Isabel Allende und der Feminismus

10. März 2021

„Was Frauen wollen“ so der Titel ihres neuen Buches, glaubt Isabel Allende genau zu wissen. Schließlich war die chilenische Erfolgsautorin („Das Geisterhaus“) in der eigenen Erinnerung schon im Kindergarten Feministin. Sie wuchs im Haus der Großeltern auf, einem „monströsen Kasten mit zugigen hohen Zimmern“. Der Vater hatte die Mutter mit zwei kleinen Kindern und einem Säugling sitzen lassen. Die Ehe wurde annulliert, die Mutter kehrte ins Elternhaus zurück, und Isabel begriff sehr früh, dass sie gegenüber den Männern der Familie benachteiligt war.

Zorn auf den Machismo

Damals war Chile „Lichtjahre entfernt von der Frauenbewegung in Europa und den USA“. Vielleicht ist das auch der Grund, warum die früh so aufsässige Isabel selbst mit 20 heiratete und Kinder bekam – ganz traditionell. Doch die Mitarbeit in einer frauenbewegten Zeitschrift hielt ihren Zorn gegen den lateinamerikanischen Machismo wach: „Wir schrieben mit dem Messer zwischen den Zähnen“ beschreibt Allende ihren Feminismus.

Kein Mangel an Männern

Isabel Allende hat ein bewegtes Leben hinter sich, in dem es ihr – wie sie schreibt – nie an Männern gemangelt hat. Im späten Alter hat sie nochmal einen Lebensgefährten gefunden. Ihre Enkel halten sie auf dem Laufenden, was Gendersprache angeht und Begriffe wie Polyamorie. „In meiner Jugend nannte man das freie Liebe“, schreibt die 79-jährige und gibt zu, dass sie „heillos heterosexuell“ und „hoffnungslos romantisch“ ist.
Die Liebe habe sie immer wieder zu Dummheiten verführt, die sie später bereute, schreibt sie. Und gesteht augenzwinkernd: „Für eine kokette Frau wie mich ist das Altwerden hart. Im Innern bin ich weiterhin verführerisch, es merkt bloß keiner.“

Gewalt gegen Frauen weltweit

Doch Allende kokettiert nicht nur ganz entspannt mit ihrer Erfahrung, dem Alter und der eigenen Attraktivität. Sie prangert auch an, was die Gesellschaft den Frauen antut: die Abtreibung weiblicher Föten in Indien oder China, die Genitalverstümmelung in Afrika, Vergewaltigung und Menschenhandel in aller Welt. „Wieso wird der Gewalt gegen Frauen nicht der Krieg erklärt“, fragt sie und ermuntert dazu, in dieser Corona-Zeit darüber nachzudenken, was für eine Welt wir – und nicht nur die Frauen – wollen.
Ihr Buch ist eine anekdotisch gefärbte Plauderei zum Thema Gleichberechtigung und eine Weckruf an die jüngere  Frauen-Generation. Eine Kampfansage ist es nicht. Dazu mag Allende die Männer viel zu gern.

Info: Isabel Allende. Was Frauen wollen, Suhrkamp, 185 S., 18 Euro

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