Markus Steiner hat sich für ein Leben auf Achse entschieden. Er hat keine feste Adresse, nicht mal ein Handy. „Alles ergibt sich ohne Plan. Jeder Tag ist ein freier Tag, ungewiss, unscharf, ungebändigt, wild.“ Doch dieses freie Leben hat auch seinen Preis, zum Beispiel in der Sahara: „Sie ist ein erbarmungsloser Landstrich. Mit großer Gleichgültigkeit bemächtigst sich die Wüste jedem, der sie durchqueren will. Seit Tagen schon nackter Horizont. Überflutendes Licht. Ein Himmel, der giftig glüht. Beim Schlucken schmecke ich den Sand. Trocken klebt die Zunge an meinem Gaumen.“ Elend und Lebensfreude Steiner ist unterwegs in Afrika – nach Guinea Bissau, wo seine Geliebte Mara auf ihn wartet. In dem Buch „Odyssee nach Westafrika“ beschreibt er seine abenteuerliche Reise, seine Sehnsüchte und Ängste. Er schreibt über die Gefahren durch kriegerische Auseinandersetzungen, über das Elend der Flüchtlingslager, über eine skrupellose Sandmafia und geschäftstüchtige Chinesen. Über Menschen, die in ihrem Land keine Zukunft für sich sehen und sich von den tödlichen Gefahren einer Flucht nicht abschrecken lassen. Aber auch über pure Lebensfreude. Achterbahn der Gefühle Diese Reise in überfüllten Bussen, im Schmugglerauto mit einem bekifften Fahrer, in verrosteten Taxis und mit freundlichen Helfern ist eine Achterbahn der Gefühle. Und Steiner, der sich…
Nord Sentinelle wo ist das? Die westlichste der Andanamen-Inseln im Indischen Ozean ist bis heute – fast – unerforscht. Die Bewohner haben sich bisher erfolgreich gegen Eindringlinge zur Wehr gesetzt. Anders als Sultan Ahmad ibn Abu Bakr, der seine Stadt Harar einem Ungläubigen öffnete. Ein fataler Fehler, wie der französische Autor und Prix Goncourt-Preisträger Jérôme Ferrari meint. „Es ist keine Prophezeiung vonnöten, um zu wissen, dass der erste Reisende stets unzählige Katastrophen nach sich zieht.“ Der Ausverkauf der Insel Besser also der Weg von Nord Sentinelle? So jedenfalls hat Ferrari sein neuestes Buch über den katastrophalen Umgang mit einer Insel genannt. Damit hat er den Lesenden die Frage nahe gelegt, wie das Inselleben aussähe, wenn keine Fremden dort angekommen wären. Paradiesisch? Der Autor würde die Frage wohl bejahen. Denn er wütet gegen den Ausverkauf der Insel, den Verlust von Tradition und Identität. Alles kulminiert am Ende im Mord an einem jungen Touristen. Spirale der Gewalt Doch der Philosoph Ferrari erzählt keinen Krimi. Er schreibt über die Hintergründe, die fast zwangsweise zu der Tat führen. Die Spirale der Gewalt innerhalb der Inselbevölkerung, die sogar die Tiere infiziert. Über den Hass auf die Touristen, die sich schamlos der Insel und ihrer Schönheit…
Mit brandneuen Reiseführer will Marco Polo die Lust aufs Weltentdecken wecken. 30 neue Reiseführer sind schon auf dem Markt und lassen allein vom Titel her ahnen, dass sie anders sind als ihre Vorgänger: näher dran an den Wünschen der modernen Reisenden und am Zeitgeist, jünger im Design, cooler im Inhalt. Die besten Geheimtipps verspricht der Verlag. Wir haben zwei der neuen Führer unter die Lupe genommen: Berlin und die Kanalinseln. Highlights und Bucket List Wenig Überraschendes bieten die Top Highlights im Berlin-Führer. Schon mehr Insider-Wissen verrät da die Bucket-List im Umschlag. Kurz und