Schwiegermutter – das ist für viele Paare ein Schreckgespenst. Die Mutter des Partners oder der Partnerin kann eine echte Bedrohung für eine Beziehung sein. Wie in Moa Hergrens Roman „Schwiegermutter“. Nur, wer ist schuld daran, wenn alles schief läuft? Darum geht es in dem Roman, der zwar großenteils aus der Sicht der Schwiegermutter geschrieben ist, aber auch die anderen Beteiligten zu Wort kommen lässt. Symbiotische Beziehung Åsa ist allein...

„Die neuen Insider Guides der Oh!-Reisebuchreihe des Folio Verlags für Städte und Regionen erzählen auf authentische und spannende Weise von Orten und Gegenden sowie ihren Menschen. Das überzeugende Qualitätsversprechen des Verlags steht gedruckt auf dem Cover: Mit dem Know-how der Locals.“ So begründet die Jury die Verleihung des International Travel Book Awards für die neue Reihe „Oh! Das Reiselesebuch“. Laut Verlag erzählen die Autorinnen u...

Michael Köhlmeier ist ein grandioser Autor – auch im kleinen Format. Und er ist ein grandioser Erzähler. Besser als er selbst könnte keiner Die Verdorbenen  lesen – distanziert, emotionslos, lakonisch. Dabei geht es um nicht weniger als um das Böse. Hier geschieht es scheinbar grundlos – aus purer Langeweile heraus. Der Protagonist Johann kommt als Mann ohne Eigenschaften daher, farb- und ambitionslos. Mit einem Abstand von 40 Jahren bli...

Über ihre Brunetti-Krimis ist Donna Leon vielen Deutschen sehr vertraut. In dem Büchlein Backstage gibt die inzwischen 83-jährige Autorin aber einiges aus ihrem Privatleben preis, das womöglich auch in ihre Krimis eingeflossen ist. Immerhin hat Donna Leon ein ziemlich interessantes Leben gelebt, ehe sie sich für Venedig als Wohnsitz und später für die Schweiz entschieden hat. Rassismus  in den USA Geboren wurde sie in den USA,wo sie an einer A...

Christine Kochschmieder lässt in ihrem neuen Roman „Frühjahrskollektion“ die Zeit des Wirtschaftswunders wieder aufleben – eine Zeit, in der Männer noch das Sagen hatten und die Wirtschaft boomte. Doch die 60-iger Jahre, in denen sie ihren Roman um die geschäftstüchtige Lilo ansiedelt, haben so gar nichts von der guten alten Zeit, von der ewig Gestrige bis heute schwärmen. Auch wenn sich damals die meisten Deutschen im allgemeinen Vergessen be...

Er oder ich?
Rezensionen / 4. Juli 2016

„Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“ Der Titel von Richard David Prechts Philosophie-Buch könnte auch über Joao Tordos Roman stehen. „Stockmanns Melodie“ beschäftigt sich mit der Frage der Individualität, der Einzigartigkeit. Schon ganz am Anfang träumt der Kontrabassist Hugo „noch ohne darum zu wissen, von seinem Ebenbild, einem Mann, der er noch nicht kannte und der doch in allem mit ihm identisch und anders war als er selber“. Hu...

Lügen von Gestern und Heute
Rezensionen / 20. Juni 2016

„Hast du das Leben, fragte er sich, das du dir gewünscht hast? Aber auch vor einem Wunschleben machte die Gewohnheit nicht Halt.“ Selten wohl schafft es eine Lektüre, dass man den eigenen Standpunkt in Frage stellt. Doch bei Ursula Frickers Roman „Lügen von gestern und heute“ kommt man schnell ins Grübeln. Macht man es sich wirklich zu einfach, wenn man sich auf eine Meinung zum Thema Flüchtlinge festlegt? Folgt man nur dem Mainstrea...

Satin Island: Müll der Zivilisation
Rezensionen / 24. Mai 2016

Ein Anthropologe sitzt irgendwo im Keller des Unternehmens, für das er arbeitet und schreibt an einem Narrativ für einen Großkunden, einer Art Blaupause für ein profitables Geschäftsmodell, das er zwischendurch am liebsten sabotieren würde. „Nennt mich U. – Call me you“ sagt der Erzähler gleich zu Anfang, „nennt mich du“. Damit beginnt der Autor ein intellektuelles Spiel, in dem er dem Leser immer wieder neue Narrative vorsetzt...

