Tokio ist – ganz anders
Rezensionen / 1. März 2019

Andreas Neuenkirchen ist mit einer Japanerin verheiratet, Vater einer kleinen Tochter und lebt in Tokio, Japans hässlich-schönster Stadt, wie er meint. Der Wahl-Tokioter hat sein Faible für alles Japanische schon mehrmals in Büchern verarbeitet, unter anderem in Krimis (mit Inspektor Sato). Kirschblüte am umstrittenen Schrein Diesmal nimmt er die Leser mit nach Tokio und macht sie vertraut mit allerlei Skurrilem wie Love-Hotels, Convenience-Stores, Karaoke-Kabinen oder dem Radfahrer-Slalom auf den Fußwegen und den Erdbeben sicher verankerten Möbeln. Natürlich auch mit dem Hype um die Kirschblüte, für Neuenkirchen so etwas wie Japans fünfte Jahreszeit. Offiziell eröffnet wird sie ausgerechnet am umstrittenen Yasukumi-Schrein, wo Japan seiner Kriegstoten gedenkt, darunter auch international verurteilter Kriegsverbrecher. Anders als Deutschland hat Japan wenig Probleme mit seiner Rolle im Zweiten Weltkrieg, hat der Autor erfahren, der schon mal nach Hitler gefragt wird. Der Alltag als Vater Sein Buch über Tokio ist kein Reiseführer, der Insider-Tipps auflistet und Sehenswürdigkeiten abbildet. Neuenkirchen nimmt die Leser vielmehr mit in seinen Alltag als Vater, der sich unter „all den anderen Müttern“ behaupten muss und der seine „fünf Stunden Erwachsenenqualitätszeit“ auskosten will. Gerne stillt er seinen Hunger auch mal in einem Nudelrestaurant, genießt die Ruhe in einem Café und greift auch hin und…