knapp folgen dann Tipps für die unterschiedlichsten Bedürfnisse – grün, günstig, mit Kindern und typisch Berlin. Immerhin elf Seiten widmen sich den Besonderheiten Berlins. Darunter ist eine Übersicht, aus der man u.a. erfährt, dass in der Hauptstadt 3,9 Millionen Menschen leben und 131.000 Hunde. Inside Berlin Dann geht‘s ans Sightseeing in einzelne Stadtteile und bis nach Potsdam. Es folgen Insider-Tipps zum Essen & Trinken, zum Shoppen & Stöbern, zum Ausgehen & Feiern. Schließlich Erlebnistouren mit dem Fahrrad, per Schiff oder dahin, wo die Mauer stand. Und natürlich dürfen auch Tipps zu Anreise und Öffis nicht fehlen. Für ein paar Tage Berlin findet man auf 180 gut gefüllten…
Clare Leslie Hall traut sich was: Ihr Roman „Wie Risse in der Erde“ ist eine dramatische Dreiecksgeschichte mit Krimi-Elementen. Und dank der meisterhaften Erzählkunst der Autorin ist das Wagnis auch gelungen. Diese Dreiecksgeschichte ist etwas ganz besonderes, spannend, herzzerreißend, sensibel. Es geht um Liebe und Leidenschaft aber auch um Verlust und Hingabe. Das ganze Drama spielt in einem Dorf im englischen Dorset. Da, wo die Häuser Augen und Ohren haben. Wo die Dorfgemeinschaft im Pub ihr Urteil fällt. Sommer der Liebe Als die 17-jährige Beth sich in Gabriel verliebt, den Sohn aus reichem Haus, bleibt auch das nicht verborgen. Doch die beiden sind jung, fühlen sich als Seelenverwandte und erleben einen unbeschwerten Sommer der Leidenschaft. Gabriels Mutter missbilligt die nicht standesgemäße Liaison. Und sie ist nicht ganz unschuldig an dem Missverständnis, das zum Bruch führt. Glück und Unglück 13 Jahre später lebt Beth mit ihrem Mann Frank auf dessen Farm. Es ist das Jahr 1968. Zusammen mit Franks Bruder Jimmy bewirtschaften sie den Hof, fühlen sich einander und den Tieren tief verbunden. Doch Beth leidet auch unter dem Tod des Sohnes Bobby, der bei einem Unfall auf der Farm ums Leben kam. Verhängnisvoller Schuss Und dann kommt Gabriel mit seinem…
Alice Renard hat selbst eine ungewöhnliche Lebensgeschichte. Die heute 21-jährige wurde im Alter von sechs Jahren als frühreif eingestuft, und sie beschäftigte sich intensiv mit Neurodiversität und Hyypersensibilität. Diese Kenntnisse flossen wohl in ihren Debütroman ein, der bereits mehrere Preise erhielt. Vater- und Mutterprotokolle „Hunger und Zorn“ ist der deutsche Titel dieses dreiteiligen Romankonstrukts, im Original „La colère et l‘envie“ (Zorn und Verlangen“. Im Mittelpunkt steht das Mädchen Isor, das seine Eltern zur Verzweiflung bringt. Die Tochter ist nicht nur unangepasst, sie spricht nicht, hat immer wieder Wutanfälle, flüchtet sich in Phantomsprachen und richtet Chaos an. Weil auch Ärzte und Sozialarbeiter vor einem Rätsel stehen, ziehen sich die Eltern ganz auf die Familie und ihre Wohnung zurück. Dieser erste Teil wird protokollartig und abwechselnd von Vater und Mutter erzählt. Der alte Nachbar Im zweiten Teil übernimmt der alte Nachbar Lucien Vincent als Ich-Erzähler. Wegen eines Wasserrohrbruchs in der Wohnung bitten Isors Eltern den 70-Jährigen, einen Nachmittag lang auf ihre Tochter aufzupassen. Daraus entwickelt sich eine tiefe Freundschaft zwischen dem alten Mann und dem jungen Mädchen. Sie spielen Domino, hören Musik, erzählen einander Geschichten. Beide blühen in der Gegenwart des jeweils anderen auf, empfinden eine ungewöhnliche Verbundenheit. „Ich liebe deine fast…
