Kermani findet nicht zu sich
Rezensionen / 16. November 2016

Sein Name wurde für den nächsten Bundespräsidenten ins Gespräch gebracht. Er wurde mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet und sprach auch schon im Bundestag. Es scheint, als habe uns Navid Kermani viel zu sagen. Das erwartete man auch von seinem neuen Roman „Sozusagen Paris“. Und da enttäuscht der Deutsch-Iraner, der sich als öffentlicher Intellektueller einen Namen gemacht hat. Der Autor macht im Geist die Begegnung zum Buch Der Roman erzählt vom enttäuschenden Wiedersehen mit der ersten Liebe und von der Entstehung eines Romans. Bei einer Lesung steht die „Schönste des Schulhofs“ plötzlich vor dem Autor. Er nennt sie Jutta und geht mit ihr nach Hause, wo beide in einem unaufgeräumten Wohnzimmer aber vor einer reich bestückten Bücherwand über die Vergangenheit reden, über Bücher und Paris, und wo der Schriftsteller schon darüber sinniert, wie er aus dieser Begegnung ein neues Buch machen und womit er die Bedenken seines Lektors zerstreuen wird. Die gemeinsame Nacht auf dem Sofa desillusioniert  In dieser gemeinsamen Nacht auf dem Sofa passiert nichts, außer dass beide mit der Liebe abrechnen, deren erstes Feuer sich nicht mehr entzünden lässt. Womöglich auch, weil der Ehemann in der Wohnung anwesend ist, wahrscheinlicher aber, weil der Schriftsteller mehr Interesse an…

Kämpfen statt träumen
Rezensionen / 8. November 2016

Im syrischen Aleppo tobt ein erbarmungsloser Krieg. Hunderttausende von Menschen sind eingeschlossen und hilflos den Bomben ausgeliefert. Doch während die ganze Welt auf diese gequälte Stadt starrt, ereignen sich in den Dörfern Dramen, bei denen ganze Familien ausgelöscht werden. Mit ihrem Roman „Tränen unter dem Granatapfelbaum“ will die Journalistin Vanessa Altin auf diese vergessenen Tragödien aufmerksam machen und denen eine Stimme geben, die längst voller Verzweiflung verstummt sind. Der Terror der Rattenmänner „Rattenmänner“ nennen die kurdischen Kämpfer die Männer vom IS, die den Bürgerkrieg in Syrien für ihre eigenen Zwecke nutzen und die Zivilbevölkerung terrorisieren. Das Mädchen Dilvan, Dilly genannt, ist mit ihren 13 Jahren eigentlich viel zu jung, um sich in den Kampf zu stürzen. Aber seit sie mit ansehen musst, wie ihre Mutter und ihre Schwester von den IS-Terroristen mit Stockschlägen auf einen Laster getrieben wurden und einer der Männer das Baby der Familie brutal zum Köpfen zerrte, kann sie nur mehr an Rache denken. Und daran, wie sie dabei helfen könnte, ihren Heimatort von den Rattenmännern zu befreien. Ihr großes Vorbild ist die mutige Kämpferin Rehana, die selbst hart gesottene IS-Krieger das Fürchten lehrt. Während gleichaltrige Mädchen in unseren Breiten vom neuesten iPhone träumen, träumt Dilly davon,…