Heldensturz: Martin Walkers Eskapaden
Rezensionen / 18. Mai 2016

Bruno, Chef de Police in der Kleinstadt Saint Denis, ist so manchem Krimi-Freund schon ans Herz gewachsen. Löst der Genussmensch im schönen Périgord doch mittlerweile auch schon seinen achten Fall. Und das auf gewohnt nonchalante Art mit viel französischem Savoir Vivre. Für Bruno heißt „Leben wie Gott in Frankreich“ vor allem gut essen und trinken, aber auch die Liebe spielt eine wichtige Rolle. Schließlich ist der Chef de Police ein...

John Irving: Am Anfang war die Müllkippe
Rezensionen / 3. Mai 2016

„Woher etwas kam, war ein wichtiger Teil von Juan Diegos Schriftstellerleben… ‚Das echte Leben ist zu schludrig, um als Modell für gute Fiktion zu taugen‘, hatte Juan Diego gesagt. ‚Gute Romanfiguren sind charakterlich ausgereifter als die meisten Menschen, die wir in unserem Leben je kennenlernen. Figuren in Romanen sind nachvollziehbarer, stimmiger, vorhersehbarer. Romane, sofern sie etwas taugen, sind nicht chaot...

Alpenüberquerung: Neue Horizonte
Rezensionen / 20. April 2016

Am Anfang war eine Vision, die Idee das „Gebirge Alpen in dem ich seit meiner Kindheit unterwegs bin, einmal in seiner ganzen Länge zu erkunden“. Und die Alpenüberquerung zu Fuß von Wien nach Nizza beginnt direkt vor der Haustür. Der Bergführer Hans Thurner und seine Freundin Anita sind gut vorbereitet – aber nicht auf alles, was ihnen in 101 Tagen Wanderschaft, auf knapp 2000 Kilometern Wegstrecke und immerhin 90 000 Höhenmetern pas...

Endstation Alzheimer
Rezensionen / 12. April 2016

Ein bisschen viel Klamauk hat J. Paul Henderson schon hineingepackt in seinen Roadmovie- und Alzheimer-Roman „Letzter Bus nach Coffeeville“. Warum muss der kleine Eric unbedingt einen Fahrradhelm zur Tarnung tragen, obwohl er inzwischen schwarz gefärbte Haare hat? Warum muss der arme Jack wegen seiner Haarpracht fast psychotisch sein? Und die Schokoladen-Besessenheit der Schönheitstänzerin Susan ist auch eher grenzwertig. Dabei wäre ...

Emanuel Bergmann: Pure Magie
Rezensionen / 31. März 2016

Ein 15-jähriger Judenjunge, die Frucht eines mütterlichen Fehltritts, wird von seinem „Vater“, einem Rabbiner im Prag der 1940iger Jahre streng erzogen. Trotzdem oder eher gerade deswegen verfällt Mosche Goldenhirsch der Magie des  Zirkus. Er verliebt sich in die Assistentin des Zauberers und wird später selbst zum Magier in der Manege. Über 70 Jahre später sucht in Amerika ein anderer Junge nach diesem Magier, der als der „große Zab...

Norbert Gstrein: Jenseits der Gemütsbesoffenheit
Rezensionen / 18. März 2016

Es fängt schon damit an, dass er am Anfang etwas klarstellt und damit erst recht neugierig macht: „Manches von dem Folgenden ist wirklich geschehen,“ schreibt der Österreicher Norbert Gstrein („Das Handwerk des Tötens“, „Eine Ahnung vom Anfang“) noch bevor sein Roman „In der freien Welt“ über den Nahost-Konflikt anfängt: „Aber ich bin nicht ich, er ist nicht er, sie ist nicht sie, die alte Geschichte.“ Stimmt das, will ma...

Der Kaffeedieb: Globale Gaunereien
Rezensionen / 15. März 2016

Kaffee ist für uns ein selbstverständliches Genussmittel. Das war nicht immer so, erst im 17. Jahrhundert wurde das Getränk, damals Kahve genannt, auch in Europa bekannt. Das Monopol auf das begehrte Getränk hatten allerdings die Osmanen. Dieser geschichtliche Hintergrund inspirierte den Autor Tom Hillenbrand, der mit seinen Krimis um den Luxemburger Koch Xavier Kiefer immer schon gerne ein Stück Lebensmittelgeschichte schrieb. Nun a...