Der Wolf im Schmusehund
Kinderbücher , Rezensionen / 24. April 2025

Chili ist eine brave Hündin oder das, was Menschen darunter verstehen. Sie liebt Sara und ist meist auch folgsam, selbst wenn es ihr nicht leicht fällt. Wenn Sara zum Beispiel nicht an Chilis Futter denkt oder daran, dass ein Hund auch mal ausgiebig schnüffeln will. Der innere Wolf Aber meist sind Chili und Sara ein Herz und eine Seele, bis Sara die Hündin für ein magisches Abenteuer missbrauchen will. Da regt sich in Chili Widerstand und der wird von ihrem „inneren Wolf“ angefeuert. Plötzlich wird die sonst so brave Chili aggressiv – und Sara versteht die Welt nicht mehr. Geschichte der Hunde Dabei müsste sie sich nur mal vertraut machen mit der Geschichte der Hunde, die schließlich von Wölfen abstammen. Bestimmte Verhaltensweisen haben sie also im Blut. Die arme Chili ist hin- und hergerissen zwischen ihrer Liebe zu Sara und dem Abenteuerversprechen des Wolfs in ihr. Wie wird sie sich entscheiden? Tierisches Lesevergnügen Bethanie Murguia hat mit „Chili & Sara“ einen lustigen Tiercomic gezeichnet und geschrieben, der auch noch jede Menge Wissen über die vierbeinigen Freunde des Menschen vermittelt. Ein echtes Lese- und Guckvergnügen für Groß und Klein. Info Bethanie Murguia. Chili und Sara – Wufftastische Abenteuer, Knesebeck, 152 S.,…

Ist das Glück?
Rezensionen , Romane / 24. April 2025

Ein Dorf in Irland, in dem die Zeit stehen zu bleiben scheint: Niall Williams hat das fiktive Faha in mehreren seiner Romane zum Leben erweckt – auch in seinem neuen Buch „Das ist Glück“. Es ist das Jahr 1958, in Faha brennt noch das Torffeuer im Kamin, das Wasser kommt aus dem Brunnen, das Licht lässt sich noch nicht an- und ausschalten. Die Menschen hier leben wie im 19. Jahrhundert – und sie scheinen zufrieden. Trotz des Regens, der „von hinten und von vorn und aus allen anderen Richtungen kam“. Sonne und Strom Und dann, mitten in der Karwoche, hört es plötzlich auf zu regnen. Faha erlebt Tage voller Sonnenschein und fast spanischer Hitze, während die Vorbereitungen zur Elektrifizierung beginnen. Und das Dorf wird Zeuge einer Liebesgeschichte, die das Zeug zur Legende hat. Denn mit der Sonne kommt Christy ins Dorf, der für die Elektrifizierung werben soll. Für den Ich-Erzähler Noel, genannt Noe, wird der welterfahrene Mann schnell zum Freund und Wegweiser. Große Gefühle Nicht alle im Dorf heißen die kommenden Errungenschaften für das Dorf gut. Auch Noels schrullige Großeltern Ganga und Doady, bei denen Christy sich einquartiert hat, wehren sich dagegen. Der Untermieter bringt einiges durcheinander in dem Dorf,…

Mutter und Sohn auf dem Jakobsweg
Reisebücher , Rezensionen / 24. April 2025

Tobias Schlegl ist kein Wanderfreak und doch ist er mit seiner Mutter 173 Kilometer auf dem Jakobsweg gewandert. Warum er sich das antut? Er tat‘s für seine Mutter und er hat es nicht bereut. Denn der Jakobsweg hat zwar beide an ihre Grenzen und manchmal auch darüber hinaus gebracht, er hat aber für auch neues Vertrauen zwischen Mutter und Sohn gesorgt. Der Camino provoziert Schnell muss der Notfallsanitäter Tobias Schlegl feststellen, dass diese lange Wanderung herausfordernder wird als er gedacht hat. Die Übernachtungen in überfüllten und wenig gastfreundlichen Hostels tragen dazu ebenso bei wie das Wetter und die Wegbeschaffenheit. Aber auch die eigene Stimmung wechselt. Beschert der eine Tag ein Stimmungshoch, kann der Start in den nächsten schon von schlechter Laune begleitet sein: „Der Camino provoziert extreme Stimmungsschwankungen. Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern? … Alles ist ambivalent, wie die Strecke eine große Wellenbewegung.“ Wechselbad der Gefühle Mal sind sich Mutter und Sohn so nah wie seit Jahrzehnten nicht, dann streiten sie wieder über Kleinigkeiten. Mal haben sie das Gefühl, der Weg mache die Menschen freundlich und zugewandt, dann wieder fühlen sie sich fehlt am Platz. Es ist ein Wechselbad der Gefühle, das Tobias Schlegl so ehrlich wie möglich…

