Geborgtes Leben
Rezensionen , Romane / 23. Juni 2022

„Ein Zug voller Hoffnung“ heißt der Roman der neapolitanischen Schriftstellerin Viola Ardone, in dem sie ein vergessenes Kapitel der italienischen Geschichte aufgreift. Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg war hart in Europa, auch in Italien. Nahrung war knapp, die Menschen hungerten – vor allem im armen Süden. Von dort schickte die kommunistische Partei „Züge der Hoffnung“ in den reicheren Norden. Angst vor dem anderen Leben Treni die bambini heißt der Roman von Viola Ardone  im Original, denn es waren Kinder, die in diesen Zügen zu Gastfamilien fuhren. Im Mittelpunkt steht der siebenjährige Amerigo aus Neapel, der mit seiner alleinerziehenden, bildungsfernen Mutter kaum über die Runden kommt. Ein bisschen Geld kann er durch das Sammeln von Lumpen zum Lebensunterhalt beitragen. Zusammen mit seinem Freund Tommasino und dem Mädchen Mariucca reist Amerigo zu einer Gastfamilie nach Modena. Voller Angst, was ihn dort erwarten könnte. Denn in Neapel haben die Gegner der Kommunisten Horrorgeschichten über diese Züge verbreitet. Perspektive aus Kinderaugen Doch die erweisen sich schnell als bösartige Lügen. Schon bald fühlt sich Amerigo in seiner Gastfamilie nicht nur gut aufgehoben, er wird auch vom Gastvater Alcide musikalisch gefördert. Es ist ein völlig anderes Leben, in das Amerigo eintaucht. Ein Leben in Sicherheit,…