Ihr Roman Daily Soap sei eine „Frustrationsverdauung“ sagte Nora Osagiobare im Interview mit dem Schweizer Rundfunk. Man kann es der Autorin nicht verdenken. Als Tochter eines nigerianischen Vaters ist sie mit dem Gefühl aufgewachsen, „dass etwas mit mir nicht stimmt“. Das prägt ihren distanzierten Blick auf die Schweizer Heimat. Lust an der Überzeichnung Mit ihrem Debüt Daily Soap erregt Nora Osagiobare nicht nur international Aufsehen, sondern mit Sicherheit auch Anstoß bei Schweizer Biedermännern. Denn ihre Ich-Erzählerin Toni nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um Rassismus-Erfahrungen geht. Dabei kommt der Roman dank Osagiobares Lust an der Überzeichnung so gar nicht jammernd anklagend rüber. Eher schon lustig, wobei einem das Lachen manchmal im Hals stecken bleibt. Verwirrende Familienverhältnisse Ich-Erzählerin Toni schlägt sich mit ungeklärten Familienverhältnissen rum, die auch die Lesenden verwirren. Erst allmählich lernen sie zu verstehen, dass hier alle irgendwie mit allen zu tun haben. Während Toni sich in ihre Lieblings-Soap flüchtet, staunen die Lesenden über den Geschäftssinn der Unternehmerin Zita Bodeca, die nur allzu bereit ist, ihre Überzeugung dem Profit zu opfern. Die Sache mit den Werbespots Um sich im gesellschaftlichen Chaos zurechtzufinden, können sie immerhin auf die Auflistung der Hauptfiguren am Anfang des Romans zurückgreifen. Natürlich geht…
Andreas Lesti liebt die Berge – und die Literatur. Und so hat sich der in Augsburg geborene und in Berlin lebende Journalist und Autor auf den Weg gemacht, in der Schweiz den Zauber zu erforschen, den die Berge dort auf Künstler und Literaten ausübten. Sein Buch „Zauberberge“, zauberhaft aufgemacht mit einem Leineneinband und alten Fotografien vor jedem Kapitel, folgt den Spuren deutscher Dichter und Denker in der Schweiz. Ein Berg an Büchern Lesti hatte sich im ersten Jahr der Pandemie aufgemacht und musste aufgeben. Im Sommer kehrte er zurück. Als erstes stand Davos auf dem Reiseplan. Davos, natürlich, Schauplatz von Thomas Manns „Zauberberg“. Der Roman über einen jungen Mann, „der sieben Jahre nicht mehr wegkam aus den Schweizer Bergen“. So lange hält es Andreas Lesti nicht in der Gebirgsstadt, obwohl er einen ganzen Berg Lektüre dabei hat – neben Thomas Manns Zauberberg auch den weitgehend unbekannte „Zauberlehrling“ von Erich Kästner, Nietzsches „Also sprach Zarathustra“ oder Theodor Adornos „Minima Moralia“. Das Schicksal der Villa Stein Er wird also viel lesen auf dieser Reise – und sich verzaubern lassen. Die Spurensuche führt ihn in Davos von der Schatzalp zum Waldhotel und ins Medizinische Museum, wo er versucht, dem morbiden Kult um die…
Ui, da hat Joachim B. Schmidt den Schweizer Nationalhelden Tell ganz schön zerzaust. Ein armer Bergbauer ist sein Tell, der so gar nichts von Schillers Heldenmut hat. Erzählt wird die Anti-Heldengeschichte von einem Chor von Zeitzeugen. Darunter auch von Walter, dem Sohn, dem Wilhelm Tell auf Befehl des habsburgischen Reichsvogts Gessler den Apfel vom Kopf schießen muss. Desolate Lebensverhältnisse Der Schweizer Schmidt nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er seine Erzähler die desolaten Lebensverhältnisse der Bauern beschreiben lässt, die Kleingeistigkeit in den engen Tälern. Nichts da von politischer Aufmüpfigkeit oder einem „einig Volk von Brüdern“. Nur ein täglicher Kampf ums nackte Leben und gegen eine Diktatur, die selbst die armseligste Existenz durch immer neue Schikanen bedroht. Der Gegenspieler von Tell Ja, auch der Gesslerhut spielt seine Rolle, aufgesteckt, um das dumpfe Bauernvolk Mores zu lehren. Der Harras hatte die Idee, Gesslers Sicherheitschef. Ein bösartiger Intrigrant ist das bei Schmidt und ein gemeiner Leuteschinder. Die Bauern verachtet er genauso wie den Reichsvogt, seiner Meinung nach ein verweichlichtes Bürschlein. Schmidt macht ihn zum eigentlichen Übeltäter und damit zum Gegenspieler Tells. Harras verkörpert die dunkle Seite der Macht, ein echter Kotzbrocken. Schwacher Reichsvogt Im Gegensatz zu ihm ist Schmidts Gessler durchaus zu…
Quadratisch, praktisch, dick. Fast 500 Seiten mit geballten Tipps für die Schweiz sind in diesem reich bebilderten Band versammelt. Ausflugsziele für das ganze Jahr, auch für Familien. Dazu Ferienideen und vieles, was sonst noch Touristen in der Schweiz interessiert. Kuriositäten und Berühmtheiten Kuriositäten etwa wie das kleinste Museum der Welt in Basel, wo jede und jeder ausstellen kann, was ihr oder ihm wichtig ist – Hauptsache klein. Der Pfynwald mit der Bhutanbrücke im Wallis. Der Friedhof in Jaun im Kanton Fribourg mit den individuell geschnitzten Holzkreuzen. Das Cabaret Voltaire in Zürich, Geburtsort des Dadaismus. Natürlich finden sich auch weltberühmte Attraktionen in dem Wälzer wie das Jungfraujoch, die Hohle Gasse (aus Wilhelm Tell) bei Küsnacht, das Einstein-Museum in Bern, die Fontäne „Jet d‘Eau“ im Genfer See oder das Dorf Vogorno im Tessiner Versascatal. Weinlehrpfad und Hausmannskost Es gibt Ausflugstipps wie den Weinlehrpfad im Wallis, die Grotten von Vallorbe im Jura, den Pilatus bei Luzern oder die Vorderrhein-Schlucht in Graubünden, den Grand Canyon der Schweiz. Auch das leibliche Wohl kommt nicht zu kurz. Da finden sich Lokale mit regionaler Küche wie die Osteria La Froda im Tessin, die sich dem Slow-Food-Trend verschrieben hat, das auf Wildgerichte spezialisierte Relais des Chasseurs im Wallis…