Lügen und Intrigen

5. Mai 2025

Martin Suter kann das: Wendungsreiche Geschichten bauen, die bis zum Ende überraschen. Das gilt auch für seinen neuen Roman Wut und Liebe . Zwar fällt es anfangs etwas schwer, die existentielle Krise der schönen Camilla nachzuvollziehen. Sie liebt zwar den erfolglosen Künstler Noah, sagt sie, aber nicht das Leben mit ihm. Das stellt sie sich anders vor, luxuriöser. Und deshalb verlässt sie Noah, um mit einem älteren, gut situierten Bonvivant ihr Glück zu versuchen.  Dass sie damit Noah fast das Herz bricht, scheint sie kaum zu interessieren.

Unsichere Kantonisten

Doch das ist nur der Anfang dieses Romans, in dem Suter noch einige Protagonisten vorstellt, denen nicht zu trauen ist. Da wäre die frustrierte Betty, die Noah in einer Bar kennenlernt und die ihm von ihrem verstorbenen Partner vorschwärmt, der von seinem Kompagnon bis zum Herztod „ausgebeutet“ worden sei. Ihre Wut auf diesen, einen alerten Unternehmer namens Zaugg, geht soweit, dass sie dessen Mörder mit einer Million Franken alimentieren würde. Für den mittellosen Künstler Noah, der die verwöhnte Camilla zurück erobern will, durchaus eine Option.

Die Reichen und Schönen

Und so gerät Noah immer mehr in Bettys Bannkreis, während Camilla erkennen muss, dass man selbst besten Freundinnen nicht trauen kann. Auch der ältere Liebhaber ist nicht das, was sie erhofft hat. Also zurück zu Noah? Womöglich mit Aussicht auf das große Geld? Um da mitspielen zu können, wandelt sich Camilla überraschend zur  wagemutigen Aufklärerin. Es gibt noch mehr Wendungen in diesem Roman, der – wie so oft bei Suter – in der Welt der Reichen und Schönen spielt.

Kunst der Täuschung

Schöner Schein ist da nicht weit. Das gilt auch für die Kunst, die hier weniger als „l‘art pour l‘art“ dargestellt wird, eher schon als die Kunst, mit möglichst geringem Aufwand viel Profit zu machen.  Künstlerische Kreativität verkommt zur kreativen Vortäuschung von Kunst.
Suter hat viel hineingewoben in diese Geschichte, Kunst- und Gesellschaftskritik, Geldwäsche und nicht zuletzt Liebe. Gekocht wird auch und viel getrunken. Kein Wunder, dass die Lesenden zwischendurch auf einem Schlingerkurs landen. Aber Suter wäre nicht Suter, wenn er nicht zum guten Schluss die losen Enden, die Wut und die Liebe, elegant zusammenführen würde.

Info Martin Suter. Wut und Liebe, Diogenes, 195 S., 25 Euro

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