Stefan Kaminsky hat für eine aufwendige Hörbuch-Neuproduktion von George R.R. Martins „Das Lied von Eis und Feuer“ mit seiner wandlungsfähigen Stimme eines der größten Fantasy-Epen zum Leben erweckt. Wie er das gemacht hat und wie er die Produktionszeit erlebt hat, hat er mir in einem langen Gespräch verraten. Sind Sie ein Game of Thrones Fan, Herr Kaminski? Stefan Kaminski: Kommt drauf an. Ich bin begeistert von dem Stoff von George R.R. Martin. Ich bin einer, der sich gerne einlässt. Auf Geschichten, die tief sind. Mit Figuren, die scharf gezeichnet sind und mit überraschenden Wendungen. Wo die Sprache schön ist. Davon bin ich Fan. Ich würde mich nicht vergleichen mit einem typischen Fan von Game of Thrones, der die ganze Hintergrundgeschichte kennt und gebannt darauf wartet, zu erfahren, wie es weitergeht. Ich bin großer Fan von David Lynch. Ich bin ein großer Fan von Heavy Metal. Ich bin großer Fan von Wladimir Sorokin. Arno Schmidt und Haruki Murakami. Da bin ich Fan. Das heißt nicht, dass ich nicht begeistert bin vom Game of Thrones. Aber noch viel mehr begeistert bin ich vom Roman, vom Originalstoff. Das Lied von Eis und Feuer von George R.R. Martin. Das hat mich gefesselt, reingezogen, und…
Ursula Poznanski ist eine Meisterin der Spannung. Da lag es nahe, dass sie sich auch im Krimi-Genre einen Namen macht. Nach „Stille blutet“ nun also der zweite Krimi rund um die Ermittlerin Sina Plank: Teufelstanz. Und natürlich ist auch dieser Fall spannend bis zum bitteren Ende. Versierte Krimileser könnten allerdings schon relativ früh ahnen, hinter welcher Identität sich der gesuchte Mehrfachmörder versteckt. Im Kopf des Mörders Zwar legt Ursula Poznanski auch hier geschickt falsche Fährten, aber sie ermöglicht es den Lesenden auch, in den Kopf des Mörders zu schauen. Der plant seine Morde an alten Menschen akribisch und spricht dabei die Lesenden direkt an. Sie sollen verstehen, dass er nicht aus Mordlust handelt, sondern eine alte Rechnung begleichen will. Und dass er sich daran von niemandem hindern lassen wird, auch nicht von möglichen Emotionen. Der Weg zur Rache Und während Fina mit Unkollegialität im Revier und dem schwesterlichen Chaos zu Hause zu kämpfen hat, scheint für den Mörder der Weg zur Rache frei. Die Ermittler bleiben lange im Ungewissen, folgen falschen Spuren, bis Sina der Wahrheit nahe kommt. Was sie dann über das Motiv des Täters erfährt, erschüttert ihren Glauben an die Gerechtigkeit und an die eigene Unabhängigkeit. Schwesterliches Chaos…
Wenn der Vater mit den Kindern einen Roman schreibt, kann das eine ziemliche Herausforderung sein. Nicht so bei Marc Uwe Kling, der als Autor schon einige Erfolge vorzuweisen hat. Der erste Band über die Spurenfinder, den er zusammen mit seinen Kinder Johanna, Luise und Elisabeth schrieb, war jedenfalls ein voller Erfolg. Sogar der sonst so kritische Denis Scheck befand, der Roman sei „unverschämt amüsant“. Jetzt also Band 2 „Die Spurenfinder und das Drachenzepter“. Und der beginnt mit einem Paukenschlag: Ada und Naru erfahren, dass sie nicht die leiblichen Kinder des Elos von Bergen sind. Das muss erst einmal verdaut werden. Vielleicht dümpelt