Über Grenzen: Von der Freiheit aufzubrechen

23. September 2019

Eine Frau, ein kleines Motorrad und eine Reise:  Über Grenzen heißt das Buch, das Margot Flügel-Anhalt über ihr großes Abenteuer geschrieben hat.  „Die sprachlose Aufmerksamkeit der Männer überrascht und amüsiert mich immer wieder. Ich bin eine ältere Frau. Ja. Ich fahre Motorrad. Ja. Na und?“  Die Mutter von zwei erwachsenen Söhnen musste erst 64 Jahre alt werden, ehe sie sich zum ersten Mal auf ein Motorrad zu steigen traute. Und dann fuhr sie gleich los – aus einem Kaff in Nordhessen in die Länder Zentralasiens, die der Großteil der Deutschen höchstens aus den Nachrichten kennt: Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Usbekistan, Turkmenistan…

Die alte Frau und das Motorrad

Eine Frau auf einer kleinen Enduro, auch Reisemoped genannt, ist in solchen Ländern schon eine Sensation und dann noch eine ältere Frau. Doch Flügel-Anhalt lässt sich nicht beirren, auch nicht von einigen Stürzen, die ganz und gar nicht harmlos sind. Und schon gar nicht von unfreundlichen Zöllnern an der Grenze oder Männern, die sich weigern, einer Frau die Hand zu geben. Die Frau ist tough, sie braucht keine männliche Stütze – auch wenn sie manchmal ganz froh ist über hilfsbereite Begleiter. Auf einem Teil der Reise fahren zwei Filmer mit.

Die Herausforderung des Wegs

Doch die meiste Zeit genießt sie das Gefühl der Freiheit, allein zu reisen und allein entscheiden zu können. Schon als Kind, so erzählt sie, vagabundierte sie gerne durch Wälder und Felder. Jetzt also ist sie wieder unterwegs, meistert Straßen, die keine sind und den Pamir Highway und lässt sich auch nicht von schlimmen Nachrichten aufhalten wie der, dass vier Radfahrer bei einem Terror-Anschlag ums Leben kamen. Sie liebt das Abenteuer, die Begegnung mit immer neuen Menschen, die Herausforderungen des Wegs und der Grenzen, sogar den Dreck: „Zu Hause ist alles sauber und in Ordnung. Wir Motorradfernreisende sind dreckig… Die Maschine, die wir fahren, ist unser Zuhause… Am nächsten Tag sind wir wieder unterwegs und wieder dreckig.“

Das Ende kommt viel zu früh

117 Tage ist sie unterwegs, durchquert 18 Länder, lernt andere Sitten und Gebräuche kennen und trifft hin und wieder auch Gleichgesinnte. Es geht ihr nicht darum, möglichst viele Sehenswürdigkeiten zu sammeln, sie will „in Freiheit unterwegs sein“.  Am Ende, das für sie viel zu früh kommt, räumt sie auch ein: „Es war aber nicht durchgehend ein faszinierendes Abenteuer, die Realität kann auch ganz furchtbar sein.“ Trotzdem würde sie immer wieder aufbrechen – solange sie kann.
Dank der Mitarbeit von Titus Arnu und der interessanten Bilder im Buch fühlen sich die Leser mitgenommen auf dieses Abenteuer, das die beiden Filmer, die Margot Flügel-Anhalt ein Stück weit begleitet haben, zu einer Reisedokumentation verdichtet haben. Wie sagt die engagierte Sozialpädagogin: „Der Aufbruch ist das schwierigste. Das Unterwegssein ist leicht und schön.“
Info: Margot Flügel-Anhalt/Titus Arnu. Über Grenzen – Freiheit kennt kein Alter, DuMont, 288 S., 14,95 Euro
Der Film zu dieser Reise ist am 12. September in den Kinos angelaufen: https://www.über-grenzen.de

 

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