In 120 Marathons rund um Deutschland
Reisebücher , Rezensionen / 22. Januar 2025

Ihre Deutschlandumrundung sollte etwas besonderes sein: Joyce Hübner ist Läuferin aus Leidenschaft und liebt Marathons. Warum also nicht Deutschland in Marathons umrunden? 2023 ist sie gestartet und hat in 140 Tagen 5200 Kilometer und 57.000 Höhenmeter geschafft – in 120 Marathons. Das hat die junge Frau, die im Internet als runninggirl.joyce bekannt ist, immer wieder an ihre Grenzen gebracht, ihr aber auch ganz neue Einsichten und Ausblicke vermittelt. Verliebt ins Allgäu Von Zäunen, Felsbrocken und Grenzsteinen hat sie sich auf ihrem langen Weg nicht aufhalten lassen, auch nicht von Kühen und anderem Getier. Sie hat sich in die Allgäuer Landschaft, in die Berge und allgemein in das Bundesland Bayern verliebt: „Auch wenn ich mich auf den Rundwegen um die Seen immer wieder durch Menschenmassen bewegen muss – hier zu sein ist Balsam für die Seele. Vor allem, weil ich gar nicht damit gerechnet hatte, das ganze Märchenland Allgäu in geballter Form präsentiert zu bekommen.“ Trübe Tage, schlechtes Gewissen Es gab aber auch trübe Tage, an denen sie an sich selbst zweifelte, an denen sie geschwächt auf die Piste ging oder sich im Fels verirrte. Das „megaschlechte Gewissen“ quälte sie dann wohl zurecht, weil sie nicht nur sich selbst, sondern auch…

Zwischen himmlisch und unterirdisch
Rezensionen , Romane / 14. Januar 2025

Christine Hochreiter lebt in Passau. Von da ist es nicht weit nach Niederösterreich, und das weiß die Autorin zu schätzen. Denn auch im Nachbarland kennt sie jede Menge schöne Orte, die sie Reisenden in dem Büchlein „Glücksorte in Niederösterreich“ ans Herz legen möchte. Viel Glück also zum Neuen Jahr. Paradiesische Ziele Nicht alle 80 Ziele versprechen „Glück fürs ganze Leben“ wie das „Anglerparadies Hessendorf“ im Waldviertel mit seinen sieben Teichen. Im Marchauen-Reservat hat die Autorin ein anderes Paradies ausgemacht – das der Störche, die größte Weißstorchkolonie Mitteleuropas. Ein besonderes Paradies für Menschen hat Christine Hochreiter im uralten Stift Heiligenkreuz im Wienerwald gefunden, wo sich zumindest die Mönche wie im Paradies fühlen. Ganz gewöhnliche Sterbliche könnten es im Waidhofener Schloss paradiesisch haben: Im von Hans Hollein entworfenen Kubus auf dem Schlossturm sind sie zumindest „dem Himmel ganz nah“. Tief im Keller Von oben nach unten: In die Kasematten der Wiener Neustadt, wo viel Kunst und Kultur stattfindet. Oder in den Retzer Erlebniskeller, der mit seinen drei Geschossen als der größte Weinkeller Österreichs gilt, ein Labyrinth aus Kellerröhren. Auch die Weintour in der Loisium Weinwelt beginnt unterirdisch, im magischen Kellerlabyrinth. Und im unterirdischen Stollen in Maissau kann in zwölf Metern Tiefe die…

Die Reise seines Lebens
Reisebücher , Rezensionen / 7. Januar 2025

Bis zum 73. Lebensjahr hat Heinz Stücke nie eine Wohnung gehabt. Jetzt ist er 84 und lebt mit seinen Erinnerungen in Hövelhof, wo er geboren und aufgewachsen ist. Bis ihn das Fernweh gepackt hat und er auf Reisen ging, um 51 Jahre lang nicht zurück zu kommen. Zwei Weltreisende im Gespräch Carina Wolfram hat sich dem Weltenbummler und seinem Leben schreibend genähert, auch über den Film „The man who wanted to see it all“. Und natürlich über Gespräche. Auch ein Interview findet sich im Buch. Dennis Kailing, wie Heinz Stücke Weltreisender mit dem Rad, hat sich mit dem 50 Jahre Älteren angefreundet und spricht mit ihm über die Freuden und die Gefahren des Reisens ohne Handy und GPS. Alles andere als Urlaub „Bücher waren für mich ein Ort der Geborgenheit, während täglich neue Ereignisse und Eindrücke auf mich warteten“, begründet Heinz Stücke die Tatsache, dass er in seinem Rucksack immer Bücher dabei hatte. Und er warnt davor, lange Reisen als eine Art Urlaub zu sehen. Man müsste ständig planen, sich neu orientieren, dürfte auch bei schlechten Erlebnissen nie den Mut verlieren. Er war immer nah dran an der Natur – und den Menschen. Davon zeugen auch die beeindruckenden Fotografien im…

Harrys Weihnachten in Hogwarts
Kinderbücher , Rezensionen / 20. Dezember 2024

Auch Zauberlehrlinge feiern Weihnachten und wenn die Familie nicht da ist, dann eben in Hogwarts. Im „Stein der Weisen“ darf Harry Potter das bisher schönste Weihnachten seines Lebens feiern. Ziyi Gao hat sich ausgedacht, wie so ein Weihnachten im Zauberer-Internat aussehen könnte. Eine Menge Geschenke Mit ihren märchenhaften Illustrationen weckt sie nicht nur Harry zum Leben. Auch Ron, Hermine und Hagrid haben ihren Auftritt. Und das Beste: Harry bekommt zum ersten Mal Weihnachtsgeschenke – eine hölzerne Flöte von Hagrid, ein Fünfzig-Pence-Stück von den Dursleys, einen dicken Pulli von Rons Mam, Schokofrösche von Hermine. Und dann noch einen Umhang, der Harry später wichtige Dienste leisten wird, weil er unsichtbar macht. Der geheimnisvolle Umhang Aber am Weihnachtsabend erwartet ihn noch so viel mehr. Es gibt Essen in Hülle und Fülle, es wird geschlemmt, gezaubert und viel gelacht. Und Harry weiß ganz sicher, dass er noch nie so ein schönes Weihnachtsfest erlebt hat. Als er im Bett liegt, denkt er an den geheimnisvollen Umhang und das , was der unbekannte Absender dazu geschrieben hat: „Gebrauche ihn klug“. Aber das ist dann eine andere Geschichte. Märchenhafte Harry-Potter-Welt Ziyi Cao hat für ihr Weihnachtsbuch eine ganz eigene märchenhafte Harry-Potter-Welt gezaubert. Die Texte dazu stammen aus…

Reiseziel für Sterngucker
Reisebücher , Rezensionen / 19. Dezember 2024

„Die Geschichte der Astronomie ist die Geschichte von den sich weitenden Horizonten“, das Zitat von Edwin Hubble im Vorwort zu dem Bildband „Licht aus – Himmel an!“ macht Lust auf die sich weitenden Horizonte auf den nächsten 280 Seiten.  Sterngucker können sich auf fantastische Himmelsfotos freuen. Refugium des dunklen Himmels Es beginnt schon spektakulär mit den Polarlichtern am Gletschersee Jökulsarlon auf Island, gefolgt mit vielen Tipps für Ausflüge auf der Insel, die nach Meinung der Autoren „ein Refugium des dunklen Himmels“ ist. Das gilt wohl auch für die norwegischen Lofoten, die weit genug von Städten entfernt sind, um keine Lichtverschmutzung zu haben. Hier oben im Norden – Norwegen, Schweden, Finnland – ist auch das Reich der Mitternachtssonne und der weißen Nächte im Sommer. Auf den Fotografien konkurrieren Polarlichter mit fantastischen Aufnahmen vom Sternenhimmel um den besten Eindruck. Schutz vor Lichtverschmutzung In Dänemark ist die Gezeiteninsel Mandø seit diesem Jahr Dark Sky Park und damit so weit wie möglich vor Lichtverschmutzung geschützt. Denn je heller es ist, desto weniger Sterne sind zu sehen. Aus diesem Grund gibt es die Initiative der Dark Sky Parks. 1999 wurde das erste Lichtschutzgebiet in Kanada eingerichtet, und 2007 beschloss die Unesco die Etablierung von „Starlight…