die Geschichte deshalb anfänglich etwas langsam vor sich hin. Der Diebstahl Doch bald nimmt sie Fahrt auf und führt geradewegs in ein Abenteuer, bei dem die Zwillinge in Lebensgefahr geraten und Elos seine ganze Überzeugungskraft aufbringen muss, um sich und die Kinder aus der Schusslinie zu ziehen. Es geht um nichts weniger als um den Bestand des Königreichs, das durch den Diebstahl des Drachenzepters in seinen Grundfesten erschüttert wird. Kein Wunder, dass der König den Spurenfinder zu Rate zieht. Elos und die Kinder sind allerdings nicht allein. Die besten Spurensucher des Königreichs sind versammelt, um den frechen Diebstahl…
Warum fühlen sie sich nicht als Europäer? Auf der Suche nach Erklärungen für das Verhalten seiner Schülerinnen und Schüler geht Jan Kammann, Lehrer an einer Europaschule, auf eine Reise in deren Heimatländer – nach Griechenland, Nordmazedonien, Serbien, in die Türkei, nach Ungarn, in die Ukraine und – ja auch das – nach Nordirland. Ein heterogener Kontinent Auch er muss lernen, wie heterogen dieser Kontinent ist, was die einzelnen Nationalitäten voneinander trennt, wie lange Kriege und Konflikte nachhallen – nicht nur im Balkan, auch in Nordirland. Der unkonventionelle Lehrer, der am liebsten in Hostels absteigt und keiner Plauderei aus dem Weg geht, erlebt viel herzliche Gastfreundschaft, stößt aber auch immer wieder an seine Grenzen. Schmerzhafte Erfahrungen Nach dem Erfolg seines Bestsellers „Ein deutsches Klassenzimmer“ lässt sich Jan Kammann auch in diesem Buch gern auf neue Erfahrungen ein, er entdeckt dabei nicht nur kulinarische Besonderheiten, sondern auch spannende Hintergründe – etwa zum russischen Überfall auf die Ukraine. Hier wird ihm klar, dass für die Menschen damals ihr bisheriges Leben endete und „es nie wieder so sein wird wie es war“. Widersprüchliche Gefühle Das gilt auch für seine Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine: „In den ersten Tagen in der Schule tauschten sie…
Was der Eiffelturm mit der Eifel zu tun hat? Ein Urahn des berühmten Architekten stammte wohl aus der Landschaft, deren Grenzen fließend sind, und deren Schönheit erst relativ spät erkannt wurde. Das gilt nicht für Ralf Kramp. Er ist ein überzeugter Eifeler, das merkt man seiner „Gebrauchsanweisung für die Eifel“ auch an. Der umtriebige Verleger und Krimi-Autor kennt jede Ecke seiner Heimatregion – nicht nur die Schauplätze der eigenen Krimis. Und in Hillesheim hat er der Eifel mit dem „Deutschen Krimi-Archiv“ eine ganz besondere Attraktion beschert. Eifelkrimi und Hemingway Kein Wunder, dass der Autor auch gern von anderen Autoren erzählt, die in der Eifel tätig waren wie Kramps viel zitierter Freund Jacques Berndorf, der die Eifelkrimis erfand und den Regionalkrimi salonfähig machte. Im Kapitel „Tot überm Zaun“ beschreibt Kramp, wie die Eifel „mit Leichen wirbt“. Sie könnte auch mit anderen Schriftstellern werben, obwohl Hemingway über seinen Aufenthalt in der Eifel wenig schmeichelhaft schrieb: „Eine Gegend, in der es äußerst schwierig war, am Leben zu bleiben, selbst wenn man nichts weiter tat, als dort zu sein.“ Bilderbuch-Orte und Lost Places Auch mit Drehorten könnte die Eifel werben. Nicht nur die Eifel-Praxis wurde hier gedreht, auch für Indiana Jones oder Sönke Wortmanns…