Die Cazalets: Zeitreise ins England der Dreißiger

18. November 2018

Die Autorin ist schon tot, 2014 starb Elizabeth Jane Howard im Alter von 90 Jahren. 14 Jahre vorher hatte ihre die Queen den Verdienstorden Commander of the British Empire verliehen. Ausgezeichnet wurde das ehemalige Model für die fünfbändige Familienchronik über die Cazalets, die im England der Dreißigerjahre spielt und ein Spiegel der damaligen Gesellschaft ist.

Die Schatten des Zweiten Weltkriegs

Im Mittelpunkt steht eine großbürgerliche Familie, die auf dem Familiensitz Home Place in Sussex zusammenkommt. Elisabeth Jane Howard erweckt mit ihrer detailreichen Familiensaga über die Cazalets nicht nur eine vergangene Welt zum Leben, sie zeigt auch die Schatten, die der Zweite Weltkrieg auf die friedliche Idylle in Sussex warf. Und sie ist in der Beschreibung der in der Familie schwelenden Konflikte durchaus aktuell.
Im ersten Band kehren die Cazalet-Brüder Hugh, Edward und Rupert wie jeden Sommer zusammen mit ihren Familien in das Haus ihrer Kindheit zurück.  Die unbeschwerten Wochen werden überschattet von der Angst vor dem nächsten Weltkrieg. Und doch stellt sich die lange geübte Routine ein: „Kommt es dir nicht seltsam vor? Jeden Tag schlittern wir weiter in diesen grauenvollen Albtraum hinein, tun aber alle, als wäre nichts Besonders.“

Größere und kleinere Familienquerelen

Die erwachsenen Cazalets  haben ihre eigenen Geheimnisse und selbst die Kinder plagen sich mit Problemen herum. Die unverheiratete Schwester der drei Brüder, Rachel, liebt eine Halbjüdin. Ruperts junge Frau, die vor allem verliebt die eigene Schönheit ist, lässt sich von einem Arzt verführen. Edward, der mit seiner eher frigiden Frau Viola nicht ausgelastet ist, geht nicht nur fremd, sondern macht sich an seine Tochter Louise heran, während Viola unter ihrer ungewollten Schwangerschaft leidet. Die alten Cazalets streiten über die ungewisse Zukunft. Und die arme und noch dazu hässliche Privatlehrerin bestärkt die ihr anvertrauten Mädchen in ihrer Selbstbestimmtheit. Unterschwellig ist sowohl bei den Herrschaften wie auch beim Gesinde ein latenter Antisemitismus zu ahnen: „Edward hielt an der fixen Idee fest, jeder geschäftliche Erfolg wäre ihm und dem alten Herrn zu verdanken, während jeder Misserfolg allein auf die ruchlose Geschäftstüchtigkeit der Jugend zurückzuführen wäre.“

Neugier auf das weitere Schicksal

Am Ende von 556 Seiten kennen die Leser die Familie so gut, als wären es alte Bekannte. Und natürlich will man dann auch wissen, wie es weitergeht – in der Familie und in der Weltgeschichte. Elizabeth Jane Howard wird sich mit dem Erzählen Zeit lassen. Schließlich umfasst ihre Chronik fünf Bände.
Info: Elizabeth Jane Howard. Die Jahre der Leichtigkeit, dtv, 556 S., 16,90 Euro

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