Am Ende aller Hoffnung
Rezensionen , Romane / 10. Dezember 2024

Der in Minsk geborene Sasha Filipenko macht aus seiner Gegnerschaft zum Präsidenten von Belarus kein Hehl. In seinem neuen Roman „Der Schatten einer offenen Tür“ zeichnet der heute in der Schweiz lebende Schriftsteller ein düsteres Bild der russischen Gegenwart – inspiriert von einer wahren Geschichte. Ein Geschenk mit Nebenwirkungen Der Roman ist eingeteilt in 24 Gesänge. Am Ende stehen Epilog und Postskriptum. Im Epilog geht es nochmal um die wichtigsten Personen und Handlungen des Romangeschehens: Um den Moskauer Kommissar Alexander Koslow, der als Ermittler nach Ostrog geschickt wurde, nachdem sich in einem Kinderheim mehrere Kinder selbst getötet hatten. Und um das Danaergeschenk des Bürgermeisters, der den Waisenkindern Ferien am Meer spendiert hatte, was dazu führte, dass sie hinterher noch unglücklicher waren. Ein Kauz als Bauernopfer Der Kommissar ist zunächst ratlos, auch weil er primär mit sich selbst beschäftigt ist, seit seine Frau ihn verlassen hat. Warum soll er sich da in der Provinz mit unfähigen Polizisten und sadistischen Wärtern rumschlagen? Deren Opfer ist der gutwillige Kauz Petja Pawlow, der selbst im Kinderheim aufgewachsen ist. Ausgerechnet der harmlose Petja soll die Jugendlichen ermordet haben. Dabei weist nichts auf Fremdeinwirkung hin. Aber bei jedem Opfer wurde seine DNA gefunden. Er muss also…

Rom im Heiligen Jahr
Allgemein , Reisebücher , Rezensionen / 10. Dezember 2024

Seit fast 2000 Jahren ist Rom ein christlich geprägter Kraftort. Wenn 2025 wieder ein Heiliges Jahr gefeiert wird, ist das besonders spürbar. Aus diesem Anlass laden der ehemalige Abtprimas Notker Wolf und die Theologin Corinna Mühlstedt dazu ein, sie an Orte zu begleiten, die von der Geschichte des Christentums erzählen – von Glauben und Hoffnung, dem Motto des Heiligen Jahres. Nach dem Tod von Notker Wolf hat Corinna Mühlstedt diesen ungewöhnlichen Reiseführer zu Ende geschrieben. Heilige und Suchende Dabei geht es nicht nur zu Kirchen und Klöstern, auch Gärten, Parks und Ausgrabungen können dabei helfen, die innere Ruhe zu finden. Die theologisch versierten Autoren haben viel zu erzählen – über außergewöhnliche Kreuzigungsdarstellungen etwa, über wundertätige Madonnenfiguren, über Reformer, Heilige und Suchende. Die reich bebilderten Streifzüge werden flankiert von Meditationen und Gedichten, die dabei helfen können, das Erlebte zu vertiefen. Ein Friedhof für Nicht-Katholiken Natürlich sind es nicht die üblichen Sehenswürdigkeiten Roms, zu denen Corinna Mühlstedt und Notker Wolf führen. Auf der Piazza Navona geht es denn auch nicht zum barocken Vierströmebrunnen, sondern gleich weiter in die Altstadtstraße zur Kirche „Maria dell‘Anima“, der Pfarrkirche der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Rom. Im Cimitero Acattolico, dem Friedhof für die Nicht-Katholiken, weisen die Autoren…

