Sloweniens grüne Seiten

12. April 2022

Slowenien empfiehlt sich den Reisenden als das „grüne Herz“ Europas. Für den slowenischen Schriftsteller Ales Steger ist seine Heimat „ein Land, das man ohne weiteres übersieht, ganz umgehen kann man es aber kaum“. Und deshalb tut in seiner „Gebrauchsanweisung für Slowenien“ alles, um das kleine Land und seine Bewohner den Lesenden ans Herz zu legen. Schließlich findet man seiner Meinung nach nirgends „so viel Europa auf kleinstem Raum“.

Im Schatten der Weltgeschichte

Doch Steger ist nicht nur ein liebevoller Betrachter des Landes, sondern auch ein kritischer. Er weiß um die Unzulänglichkeiten aber auch um die Einzigartigkeit. Die Slowenen, schreibt er, hätten jahrhundertelang im Schatten der Weltgeschichte überwintert“, eine Tatsache, die auch den slowenischen Charakter präge. Hier liebe man „den genialen Idioten, den Hofnarren, denjenigen, der verschlüsselt und maskiert die Wahrheit sagt“.

Einzigartige Landschaften

Einig aber sind sich alle in der Überzeugung, dass ihr kleines Land ganz besonders schön und lebenswert ist. Mindestens fünfzig Grüntöne will der Autor wahrgenommen haben und dazu einzigartige Landschaften wie den Triglav, „das Oberheiligtum der Slowenen schlechthin“, die Seen und Feuchtgebiete, die Tropfsteinkathedralen, den Karst. Steger zitiert andere Autoren und slowenische Philosophen, lässt Künstler zu Wort kommen und nimmt die Städte unter die Lupe.

Städte mit Charakter

Da ist das Radler-freundlichen Ljubljana („Man wird zu einem echten Ljubljaner nur und ausschließlich samstags“), die Stadt, „in der sich Slowenien immer wieder neu erfindet“. Da ist das coole, wilde Maribor, die Grenzstadt an der Drau mit ihrer wechselvollen Geschichte. Da ist das venezianisch angehauchte Koper, wo die Wurzeln der Palmen im Winter geheizt werden, oder das melancholische Piran.

Zauber und Schande

Und natürlich kann man beim Durchfahren Sloweniens auch „zauberhaft schöne, von Gott und der Welt vergessene Dörfer“ entdecken – vor allem in den touristisch am wenigsten erschlossenen Regionen. Am Grenzfluss Kolpa, „der immer ein Fluss der Verbundenheit der Menschen auf beiden Seiten war“, aber stößt der Autor auf „eine Schande für das Land und für Europa“, einen Grenzzaun gegen illegale Einwanderer.
Man liest sich fest an diesem pointierten Länderporträt und erfährt dabei so viel über das kleine Land, dass man es nie mehr übersehen kann.
Info  Ales Steger. Gebrauchsanweisung für Slowenien, Piper, 224 S., 16 Euro

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert