Freunde.“…

Die dunkle Seite der Gabe
Kinderbücher , Rezensionen / 6. Mai 2023

Harper Green ist ein ganz normales Mädchen in einer scheinbar intakten Familie, bis sie bei der Beerdigung einer früheren Freundin Lucas trifft und entdeckt, dass sie Gedanken lesen kann. Von da an ist nichts mehr wie es war. Vielleicht war es ja auch nie so, wie Harper gedacht hat. Verabredung in Kill River Sie hat sich zwar nie ganz wohl in der Gated Community gefühlt, in der sie seit dem Tod ihres Vaters leben. Eine schicke, geschützte Siedlung für Familien, deren Väter als Helden gestorben sind – beim versehentlichen Abschuss eines Flugzeugs, so die Heldenerzählung. Aber Kill River, der Ort, an dem sie Lucas treffen soll, schockiert sie. Es ist ein verlotterter Stadtteil, bevölkert von Drogensüchtigen, Alkoholikern und anderen Menschen, die am Rand der Gesellschaft leben. Wie Marty, der Drogenhändler, und Tammy, die aggressive 14-Jährige, die Harper am liebsten zu Brei schlagen würde. Berüchtigte Insel Wie gut, dass auch Lucas eine Gabe hat: Er kann heilen. Ihr gemeinsames Geheimnis schweißt die beiden zusammen. Doch um Lucas zu treffen, hat Harper ihren besten Freund Caleb als Alibi benutzt. Und dann muss sie mit ansehen, wie er abgeführt wird. Ihm droht die Insel, ein berüchtigtes Arbeitslager im Nirgendwo. Auch Lucas war schon…

Der Wolf im Wald
Kinderbücher , Rezensionen / 5. Mai 2023

Saša Stanišić kam mit seinen Eltern aus Bosnien nach Deutschland und hat als Autor schon einige Preise abgeräumt. Der Vater eines Sohnes hat auch zwei Kinderbücher geschrieben. „Wolf“ ist sein erster Kinderroman. Es geht um ein Ferienlager im Wald, um Ausgrenzung, Null Bock, Mut und Mobbing – und um einen Wolf. Außenseiter und Opfer Kemi – den Namen des Ich-Erzählers erfährt man ganz zum Schluss – wäre eigentlich der „perfekte Kandidat zum Andersig gemacht zu werden“, denn er ist anders. Einer der gern liest, der viel weiß, aber Null Bock auf Spiel und Sport hat. Mit seiner alleinerziehenden Mutter dagegen führt er gern Gespräche über Erwachsenen-Themen. „Meine Reputation ist die von einem, der sich gern beschwert und der gern keine Lust auf nichts hat“, sagt er von sich selbst. Dass er mit der Einstellung in der Klasse zwar Außenseiter aber nicht Opfer ist, hat er Jörg zu verdanken. Der ist anders als Kemi kein Nörgler, sondern ein freundlicher Typ, aber mit den abstehenden Ohren, dem altmodischen Outfit und ebensolchen Sprüchen einfach uncool. Kein Mumm gegen Mobbing Es kommt, wie es kommen musste. Kemi und Jörg teilen sich im Ferienlager ein Zimmer mit Stockbett, und Kemi beginnt zu ahnen, wie schwer…

Wespennest Crater Lake
Kinderbücher , Rezensionen / 7. Februar 2023

Eigentlich müssten sich Lance und seine Freunde freuen – auf die Freizeit am Crater Lake. Aber den Ich-Erzähler plagen düstere Vorahnungen, und dass der selbstgefällige Trent seinen Kumpel Chets schon wieder runtermacht, verdrießt ihn noch mehr.  Das ist freilich nichts gegen das, was die Schülerinnen und Schüler im sogenannten Freizeitzentrum am Crater Lake erwartet… Alarmierende Anzeichen Dabei hätte der blutüberströmte Kerl, der ihnen kurz vor dem Ziel begegnet ist, schon genug Argwohn erregen können. Und dann der merkwürdige Empfang durch den Camp-Chef. Lance, den die verhasste Lehrerin Miss Hoche in ein Einzelzimmer verbannt hat, ist alarmiert. Schüler mit Wespenaugen Als er sich mit seinen Freunden treffen will, stößt er auf einen Trupp schlafwandelnder Mitschüler, die allesamt Wespen-Augen haben. Und es werden immer mehr. Schnell ist der Clique klar, dass dieses Wespennest eine tödliche Gefahr birgt. Und Camp-Leiter und Lehrerin sind nicht nur mit von der Partie, sondern die wohl gefährlichsten Gegner. Verwandlung im Schlaf Das Bedrohlichste scheint der Schlaf. Denn da geschieht die Verwandlung.  Lance ahnt, dass sie nur eine Chance haben: niemals einzuschlafen. Und dann müssen sie den ungleichen Kampf aufnehmen – wie David gegen Goliath. Nur so können sie sich und ihre Mitschüler retten. Dass sich auch Trent…