Es grünt so grün
Reisebücher , Rezensionen / 22. April 2025

Die Sonne strahlt von einem blauen Himmel, die Magnolien haben ihre prächtigen Blüten geöffnet. Gärten und Parks blühen auf. Wie Gärtnerinnen und Gartenarchitekten die Landschaft verändern, zeigt der Bildband „Europas grüne Paradiese“ an unterschiedlichsten Beispielen. Ganz oben im Norden, im isländischen Akureyri haben die Frauen Ackerland in den ersten botanischen Garten Islands verwandelt: Lystigardur, nur 50 Kilometer vom Polarkreis entfernt, ist einer der nördlichsten Botanischen Gärten der Welt. Linné-Garten und Giftgarten Und dem Mann, der mit seinem Klassifizierungssystem für Pflanzen die Botanik entscheidend geprägt und an der Universität von Uppsala unterrichtet hat hat, ist der älteste Botanische Garten Schwedens gewidmet: Im Linné-Garten wachsen über 1000 verschiedene Pflanzenarten. Carl von Linné wäre begeistert. Doch man kann nicht allen Pflanzen vertrauen. Im „gefährlichsten Garten der Welt“, dem Poison Garden (Giftgarten) in Alnwick Garden in England sind die toxischen Gewächse versammelt – Schwarze Tollkirsche, Blauer Eisenhut, Riesen-Bärenklau. Kew Gardens und Keukenhof Ein Garten der Superlative und Weltnaturerbe ist ebenfalls in England zu finden: Kew Gardens oder Royal Botanic Gardens in Kew verfügt über die größte Pflanzensammlung der Welt. Auch ein Name, den man kennt, ist der holländische Keukenhof, der mit seiner Tulpenpracht als schönster Frühlingspark der Welt gilt. Monets Seerosen und Gaudis Park…

Der tollkühne Hase Hollywood
Kinderbücher , Rezensionen / 13. April 2025

Eine spannende und lustige Geschichte sollte es sein, ein Kinderbuch mit vielen Bildern aber ohne große Konflikte. Das Familienunternehmen bekam den Namen „Hase Hollywood“ – den hatte sich der fünfjährige Simon ausgedacht. Zusammen mit Vater Stefan, der den Text schrieb und Mutter Anja, die für die Illustrationen sorgte, hat der heute Zehnjährige nun den Hasen Hollywood ins Drachenland geschickt. Die Freunde und ihre Mission Natürlich nicht allein, denn gute Freunde sind immer wichtig, wenn es ein Abenteuer zu bestehen gilt. Und der Hase Hollywood ist ja eher ein Angst- als ein Abenteuerhase. Doch zusammen mit der toughen Katze Kate, der Gourmet-Maus Giovanni und Affe wagt er sich sogar an Bord eines Schiffes, das sich sowohl auf dem Wasser wie auf dem Land, ja sogar in der Luft fortbewegen kann. Denn es gilt, das Drachenkind Chili zu seiner Mutter zurückzubringen. Zuhause  bei Mama Lu Das Drachenbaby war aus dem Ei geschlüpft, das der fürchterliche Krokodil-Pirat Captain Grünzahn zusammen mit anderen Schätzen auf der Flucht vor der Polizei im Gasthaus zum fröhlichen Pups zurückgelassen hatte. Dort, umsorgt von Mama Lu, dem Nilpferd, wohnen sie alle und fühlen sich pudelwohl. Kein Wunder, dass der Hase Hollywood wenig Lust hatte, das gemütliche Zuhause mit…

Die Schweiz am Pranger
Rezensionen , Romane / 9. April 2025

Ihr Roman Daily Soap  sei eine „Frustrationsverdauung“ sagte Nora Osagiobare im Interview mit dem Schweizer Rundfunk. Man kann es der Autorin nicht verdenken. Als Tochter eines nigerianischen Vaters ist sie mit dem Gefühl aufgewachsen, „dass etwas mit mir nicht stimmt“. Das prägt ihren distanzierten Blick auf die Schweizer Heimat. Lust an der Überzeichnung Mit ihrem Debüt  Daily Soap erregt Nora Osagiobare nicht nur international Aufsehen, sondern mit Sicherheit auch Anstoß bei Schweizer Biedermännern. Denn ihre Ich-Erzählerin Toni nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um Rassismus-Erfahrungen geht. Dabei kommt der Roman dank Osagiobares Lust an der Überzeichnung so gar nicht jammernd anklagend rüber.  Eher schon lustig, wobei einem das Lachen manchmal im Hals stecken bleibt. Verwirrende Familienverhältnisse Ich-Erzählerin Toni schlägt sich mit ungeklärten Familienverhältnissen rum, die auch die Lesenden verwirren. Erst allmählich lernen sie zu verstehen, dass hier alle irgendwie mit allen zu tun haben. Während Toni sich in ihre Lieblings-Soap flüchtet, staunen die Lesenden über den Geschäftssinn der Unternehmerin Zita Bodeca, die nur allzu bereit ist, ihre Überzeugung dem Profit zu opfern. Die Sache mit den Werbespots Um sich im gesellschaftlichen Chaos zurechtzufinden, können sie immerhin auf die Auflistung der Hauptfiguren am Anfang des Romans zurückgreifen. Natürlich geht…

Die große Freiheit
Reisebücher , Rezensionen / 9. April 2025

Markus Steiner hat sich für ein Leben auf Achse entschieden. Er hat keine feste Adresse, nicht mal ein Handy. „Alles ergibt sich ohne Plan. Jeder Tag ist ein freier Tag, ungewiss, unscharf, ungebändigt, wild.“ Doch dieses freie Leben hat auch seinen Preis, zum Beispiel in der Sahara: „Sie ist ein erbarmungsloser Landstrich. Mit großer Gleichgültigkeit bemächtigst sich die Wüste jedem, der sie durchqueren will. Seit Tagen schon nackter Horizont. Überflutendes Licht. Ein Himmel, der giftig glüht. Beim Schlucken schmecke ich den Sand. Trocken klebt die Zunge an meinem Gaumen.“ Elend und Lebensfreude Steiner ist unterwegs in Afrika – nach Guinea Bissau, wo seine Geliebte Mara auf ihn wartet. In dem Buch „Odyssee nach Westafrika“ beschreibt er seine abenteuerliche Reise, seine Sehnsüchte und Ängste. Er schreibt über die Gefahren durch kriegerische Auseinandersetzungen, über das Elend der Flüchtlingslager, über eine skrupellose Sandmafia und geschäftstüchtige Chinesen. Über Menschen, die in ihrem Land keine Zukunft für sich sehen und sich von den tödlichen Gefahren einer Flucht nicht abschrecken lassen. Aber auch über pure Lebensfreude. Achterbahn der Gefühle Diese Reise in überfüllten Bussen, im Schmugglerauto mit einem bekifften Fahrer, in verrosteten Taxis und mit freundlichen Helfern ist eine Achterbahn der Gefühle. Und Steiner, der sich…

