Die Alpen sind kein Funpark

27. Juni 2025

Der Gletscherabbruch im Lötschental hat drastisch vor Augen geführt, wie gefährdet und gefährlich unsere Alpen sind. Vielleicht braucht es genau deshalb diesen Alpen-Appell von Georg Bayerle. Der Journalist, Filmemacher und Bergliebhaber führt in seiner Streitschrift drastisch vor Augen, wie massiv die Eingriffe in die Bergnatur sind, um den normalen Tourismusbetrieb zu erhalten.

Mehr als Klimawandel

Die Alpen gelten als Wasserschloss, sie sind aber auch Natur- und Erholungsraum. Doch nicht nur der Klimawandel bedroht die vielerorts noch vorhandene intakte Bergnatur, auch die Übernutzung durch die Landwirtschaft und den Tourismus macht den Alpen zu schaffen. Bayerle findet dafür erschreckende Beispiele.

Grenzen der Bespaßung

Rund 80.000 Schneekanonen sind seinen Recherchen nach in Betrieb, um den Skisport auch in Zukunft zu sichern. Doch auch im Sommer droht Ungemach: In Sölden sei der Berg zur „dauerbespielten Plattform der Spaß- und Unterhaltungsindustrie geworden“, ärgert sich der Autor und kritisiert: „Die Nachkommen der Bergbauern haben in zwei Generationen das jahrhundertealte Wertesystem Ihrer Kultur abgeschafft.“

Positive Beispiele

Georg Bayerle stellt aber auch klar, dass er keineswegs den Tourismus in den Alpen abschaffen will, auch nicht die Bergbahnen. Aber er mahnt eine vernünftige Begrenzung an. Dazu zitiert er Experten und stellt Lösungsmöglichkeiten sowie positive Beispiele vor. Dem Salzburger Land sei es beispielsweise mit Almsommer und Bauernherbst gelungen, „die für die alpine Kultur grundlegende kleinstrukturierte Landwirtschaft in einem hohen Maß zu erhalten“. Als „Nachhaltigkeitsinseln“ haben die 40 Bergsteigerdörfer seiner Meinung nach „das über Jahrhunderte gewachsene Zusammenspiel von Dorfgemeinschaften mit der sie umgebenden Alpennatur besonders gut gestaltet“. Auch die von der Unesco initiierten Biosphären-Reservate könnten Modelle für die Mensch-Umwelt-Beziehungen sein.

Wichtiger  Weckruf

Bayerles Streitschrift mit ihren fast schon nostalgischen Schwarz-Weiß-Fotos will kein Plädoyer gegen den Tourismus sein, sie zeigt aber deutlich, wie groß die Gefahr ist, dass die Alpen zur Kulisse für eine aus dem Ruder laufende Bespaßungsindustrie werden. Und sie ist ein Weckruf, den Klimawandel, der in den Bergen schneller voranschreitet, ernst zu nehmen. Ein wichtiges Buch also – nicht nur für Bergfreundinnen und Freunde.

Info. Georg Bayerle. Der Alpen Appell, Tyrolia, 160 S., 20 Euro

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