402 Nächte, 119 Schlafplätze in 13 Ländern und auf vier Kontinenten: Der österreichische Fernsehjournalist Jakob Horvat hat es sich nicht leicht gemacht beim Entdecken der Welt, und er hat zwischendurch auch mit seiner Idee gehadert, allein und ohne großen Komfort unterwegs zu sein. Am Ende seiner langen Reise „rein ins Leben“ ist er aber überzeugt davon, dass ihm zwar viel erspart geblieben wäre, wenn er sich nicht „raus aus der Komfortzone“ begeben hätte, dass er aber vor allem viel versäumt hätte. Und davon berichtet er in dem Buch Weltnah.
Offene Türen nach holprigem Start
Alles fing mit der Idee des norwegischen Freundes Martin an, einmal um die Welt zu reisen ohne zu fliegen, also meist per Anhalter. Zwar ist der Start in Wien etwas holprig, aber auch da tun sich neue Türen auf. „Du bekommst nicht viele Möglichkeiten im Leben, um deine Zeit so zu verschwenden wie wir das gerade tun,“ stellt Martin fest. Und Zeit verschwenden müssen die beiden noch öfter. Denn zwei trampende Männer haben es nicht leicht, eine Mitfahrgelegenheit zu finden und später dann auch noch ein Boot. Doch sie geben nicht auf und werden belohnt: Mit neuen Bekanntschaften, mit Entdeckungen und einem wachsenden Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und in die Großzügigkeit der Mitmenschen.
Hunger nach immer neuen Erfahrungen
Der Autor, der später allein unterwegs ist, überwindet nicht nur seine Seekrankheit, er unterstützt in Kolumbien eine Frau auf ihrer Farm, lernt einen gelähmten Menschenfreund kennen, für den er eine Sammlung organisiert, und einen Mann, der für Obdachlose ein Altersheim organisiert hat. Manchmal ist er überwältigt von so viel Engagement, von der menschlichen Nähe, manchmal aber auch einfach reisemüde: zu viele Eindrücke, zu viele Menschen, zu viel von allem.
Und doch ist sein Hunger nach neuen Erfahrungen nicht gestillt. Er vertraut sich einem Schamanen an, taucht in Indien tief in die Yoga-Philosophie ein und geht bei so mancher Wanderung an seine Grenzen. Dazu hin und wieder Liebeskummer und eine Grenz-Erfahrung im Puff.
Anklänge an Andreas Altmann
Auch wenn Horvat manchmal den Erzählsound des schreibenden Globetrotters Andreas Altmann aufnimmt, er ist kein Altmann, keiner, der sich selbst entblößt, rücksichtslos gegen sich und andere. Horvat ist jung, experimentierfreudig und lernfähig – und er hängt an seiner Familie. Das Reisejahr hat ihn verändert, zumindest hat es ihn zum Vegetarier gemacht, aber er ist zurück im alten Leben. Im Buch hat er zu seinen Reiseerlebnissen Gedanken notiert, wie man mehr aus seinem Leben machen könnte und natürlich prominente Fürsprecher des Reisens zitiert. Angehende Globetrotter können von dem Buch profitieren, lesenswert ist es aber für Menschen, die vom Reisen träumen.
Info: Jakob Horvat. Weltnah – Raus aus der Komfortzone, rein ins Leben, Kremayr & Scheriau, 263 S., 22 Euro
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