„Die neuen Insider Guides der Oh!-Reisebuchreihe des Folio Verlags für Städte und Regionen erzählen auf authentische und spannende Weise von Orten und Gegenden sowie ihren Menschen. Das überzeugende Qualitätsversprechen des Verlags steht gedruckt auf dem Cover: Mit dem Know-how der Locals.“ So begründet die Jury die Verleihung des International Travel Book Awards für die neue Reihe „Oh! Das Reiselesebuch“. Laut Verlag erzählen die Autorinnen und Autoren darin „mit unverwechselbarem, persönlichem Blick“ viel Hintergründiges.
Sanfte Annäherung
Das gilt auch für Anita Rossi und „Oh! Italiens Obere Adria“. Die in Südtirol aufgewachsene Autorin, die teils in Brixen, teils in der Lagune von Caorle lebt, kennt sich aus im „vom Wasser geprägten Zwischenreich abseits der bekannten Kulturstädte“. Die Tourismusburgen lässt sie außer acht. Dafür lädt sie in „aus der Zeit gefallene borghi“, zu Strandspaziergängen auf knirschendem Muschelsand und in Unesco-Welterbestätten. Wichtig dabei ist ihr immer eine möglichst sanfte Annäherung, etwa mit Fahrrad oder Boot, auch mit Öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß.
Mestre statt Venedig
Wie wäre es also mit Birdwatching im Po-Delta oder einem Besuch in Chioggia, „Klein-Venedig, nur ohne Massentourismus“? Die in Venedig bitter vermisste Jugendkultur findet die Autorin in Mestre, wohin es auch viele Venezianer gezogen hat, die in der musealen Serenissima all das vermissen, was sie für ihren Alltag brauchen. Neben Betongrau und Billigbau hat der Industriestandort so einiges an Überraschungen zu bieten, findet Rossi. Lieber mehr Kultur? Dann vielleicht Asolo, ein „Museum unter freiem Himmel“, oder Palmanova, das Modell einer Spätrenaissance-Stadt – beide „borghi piu belli d‘Italia“, schönste Orte Italiens.
Hemingway und Pasolini
Hemingway suchen wohl eher nur Literatur-Kundige in der italienischen Lagunen-Landschaft. Als 18-Jähriger war der Literaturnobelpreisträger in Bassano del Grauppa stationiert, dem „Epizentrum des italienischen Widerstands gegen das österreich-ungarische Heer“. In dem Buch „Über den Fluss und in die Wälder“ hat Hemingway der Gegend ein literarisches Denkmal gesetzt. Von Hemingway zu einem Sohn der Gegend, dem viel gehassten aber auch verehrten Pier Paolo Pasolini, dem „Helden des Unsittlichen“. Seinen Spuren kann man im Dorf Casarsa folgen, wo sich auch das Pasolini-Studienzentrum befindet.
Kundige Plaudereien
Aber es geht nicht nur um Kultur und um schöne Landschaft an der Oberen Adria. Auch der Genuss spielt eine große Rolle: Die 120 Kilometer lange Strada del Prosecco Valdobbiadne-Conegliano ist die älteste Weinstraße Italiens. Im Friaul werden alte Rebensorten wieder aufgepäppelt, und im Hinterland kommt Bier aus der Scheune.
So plaudert sich Anita Rossi kundig und unterhaltsam durch die Geschichte und die Gegend, teilt Erfahrungen und Eindrücke mit den Lesenden und regt dazu an, in den örtlichen Osterie mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen. Zu jedem Kapitel gibt es besondere Infos und über QR-Codes noch tiefere Einblicke. Lilo Solcher
Info Anita Rossi. Oh! Italiens Obere Adria, folio, 160 S., 20 Euro
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