Emanuel Bergmann: Pure Magie
Rezensionen / 31. März 2016

Ein 15-jähriger Judenjunge, die Frucht eines mütterlichen Fehltritts, wird von seinem „Vater“, einem Rabbiner im Prag der 1940iger Jahre streng erzogen. Trotzdem oder eher gerade deswegen verfällt Mosche Goldenhirsch der Magie des  Zirkus. Er verliebt sich in die Assistentin des Zauberers und wird später selbst zum Magier in der Manege. Über 70 Jahre später sucht in Amerika ein anderer Junge nach diesem Magier, der als der „große Zabbatini“ Erfolge feierte. Der zehnjährige Max Kohn glaubt, nur Magie könne die kaputte Ehe seiner Eltern retten. Und wer wäre besser dafür geeignet als der Mann, der sich der „große Zabbatini“ nannte? Emanuel Bergmans Roman „Der Trick“ hat zwei Erzählstränge auf zwei Zeitebenen, die der Autor nach einem guten Drittel des Buches verknüpft. Spätestens dann wissen auch die Leser, dass der „große Zabbatini“ sich in einen klapperigen Greis verwandelt hat, der noch dazu nicht allzu sympathisch ist. Ein aufdringlicher Kerl, der Kinder hasst und Frauen als Freiwild betrachtet. Magische Lesemomente Trotzdem: Max glaubt an ihn, muss an ihn glauben: „Er war der Gläubige, der all seine Hoffnungen in eine zerkratzte Schallplatte und einen seltsam riechenden, mürrischen alten Mann gesetzt hatte… Auch Max hatte Angst vor dem Erwachen, dem endgültigen Ende seiner Kindheit. Er wollte noch eine…

Norbert Gstrein: Jenseits der Gemütsbesoffenheit
Rezensionen / 18. März 2016

Es fängt schon damit an, dass er am Anfang etwas klarstellt und damit erst recht neugierig macht: „Manches von dem Folgenden ist wirklich geschehen,“ schreibt der Österreicher Norbert Gstrein („Das Handwerk des Tötens“, „Eine Ahnung vom Anfang“) noch bevor sein Roman „In der freien Welt“ über den Nahost-Konflikt anfängt: „Aber ich bin nicht ich, er ist nicht er, sie ist nicht sie, die alte Geschichte.“ Stimmt das, will man sofort wissen und vergleicht die Lebensdaten des Autors mit seinem fiktiven Ich-Erzähler Hugo, einem österreichischen Autor. Da gibt es viele Parallelen, aber die sind wohl weniger wichtig für das Verständnis dieses ambitionierten Romans als Hugos Freund John, der jüdische Schriftsteller, der sich selbst als „Muskeljude“ bezeichnet und der in San Francisco erschossen wird. Hugo macht sich auf eine globale Spurensuche und nimmt die Leser mit auf die Reise – von San Francisco und New York nach Alaska und Tel Aviv, nach Jerusalem und ins Westjordanland, ins KZ Mauthausen und ins Salzkammergut. Er will die Wahrheit über den Tod des Freundes wissen und kommt ihm doch nicht wirklich näher. Im Gegenteil. Rätselhafte Zwillings-Metaphern Wie Hugo zwischen den Fronten des Nahost-Konflikts mäandert, scheint sein Bild von John zwischen hell und dunkel zu schwanken….

Der Kaffeedieb: Globale Gaunereien
Rezensionen / 15. März 2016

Kaffee ist für uns ein selbstverständliches Genussmittel. Das war nicht immer so, erst im 17. Jahrhundert wurde das Getränk, damals Kahve genannt, auch in Europa bekannt. Das Monopol auf das begehrte Getränk hatten allerdings die Osmanen. Dieser geschichtliche Hintergrund inspirierte den Autor Tom Hillenbrand, der mit seinen Krimis um den Luxemburger Koch Xavier Kiefer immer schon gerne ein Stück Lebensmittelgeschichte schrieb. Nun also taucht Hillenbrand mit dem „Kaffeedieb“ tief ein in die Geschichte der Ostindien Compagnie, die ihr Handels-Großreich ohne viel Skrupel über die damals bekannte Welt ausdehnt. Auch der Engländer Obediah Chalon, der mit Börsenspekulationen eine spektakuläre Pleite hingelegt hat, gerät in die Fänge der Compagnie. Nicht ganz freiwillig verpflichtet er sich, den Osmanen die wertvollen Kaffeestauden zu stehlen. Das ganze Personal traditioneller Schelmen- und Abenteuerromane Damit beginnt ein Abenteuer, das so ungleiche Partner wie einen bärbeißigen Seemann, eine Hochstaplerin, einen jungen Hugenotten und einen italienischen Feingeist zusammenführt. Hinzu kommen noch ein mit allen Wassern gewaschener Bastard des Sonnenkönigs, eine junge in den Wissenschaften auffällig bewanderte Jüdin – und natürlich Obediah selbst, der sich bei der Planung des Diebstahls auf seine internationalen Beziehungen ebenso stützt wie auf eine intelligente Verschlüsselung der Briefe, die den Inhalt vor den Spähern des…