Lesefutter zu Weihnachten
Reisebücher , Rezensionen , Romane / 3. Dezember 2024

Es gibt kaum Schöneres an trüben Wintertagen, als sich in Kissen zu kuscheln, in einem Buch zu blättern und sich in andere Gefilde, ja andere Welten und Zeiten, zu träumen. Kaum ein Medium ist dafür besser geeignet als ein Buch. Auch deshalb haben Bücher wieder Konjunktur – und das nicht nur bei TikTokerinnen. Wir haben unter den vielen Neuerscheinungen ganz besondere Bücher für ganz unterschiedliche Lesebedürfnisse ausgesucht. Sie machen sich auch unter dem Weihnachtsbaum gut. Lassen Sie sich verführen! Wohin reist die Kunst? Gereist wurde schon lang. Und natürlich waren auch die großen Künstler gern und viel unterwegs – aus den unterschiedlichsten Gründen. Der Renaissance-Maler Caravaggio etwa floh aus Rom nach Malta, nachdem er seinen Kontrahenten erstochen hatte. Später zog es ihn nach Sizilien. Nicht immer waren die Reise-Gründe so dramatisch. Künstler und Künstlerinnen suchten die Ortsveränderung, das Abenteuer, um sich inspirieren zu lassen. Von diesen Reisen und den Werken, die daraus entstanden, erzählt Travis Elborough in „Unterwegs“. Die Lesenden begleiten den Surrealisten Dali nach Manhattan, wo er auf einem Kostümball als Leiche auftrat. Sie folgen Frida Kahlo und Diego Rivera in die Flitterwochen in Cuernavaca und Georgia O‘Keeffe in die Badlands von New Mexico, wo D.H. Lawrence eine Zeitlang…

Nordisches Wunderland
Reisebücher , Rezensionen / 26. November 2024

Immer mehr Reisende zieht es in den Norden, in noch nicht überlaufene Landschaften. Dahin, wo es noch Eisbären gibt, wo Rentiere weiden und eine weitgehend ungezähmte Natur Respekt einflößt. Der Bildband „Magie des Nordens“ offenbart noch eine andere, die märchenhafte Seite der nordischen Länder. Per Playlist in den Norden Was für eine gute Idee: Noch bevor man anfängt, die Magie des Nordens beim Blättern durch die reich illustrierten Seiten zu erkunden, kann man sich per Playlist musikalisch in den Norden beamen. 16 Titel stehen zur Auswahl. Sie bereiten die Lesenden vor auf magische Begegnungen mit Elfen, Wassergeistern, Riesinnen und Trollen, mit tapferen Recken, mit Wikingern und Walküren, mit Göttern, Hexen und Heiligen. Sagen und reale Orte Martin Wein erzählt nicht nur ihre meist märchenhaften Geschichten, er verortet die Begegnungen auch an realen Orten, die Reisende von heute erkunden können. Und dank der mystischen Stories folgt man dem Autor gespannt durch Norwegen, Schweden und Dänemark und weiter auf die Färöer, nach Island und Grönland. Die Mythologie des Nordens Zwischendrin verrät Wein zehn Orte, die besonders geheimnisvoll sind wie das norwegische Jotunheimen mit seinen schroffen Bergen, der Uumannaq in Grönland, ein Berg in Gestalt eines Robbenherzens, oder der Godafoss in Island, in…

Der Löwe mit dem schiefen Auge
Kinderbücher , Rezensionen / 19. November 2024

Löwenherzen ist das erste Kinderbuch der in Berlin lebenden und im georgischen Tiflis aufgewachsenen Nino Haratischwili. Mit dem Roman „Das achte Leben (für Brika)“ hat die Schriftstellerin  eine große Leserschaft erobert. Die 41-Jährige ist aber auch als Dramaturgin erfolgreich. 2020 schrieb sie  ihr erstes Theaterstück. Löwenherzen wurde in Gelsenkirchen uraufgeführt. Jetzt ist die wundersame Geschichte von Anand und dem Plüschbären mit dem schiefen Auge als Bilderbuch erschienen. Anand und der Brief an Gott Anand lebt in Bangladesch, seine Mutter ist arm und kann ihn nicht zur Schule schicken. Deshalb näht der Junge für den „Chinamann“ Stofftiere. Doch dieser Löwe bringt ihn zum Träumen – von einer Zirkusmanege, in der Anand das Publikum verzaubert und sein Löwe durch einen Feuerreifen springt. Leider nur im Traum. Aber Anand kann mit dem Löwen reden – über seine unerfüllten Wünsche und über seine Mutter, die neun Monate weg sein wird. Und er kann dem Löwen eine Botschaft mitgeben – an den „Herrn Gott in Oropa“. Die näht er in den Löwenbauch. Danach bleibt ihm zu wenig Zeit, um das linke Auge des Löwen richtig anzunähen. Deshalb muss dieser Löwe mit einem schiefen Auge durch die Welt reisen. Der Löwe reist von Kind zu Kind…