Verkauftes Paradies
Rezensionen , Romane / 4. April 2025

Nord Sentinelle wo ist das? Die westlichste der Andanamen-Inseln im Indischen Ozean ist bis heute – fast – unerforscht. Die Bewohner haben sich bisher erfolgreich gegen Eindringlinge zur Wehr gesetzt. Anders als Sultan Ahmad ibn Abu Bakr, der seine Stadt Harar einem Ungläubigen öffnete. Ein fataler Fehler, wie der französische Autor und Prix Goncourt-Preisträger Jérôme Ferrari meint. „Es ist keine Prophezeiung vonnöten, um zu wissen, dass der erste Reisende stets unzählige Katastrophen nach sich zieht.“ Der Ausverkauf der Insel Besser also der Weg von Nord Sentinelle? So jedenfalls hat Ferrari sein neuestes Buch über den katastrophalen Umgang mit einer Insel genannt. Damit hat er den Lesenden die Frage nahe gelegt, wie das Inselleben aussähe, wenn keine Fremden dort angekommen wären. Paradiesisch? Der Autor würde die Frage wohl bejahen. Denn er wütet gegen den Ausverkauf der Insel, den Verlust von Tradition und Identität. Alles kulminiert am Ende im Mord an einem jungen Touristen. Spirale der Gewalt Doch der Philosoph Ferrari erzählt keinen Krimi. Er schreibt über die Hintergründe, die fast zwangsweise zu der Tat führen. Die Spirale der Gewalt innerhalb der Inselbevölkerung, die sogar die Tiere infiziert. Über den Hass auf die Touristen, die sich schamlos der Insel und ihrer Schönheit…

Neue Marco Polo Reihe im coolen Design
Reisebücher , Rezensionen / 3. April 2025

Mit brandneuen Reiseführer will Marco Polo die Lust aufs Weltentdecken wecken. 30 neue Reiseführer sind schon auf dem Markt und lassen allein vom Titel her ahnen, dass sie anders sind als ihre Vorgänger: näher dran an den Wünschen der modernen Reisenden und am Zeitgeist, jünger im Design, cooler im Inhalt. Die besten Geheimtipps verspricht der Verlag. Wir haben zwei der neuen Führer unter die Lupe genommen: Berlin und die Kanalinseln. Highlights und Bucket List Wenig Überraschendes bieten die Top Highlights im Berlin-Führer. Schon mehr Insider-Wissen verrät da die Bucket-List im Umschlag. Kurz und knapp folgen dann Tipps für die unterschiedlichsten Bedürfnisse – grün, günstig, mit Kindern und typisch Berlin. Immerhin elf Seiten widmen sich den Besonderheiten Berlins. Darunter ist eine Übersicht, aus der man u.a. erfährt, dass in der Hauptstadt 3,9 Millionen Menschen leben und 131.000 Hunde. Inside Berlin Dann geht‘s ans Sightseeing in einzelne Stadtteile und bis nach Potsdam. Es folgen Insider-Tipps zum Essen & Trinken, zum Shoppen & Stöbern, zum Ausgehen & Feiern. Schließlich Erlebnistouren mit dem Fahrrad, per Schiff oder dahin, wo die Mauer stand. Und natürlich dürfen auch Tipps zu Anreise und Öffis nicht fehlen. Für ein paar Tage Berlin findet man auf 180 gut gefüllten…

Auf unsicherem Boden
Rezensionen , Romane / 3. April 2025

Clare Leslie Hall traut sich was: Ihr Roman „Wie Risse in der Erde“ ist eine dramatische Dreiecksgeschichte mit Krimi-Elementen. Und dank der meisterhaften Erzählkunst der Autorin ist das Wagnis auch gelungen. Diese Dreiecksgeschichte ist etwas ganz besonderes, spannend, herzzerreißend, sensibel. Es geht um Liebe und Leidenschaft aber auch um Verlust und Hingabe. Das ganze Drama spielt in einem Dorf im englischen Dorset. Da, wo die Häuser Augen und Ohren haben. Wo die Dorfgemeinschaft im Pub ihr Urteil fällt. Sommer der Liebe Als die 17-jährige Beth sich in Gabriel verliebt, den Sohn aus reichem Haus, bleibt auch das nicht verborgen. Doch die beiden sind jung, fühlen sich als Seelenverwandte und erleben einen unbeschwerten Sommer der Leidenschaft. Gabriels Mutter missbilligt die nicht standesgemäße Liaison. Und sie ist nicht ganz unschuldig an dem Missverständnis, das zum Bruch führt. Glück und Unglück 13 Jahre später lebt Beth mit ihrem Mann Frank auf dessen Farm. Es ist das Jahr 1968. Zusammen mit Franks Bruder Jimmy bewirtschaften sie den Hof, fühlen sich einander und den Tieren tief verbunden. Doch Beth leidet auch unter dem Tod des Sohnes Bobby, der bei einem Unfall auf der Farm ums Leben kam. Verhängnisvoller Schuss Und dann kommt Gabriel mit seinem…