Rio, Hawaii, Tahiti, Bora Bora: Muss es für Kinder nicht fantastisch sein, jahrelang durch die Welt zu cruisen, immer neue Länder, neue Menschen kennenzulernen? Immer wieder erzählen Bücher davon, wie abenteuerlustige Erwachsene mit ihren Kindern die Welt entdecken und wie toll das für diese Kinder ist. Suzanne Heywood erzählt in Wavewalker eine andere Geschichte.
Zehn Jahre auf der Wavewalker
Sie war sechs, ihr Bruder Jon ein Jahr jünger, als ihr Vater ernsthaft daran ging, seinen Traum von einem Segeltörn auf den Spuren von Captain Cook zu verwirklichen. Ihr neues Heim wird der Segler „Wavewalker“ sein, allerdings nicht nur für ein oder zwei Jahre. Zehn ganze Jahre werden vergehen, bis Sue wieder englischen Boden unter den Füßen hat. Zehn Jahre, in denen sie die schönsten Ecken dieser Welt gesehen hat, aber bei Orkanen und Monsterwellen auch durch die Hölle gegangen ist. Die Erinnerung an eines der schlimmsten Erlebnisse, das ihr eine gebrochene Nase, eine Schädelfraktur und eine Blutansammlung im Kopf bescherte, sucht sie noch Jahre später in Alpträumen heim.
Zweifel an den Eltern
Und während sie als Kind nichts hinterfragt, was ihr Vater, der Captain, unternimmt, nisten sich bei der Heranwachsenden immer mehr Zweifel ein. Von ihrer Mutter fühlt sie sich ausgenutzt, vom Vater überfordert. Die Eltern nehmen kaum Rücksicht auf die Bedürfnisse ihrer Kinder. Das Geld ist knapp, und sie sind auf die Hilfe von Jon und Sue angewiesen.
Zu viele Abschiede
Je älter sie wird, desto mehr vermisst Sue ein festes Zuhause, Freundinnen, auch die üblichen Teenager-Lieben. Kaum hat sie bei Zwischenaufenthalten an Land Anschluss gefunden, heißt es schon wieder Abschied nehmen. Und die Mitsegelnden wechseln so oft, dass sie mit ihnen keine Freundschaft schließen will.
Gefangen im Lebenstraum des Vaters
Längst ist ihr das Urvertrauen, dass ihre Eltern sie lieben und schützen, abhanden gekommen. Sue zieht sich immer mehr zurück – auch zum Lernen. Sie will raus aus dem Lebenstraum ihres Vaters, in dem sie sich gefangen fühlt, will endlich ihr eigenes Leben entdecken. Das schafft sie auch mit viel Fleiß und eisernem Willen.
Das Buch über ihre problematische Kindheit besiegelte den Bruch mit den Eltern. Doch Suzanne Heywood wollte sich nicht länger unterordnen: „Als Kind hatte ich keine Kontrolle über mein Leben, doch als Erwachsene habe ich das Recht, meine Geschichte so ehrlich wie nur möglich zu erzählen.“
Info Suzanne Heywood. Wavewalker, DuMont, 431 S., 19,95 Euro 0 26 24
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