Die anderen Seiten der Dolomiten
Reisebücher , Rezensionen / 7. Februar 2024

Ein türkisches Viertel in Moena,ein Weiler mit zwei Campanili, eine Jeanne d‘Arc des Tiroler Widerstands gegen Napoleon – so kennt man die Dolomiten eher nicht. Giulia Castelli Gattinara hat einen anderen Blick auf die bleichen Berge, seit 25 Jahren Unesco Welterbe und für Reinhold Messner „die schönsten Berge der Welt“. Über Südtirol hinaus Die meisten Deutschsprachigen verorten dieses Weltnaturerbe größtenteils in Südtirol. Doch die Dolomiten erstrecken sich auch über die Provinzen Trient, Belluno, Pordenone und Udine. Und so weitet denn auch Giulia Castelli Gattinara den Blick über Südtirol hinaus auf die zerklüfteten Felsnadeln und die Dolomitentäler. Da mag man so manches vermissen wie das Märchen vom Zwergenkönig Laurin und seinem Rosengarten oder die Sagen um die Königstochter Dolosilla und den falschen König im Reich der Fanes, für die Ladiner eine Art Nationalepos. Bauernmagd und Heilige Kümmernis Dafür liest man von der „Unbeugsamen Katharina“, einer Bauernmagd, die angeblich mit einer Heugabel die Franzosen zurückdrängte und so zu „einer Art Jeanne d‘Arc des Tiroler Widerstands“ wurde. Oder von der „Heiligen Kümmernis“ in der Lamprechtsburg, einer gekreuzigten Figur mit Bart und Ballerinas, die „zum Symbol des Feminismus wurde“. Man liest von „allzu oft übersehenen Alpinistinnen wie Paula Steger oder Antonia Verocai“, aber auch…

Messners Südtirol
Reisebücher , Rezensionen / 20. Juli 2023

Reinhold Messner und Südtirol, das ist eine unendliche Geschichte voller Auf und Ab. Nun hat der vielseitige Ausnahme-Bergsteiger und Grenzgänger eine „Gebrauchsanweisung für Südtirol“ geschrieben. Dabei macht er gleich zu Anfang klar: „Ich habe vor hierzubleiben.“ Liest man das Büchlein bis zum Schluss, könnte man das in Südtirol auch als Drohung empfinden. Kritischer Blick auf Südtirol Denn Reinhold Messner spart nicht mit Kritik an seinen (deutschsprachigen) Landsleuten. Auch wenn er „kein lebenswerteres Fleckchen Erde in Mitteleuropa“ kennt, auch wenn die Dolomiten für ihn die „schönsten Berge der Welt“ sind, hadert er mit der  Politik in Südtirol, mit dem Zeitungsmonopol, als dessen Opfer er sich immer wieder sah. Auch mit Vetternwirtschaft, Besserwisserei, Bigotterie und Selbstherrlichkeit. Die Messner Mountain Museen Als Nestbeschmutzer sieht er sich trotzdem nicht. Schließlich liebt er seine Heimat und hat Südtirol mit den MMM, den Messner Mountain Museen, kultur-historische Sehenswürdigkeiten beschert, die ihresgleichen suchen. Und weil Reinhold Messner sein Licht nicht gern unter den Scheffel stellt, zitiert er sich in diesem Büchlein immer wieder selbst und widmet den Museen und ihren Themen mit „Das Erbe der Berge“ ein eigenes Kapitel. Lektion in Geschichte Aber es wäre unfair, diese Gebrauchsanweisung nur auf Reinhold Messner, seine Museen und Bergbauernhöfe zu…