Tirol: Bluatschink und Betongeschwür
Rezensionen / 15. Juni 2020

Urlaub in Österreich war während der Corona-Krise zeitweilig nicht möglich. Inzwischen freuen sich viele Deutsche wieder darauf, ins Nachbarland reisen zu können. Zum Beispiel nach Tirol. Auch dahin, wo man die „Brutstätte des Corona-Virus“ vermutet – zumindest für Europa. Nach Ischgl in Tirol mit seinen „auf ungemütliches Beisammensein spezialisierten Etablissements“. So sieht es wenigstens Dominik Prantl, der in dem Büchlein „Tirol“ eine „Landvermessung“ in 111 Begriffen vornimmt. Kritik an der Kommerzialisierung Da erfährt der geneigte Leser dann auch, wer Peter Anich war: Ein Kartograph aus dem Bauernhof, der den Atlas Tyrolensis konzipiert hat. Oder was ein Bluatschink ist: Ein in Tirol beheimateter Wassergeist und der Name einer österreichischen Musikgruppe um den Liedermacher Toni Knittel. Dominik Prantl liebt die Berge, und er hält mit seiner Kritik an deren Kommerzialisierung nicht hinter dem Berg. Da wird das Shopping Center zum Betongeschwür oder die Berliner Hütte zum „modernen Implantat reichsdeutscher Klotzmentalität“. Im Stubai sieht Prantl „Skigebietsdarwinismus“ am Werk, und der Präsident des österreichischen Skiverbands Peter Schröcksnadel ist für ihn ein „Halbgott und Vorzeigechauvinist“. Wein aus Imst dank der Klimakrise Auch für den Tourismus moderner Prägung in Tirol hat der studierte Wirtschaftsgeograph wenig übrig. Der „leide womöglich unter dem eigenen Erfolg“, schreibt Prantl und…