Die Unermüdliche
Reisebücher , Rezensionen / 23. November 2023

Für Margot Flügel-Anhalt, inzwischen 70, ist Ruhestand ein Fremdwort. Sie ist am liebsten unterwegs und das mit den unterschiedlichsten fahrbaren Untersätzen. Als Rentnerin fuhr sie mit einer kleinen Honda über den Pamir Highway, mit einem Benz bis Laos und mit einem Lada Niva zum Nanga Parbat. Über ihre Touren gibt es Filme und Bücher. Diesmal blieb die rüstige Abenteurerin in Europa. Mit einem E-Bike vom Discounter fuhr sie die Donau entlang – von der Quelle bis zur Mündung und zurück mit einem „Seniorendampfer“. Eine Frau unter Strom Dabei lässt sich die Rentnerin von kaum etwas schrecken. Weder von wilden Hunden noch von Regengüssen und schlammigen Straßen, auch nicht von Lastwagen, die ihr und ihrem Bike an Engstellen gefährlich nahe kommen. „Ich vertraue mir“, schreibt sie schlicht in dem Buch über dieses E-Bike-Abenteuer „Unter Strom“. Den Titel darf man getrost als doppeldeutig interpretieren. Steht doch auch die Bikerin die meiste Zeit unter Strom. Die Bayern „ein bisschen Söder“ Zweieinhalb Monate hat Margot Flügel-Anhalt für die 2847 Kilometer lange Strecke kalkuliert. Sie will Zeit haben für den Fluss, für Entdeckungen, für Gespräche mit den Menschen. Auch da rechnet sie mit Überraschungen. Das beginnt schon in Bayern: „Ein bisschen machen sie mir Angst,…

70 Jahre und kein bisschen ängstlich
Interview , Reisebücher / 3. Januar 2023

Für Margot Flügel-Anhalt gibt es keinen Ruhestand. Die Frau ist immer aktiv – ob zu Hause im Örtchen Thurnhosbach oder unterwegs zu neuen Abenteuern. „Hoch. Hinaus.“ wollte sie wohl schon immer. Und ihr drittes Reise-Abenteuer – nach der Fahrt mit einer Enduro zum Pamir-Highway und der nächsten mit einem alten Benz in den Iran – über die sie jeweils Bücher schrieb, ist sie mit einem alten Lada aufgebrochen zu ihrem Sehnsuchtsziel Nanga Parbat. Allein. Nur zwischendurch begleiten sie zwei junge Filmmacher. Denn auch Filme entstehen bei diesen Abenteuern. Margot Flügel-Anhalt ist inzwischen schon so etwas wie eine alte Abenteuer-Häsin. Keine Angst vor Hindernissen Die Sozial-Pädagogin war zeit ihres Lebens eine Reisende. „Ich mache etwas, das ich machen möchte“, beschreibt sie ihren Antrieb.  Aus der Ruhe bringen lässt sie sich dabei von kaum etwas, wie sie ihrem Buch „Hoch. Hinaus.“ schreibt. Weder von Bergrutschen oder Überschwemmungen, noch von den Konflikten im Iran – sie kam kurz nach der Ermordung von Jina Masha Amini ins Land und erlebte die Anfänge der Proteste mit – oder von der Reparaturanfälligkeit ihres Autos und miserablen Straßen. Resilienz und Neugier „Ich hatte eigentlich solche heftigen Abenteuer überhaupt nicht bestellt“, sagte sie in einem Interview nach der…

50 Euro – gut investiert
Reisebücher , Rezensionen / 18. Oktober 2022

„Kann man mit 50 Euro pro Tag die Metropolen dieser Welt erfahren?“ Diese Frage, die sich angesichts der weltweiten Preissteigerungen immer drängender stellt, versucht dieses Polyglott-Buch zu beantworten. Allerdings klärt Christoph Drösser schon im Vorwort darüber auf, dass in der Summe die Übernachtungskosten nicht einbezogen sind. Die 50 Euro beziehen sich also auf den Urlaubstag – vom Morgenkaffee bis zum Absacker am Abend. Dabei ist die ganze Kalkulation natürlich auch abhängig vom Wechselkurs des Euro, der derzeit gegenüber dem Dollar im Sinkflug ist. Tipps  von Insidern Die Vorschläge im knapp 290 Seiten dicken Buch stammen von Autorinnen und Autoren des Vereins „Weltreporter.net“, die aus aller Welt berichten und schon ein paar Jahre in den Ländern leben, aus denen sie berichten. Sie alle teilen ihre Lieblingsgegenden, die sehr unterschiedlich sind und sich oft zu Fuß oder auch mit dem Rad erkunden lassen. Schlemmertour in Bangkok In Amsterdam klappt das schon für 45,88 Euro inklusive Fahrrad-Miete und bester Aussicht vom schiefen Dach des Nemo. In Bangkok ist bei 47,20 Euro fast schon eine Gourmet-Schlemmertour drin, sogar mit Cocktail und Taxi. In Edinburgh muss man mit 54,10 Euro schon tiefer in die Tasche greifen, kommt dafür aber umsonst ins National Museum of Scotland…

Der Barbier auf Reisen
Rezensionen / 23. Februar 2021

Wenn die Frisöre als eine der ersten wieder öffnen dürfen, ist viel von Würde die Rede. Auch Miguel Gutierrez schreibt von Würde, wenn er seinen Beruf meint. Der Mann ist Barbier und als solcher hat er vor allem mit Bärten zu tun – und mit Männerhaaren. Dass Barbiere allerdings noch viel mehr können, hat Gutierrez auf seinen Reisen um die Welt erfahren, die er als „Nomad Barber“ unternommen hat – mit Kamm, Schere und Rasiermesser im Gepäck. Aus diesen Reisen, die der Globetrotter auch auf Youtube dokumentierte, ist das Buch „Andere Länder andere Bärte“ entstanden, eine Liebeserklärung an die Kunst der Barbiere. Eine eigene (Männer)Welt Liest man sich ein in Gutierrez‘ Reise-Erinnerungen, versteht man auch besser, warum Barber-Shops derzeit auch bei uns boomen. Es ist eine ganz eigene (Männer)Welt, die in diesen Läden herrscht. Auch wenn hin und wieder sogar Barbierinnen dort tätig sind. Der reisende Barbier trifft auf Barbiere, die ihren Beruf auf der Straße ausüben und auf solche, die gepflegte Salons führen. Er trifft Hipster- und Gentleman-Barbiere, Jungspunde und alte Herren, und ist immer wieder fasziniert vom Engagement und den Talenten seiner Gesprächspartner. Ohrenreinigung und Kopfmassage Dass Ohrenreinigen (Ear Digging) in Vietnam zur Haar- und Bartpflege dazu gehört,…