Duca Lambertis letzer Fall
Rezensionen / 31. Juli 2019

Er gilt als der Vater des italienischen Kriminalromans und hat selbst ein Leben hinter sich, das wie ein Roman war: Giorgio Scerbanenco, 1911 als Sohn eines Ukrainers und einer Italienerin in Kiew geboren und 1969 in Mailand gestorben, hat mit Duca Lamberti einen vom Leben gebeutelten Ermittler geschaffen, der seine Fälle nicht selten gegen den Widerstand seiner Kollegen bei der Polizei aufklärt. Die Grenzen der Aufklärung Immer wieder öffnet Lamberti die Büchse der Pandora, bringt Verdrängtes und Vergessenes an den Tag. Es geht um gesellschaftliche Schieflagen, um Ausgrenzung und menschliche Grausamkeit und vor allem um das Warum. Und da stößt der studierte Mediziner Lamberti, der wegen Sterbehilfe im Gefängnis saß, immer wieder an seine Grenzen. Auch im vierten Buch der Lamberti-Serie: „Duca Lamberti war also in den Viale Tunisia gekommen, um die scheußlichste, abstoßendste, widerwärtigste Aufgabe wahrzunehmen, die einem Polizisten widerfahren kann: nämlich einen Vater zu bitten, den geschundenen Leichnam seiner Tochter auf einem kalten Marmortisch des Leichenschauhauses zu identifizieren.“ Der Ermittler war nicht schnell genug Amanzio Berzaghis schöne aber geistig zurückgebliebene Tochter Donatella war auf unerklärliche Weise aus der väterlichen Wohnung verschwunden und Duca Lamberti war es nicht gelungen, die junge Frau lebend zu finden. Ihre Mörder waren schneller….

Im Netz der Dottoressa
Rezensionen / 6. Mai 2019

Er kennt die Szene. Massimo Carlotto, 1956 in Padua geboren, hat selbst Erfahrung mit Gerichten, Richtern und Gefängnisinsassen. Er geriet unter Mordverdacht, wurde verurteilt, war jahrelang auf der Flucht und saß bis zu seiner Begnadigung sechs Jahre hinter Gittern. Diese Erfahrungen machen die Krimis des Italieners so authentisch. Carlotto kennt die harte Sprache der Kriminellen, ihre Skrupellosigkeit – und ihre Verletzlichkeit. Überleben ist eine Frage der Würde In dem neuen Roman „Blues für sanfte Halunken und alte Huren“ spielen drei „gute“ Gauner die Hauptrolle. Auf der Gegenseite: Eine ebenso schöne wie skrupellose Dottoressa im Innenministerium, der sadistische Mörder Pellegrini, der nicht tot zu kriegen ist, Zuhälter und ein paar Drogenhändler. Carlotto-Kenner werden sich über ein Wiedersehen mit dem „Alligator“ Marco Buratti und seinen beiden Freunden Max und Beniamino Rossini freuen, die nach dem Motto leben: „Dass man in diese schlimmsten aller Welten überleben muss. Um jeden Preis. Und dass das eine Frage der Würde ist.“ Drei Gute Gauner und eine skrupellos Dottoressa Das Milieu wird nicht nur in Italien erkundet, auch in Wien und München hat die Mafia ihre Netze ausgelegt. Die schöne Dottoressa spinnt eifrig mit und merkt dabei nicht, wie sie sich im eigenen Netz verfängt. Sie hat…

Ein Mädchen verschwindet
Rezensionen / 16. März 2017

Am Anfang ist der Traum: Der Lehrer Nani träumt von einem Mädchen in einem roten Mantel. Es könnte seine Tochter sein, Martina, die mit acht an Leukämie gestorben ist und deren Tod auch den Tod seiner Ehe bedeutete. Am Morgen erfährt der Träumer, dass ein Mädchen im roten Mantel verschwunden ist, die achtjährige Lucia. Nani, der den Traum als Wink des Schicksals interpretiert, wird zum Detektiv und sucht auch dann noch weiter, als die Polizei die Akten geschlossen hat und die Eltern sich mit dem Tod ihrer Tochter abgefunden zu haben scheinen. Seine Suche verwickelt ihn in einen anderen Fall, bei dem ein ebenfalls achtjähriges Mädchen nach Kambodscha verschleppt und in die Prostitution gezwungen wurde. Nah dran an einer bestürzenden Realität  Dacia Maraini, die große alte Dame der italienischen Literatur, bleibt im ihren Roman „Das Mädchen und der Träumer“ nah dran an einer bestürzenden Realität. „Das gekidnappte Kind sowie das andere Kind, das in einem asiatischen Bordell landet – das sind wahre Geschichten, die ich von Amnesty International erfahren habe“, sagte sie in einem Interview. Allein in Italien verschwinden alljährlich Tausende von Menschen. 27000 waren es zwischen 1974 und 2014, darunter 11565 Kinder. In ihrem Roman beleuchtet Maraini schlaglichtartig viele Aspekte…