Liebe, Krieg und Chaos
Rezensionen , Romane / 21. März 2022

Nino Haratischwili,  der Name ist Garant für eine eher selten gewordene Leidenschaft am Erzählen.  Auch diesmal. Ein Buch, schwer wie ein Backstein, das auch manchmal schwer im Magen liegt. Doch Nino Haratischwilis neuer gewichtiger Roman „Das mangelnde Licht“ ist auch ein Buch, das man kaum aus der Hand legen will, ein mitreißender Roman trotz der allgegenwärtigen Gewalt, von der er – auch – erzählt. Die in Georgien geborene Nino Haratischwili, die schon mit ihrer Familiensaga „Das achte Leben für Brilka“ überzeugt hatte, zeigt sich in diesem Roman über die Umbruchszeit der 1980er und 1990er Jahre wieder als großartige Autorin. Beklemmend aktuell Man könnte ihr vielleicht ihre überbordende Erzähllust vorwerfen, ihre geringe Scheu vor Klischees, Metaphern und der Verwendung von Adjektiven. Aber all das ist marginal angesichts der beklemmenden Aktualität und der spannenden Konstruktion dieses Romans. Es ist eine Fotoausstellung in Brüssel, bei der sich drei der vier georgischen Freundinnen nach Jahrzehnten wieder treffen. Und anhand dieser Fotos nimmt die Ich-Erzählerin, die Restaurateurin Keto die Leser mit in ihre Heimat und in ihre Kindheit in der Hauptstadt Tbilissi. Ein Spiegel der Gesellschaft Aufgewachsen ist Keto mit ihrem nach dem Tod der Mutter geistig stets abwesenden Vater, zwei hoch gebildeten Großmüttern und…

Das Pathos des Krieges
Rezensionen / 6. Januar 2019

Nino Haratischwili neigt zu ausuferndem Erzählen. Das war schon bei ihrem Erfolgsroman „Das achte Leben (für Brilka) so, und es ist bei ihrem vierten Roman nicht anders. „Die Katze und der General“ ist eine ebenso opulente wie verwirrende Geschichte über Krieg und Frieden, Schuld und Sühne. Dass die Autorin, 1983 im georgischen Tblissi geboren und seit 2003 in Hamburg lebend, in ihren „eigenen Textbergen strauchelt“, wie die Zeit schrieb, erklärt sich teilweise aus dem Kulturkreis, aus dem sie stammt. Pirouettenhafte  Wandlungen In Georgien wird gerne fabuliert, überbordend und oft auch überzeichnet. Und diese exzessive Fabulierfreude prägt auch Haratischwilis Erzähl-Duktus. Dass ihr manche Metapher misslingt, dass sie sich hin und wieder stilistisch verstolpert, ist vor diesem Hintergrund eher zweitrangig. Einige abgedroschene Phrasen allerdings hätte das Lektorat durchaus eliminieren können. Dass die Berge den Atem anhalten, die Wanduhr sich zur Zeitbombe wandelt und das Herz Marathon läuft – geschenkt. Schwieriger zu verkraften ist die Tatsache, dass die handelnden Figuren schier pirouettenhafte Wandlungen vollziehen. Eine Tote wird zum Zentrum der Geschichte Der Roman beginnt 1994 in einem kleinen tschetschenischen Bergdorf, wo die 17-jährigen Nura sich in ein anderes Leben träumt. Der Krieg macht den Träumen und Nuras Leben ein Ende. Russische Soldaten vergewaltigen…