Die Macht der Flüsse
Kinderbücher , Rezensionen / 31. Oktober 2022

Der Energie-Engpass erhöht den Druck auf die Flüsse, gilt doch Wasserkraft als umweltfreundlich. Doch dabei ist ein sensibler Umgang mit der Ressource Wasser gefragt. Wie wichtig Flüsse für unser Lebensumfeld sind, das zeigt der mehrfach ausgezeichnete Geowissenschaftler Laurence C. Smith in dem ebenso faszinierenden wie alarmierenden Buch „Weltgeschichte der Flüsse“. Kein Überleben ohne Flüsse Heutzutage hätten es Flüsse schwer, ihre Ladung zum Meer zu bringen, heißt es da schon in der Einführung: „Sie gleiten an erstarrten Städten vorbei, werden von Dämmen eingezwängt, von Ingenieuren gedrosselt und von den meisten übersehen. Und dennoch gewinnen die Flüsse die Oberhand. Sie werden uns alle überdauern. Aber ohne sie werden wir nicht überleben.“ Lebensadern, Handelswege, Grenzen Weltreiche entstanden entlang von Flüssen, Weltstädte liegen an Flüssen: Paris an der Seine, London an der Themse, Berlin an der Spree, Kalkutta am Ganges… Schon in grauer Vorzeit waren Flüsse Lebensadern, sie wurden zu Handelswegen, zu Staatsgrenzen, zu Fluchtwegen. Laurence C. Smith beschreibt eindrucksvoll, wie die Kontrolle wichtiger Flüsse Macht zementierte und wie die Flüsse „zur Gestaltung der politischen Geografie Europas und des Nahen Ostens“ beitrugen. Zerstörer und Zerstörte Er schreibt über die politischen Ränke um Mississippi und Jangtse, die Bombardierung des Möhnestausees und ihre Folgen und macht…

Traum und Wirklichkeit
Kinderbücher , Rezensionen / 5. August 2022

Tuutiki Tolonen ist eine finnische Schriftstellerin, die schon einige Kinderbücher verfasst hat. Und ihr Roman „Agnes und der Traumschlüssel“ ist eine wunderbare Ferienlektüre, spannend und ein bisschen märchenhaft. Ein neuer Ort, ein neuer Freund Worum es geht, ist schnell erzählt: Agnes und ihre Mutter sind gerade erst in den kleinen finnischen Ort Harmala gezogen. Hier hat die Mutter nach der Scheidung eine Stelle als Journalistin gefunden. Und im Sohn des Chefredakteurs Muffin findet Agnes einen Freund. Das Rätsel des Babygrabs Den braucht sie auch, um ein Rätsel zu lösen, das sie beschäftigt, seit sie auf dem Friedhof auf das Grab eines Babys gestoßen war. Das war gerade mal einen Tag alt geworden und hieß wie sie Agnes. Seither hat Agnes merkwürdige Träume von einer Villa, in deren Garten sie umherirrt und einer herrischen Frau, die sie ruft. Zwei Spürnasen Wie gut, das Muffins Vater Zugang zum Zeitungsarchiv hat. Da finden die zwei Spürnasen Informationen über die Familie des toten Babys – und die Villa, in der die Familie wohnte. Agnes, die jeden Tag den Hund eines Nachbarn spazieren führt, und Muffin beschließen, der Villa einen Besuch abzustatten. Merkwürdigerweise hat Agnes gleich das Gefühl, die Villa zu kennen und Hund Oskar…

StoryWorld – der andere Freizeitpark
Kinderbücher , Rezensionen / 20. Juli 2022

Ist StoryWorld so etwas wie ein Freizeitpark? Sascha, die gerade gegen Chloe den Lesewettbewerb gewonnen hat, freut sich auf einen Besuch der Themenwelten als Belohnung. Und weil auf Wunsch von StoryWorld Chef Zelpetin der Besuch für zwei gilt, nimmt sie die Konkurrentin gleich mit. Chloe ist nicht ganz so mutig wie Sascha dafür aber ganz schön selbstbewusst. Tierische Begleiter Auf ihrer Reise in den mysteriösen Erlebnispark werden die beiden Mädchen von dem geheimnisvollen Henry begleitet. Wie Sascha und Chloe hat auch Henry ein Tier als Begleiter. Doch das ist kein Hündchen wie bei Chloe, auch kein Wellensittich wie bei Sascha, sondern ein Falke mit merkwürdig stechenden Augen. Abenteuer schreiben Geschichten Bei allem Misstrauen, das Sascha bei seinem Anblick überfällt, ist sie doch anfangs fasziniert von StoryWorld. Aus den unbeschriebenen Büchern in den Regalen sollen die Mädchen eines auswählen, das ihre Themenwelt sein wird. Und während sie ihr Abenteuer im Reich der Tausend Wasser nur mit viel Glück und unerwarteter Hilfe überstehen, füllen sich die Buchseiten. Abtauchen in magische Welten Sabrina J. Kirschner lädt mit StoryWelt – Amulett der Tausend Wasser Kinder ab neun Jahren dazu ein, in eine magische Welt abzutauchen, in der Nixen durch Lagunen schwimmen und ein Wasserdrache…

In der Sommerwiese
Kinderbücher , Rezensionen / 7. Juni 2022

Freie Tage, Ferienzeit. Und die Kinder wollen was erleben. Dazu muss man nicht einmal weit fahren. Denn gerade jetzt grünt und blüht es in der Wildwiese, es summt und brummt, krabbelt und schwirrt. Da lohnt sich ein Ausflug vor der Haustüre. Dahin, wo die Wiesen noch nicht gemäht wurden, wo das Gras hoch steht, wo Margeriten, Mohn, Kornnblume und Hahnenfuß blühen. Seltenheit Wildwiese Solche Wildwiesen gibt es immer seltener. Meist werden die Wiesen abrasiert, ehe die Blumen sprießen. Ein Verlust für die Artenvielfalt. Doch wer so eine Wildblumenwiese entdeckt, kann sich nicht nur an der Vielfalt der Gräser und Blüten erfreuen, sondern auch viel lernen – über die Überlebensstrategien der Pflanzen und die Fähigkeiten der Tiere. Rekorde Angelika Huber-Janisch und Annette Zacharias machen mit dem großformatigen, schön illustrierten Bilderbuch „Die Wildwiese“  Lust darauf, den Lebensraum Wildwiese zu erforschen und buchstäblich das Gras wachsen zu hören. Da erfährt man beispielsweise, welche Rekorde ein Feldlerchen-Männchen beim Singen aufstellt oder die Wiesenschaumzikade beim Springen. Und wer weiß schon, dass eine Hummel in einer Sekunde 240 Flügelschläge macht? Dass eine einzige Löwenzahnblüte 400 Samen produziert? Oder warum Glühwürmchen leuchten?   Alles kleine Wunder, die wir allzu oft übersehen wie den Sparrigen Runzelbruder oder das…

Bizarrer Pflanzengenuss

Joseph Simcox ist ein Weltreisender in Sachen Wildpflanzen. Und so vereint das grell pinkfarben aufgemachte Buch „Bizarre Edible Plants“ auf 176 Seiten tatsächlich 72 bizarr aussehende Pflanzen aus aller Welt, die Simcox auf seinen Reisen in mehr als 120 Länder aufgespürt und auch gegessen hat. Entdecken und essen Joseph Simcox, der sich selbst als „botanischer Entdecker“ sieht und den Ehrgeiz hat, möglichst viele der essbaren wilden Pflanzen dieser Erde nicht nur zu entdecken sondern auch zu verkosten, beschreibt in diesem schön aufgemachten und informativen Buch die Forschungsreisen in aller Welt, die er seinem Team unternommen hat. Vor allem aber geht es ihm darum, das Potenzial wilder essbarer Pflanzen auch Laien klar zu machen. Vorsicht vor giftigen Exemplaren Mehr als 10.000 Pflanzen habe er selbst entdeckt und gegessen, hat er im einleitenden Interview gesagt. Um sie zu finden, sei ihm keine Mühe zu groß gewesen. Weder hohe Berge noch gefährliche Sümpfe konnten ihn auf seiner Mission stoppen. Sein gründliches Wissen half ihm, giftige Pflanzen zu meiden. Allerdings hat auch der Pflanzenkenner böse Erfahrungen gemacht, als er essbare mit giftigen Pflanzen verwechselt hat. Davor will er seine Mitmenschen bewahren. Ideen für die Sterne-Küche Im Buch zeigen großformatige Pflanzen- und Früchte-Porträts, was an…

Bäriges Versteckspiel
Kinderbücher , Rezensionen / 20. April 2022

Finde Ferdi :  Nichts leichter als das.  Denn der dicke Bär hat große Mühe,  ein gutes Versteckt zu finden. Was für ein tolles Bilderbuch! Voller witziger Ideen und mit einem ebenso tollpatschigen wie liebenswerten Bären als Hauptfigur.  „Finde Ferdi“  von Mike Boldt macht einfach Spaß – auch Erwachsenen. Und Kinder schließen den dicken Bären sicher ganz schnell ins Herz, weil er eben kein Versteck-Genie ist. Ferdi ist ein Meister im Scheitern Im Gegenteil. Seitenweise scheitert Ferdi an der doch gar nicht so schweren Aufgabe sich so zu verstecken, dass man ihn nicht schon auf den ersten Blick entdeckt. Das Scheitern ist eine Erfahrung, die Kinder sicher auch hin und wieder machen. Aber daraus kann man ja auch lernen. Und das tut Ferdi. Am Ende versteckt sich der große Bär richtig gut. Aber damit ist dieses warmherzig-witzige Bilderbuch noch lange nicht zu Ende. Denn jetzt sind Adleraugen gefragt, um auf dem Wimmelbild nicht nur Ferdi zu entdecken, sondern ganz viele lustige Kleinigkeiten. Ein Riesenspaß! Info  Mike Boldt. Finde Ferdi, Penguin Junior, 32 S., 14 Euro, ab 3