Helge Sobik ist weit gereist und welterfahren. Das spürt man in jeder Zeile seiner poetischen Reise-Miniaturen. Auch wenn man den Titel „Gestrandet“ nicht ganz so wörtlich nehmen sollte. Denn Sobik hat seine Aufenthalte oft genug auch freiwillig verlängert, weil es einfach so schön war vor Ort, weil der Abschied zu schwer fiel. Und es sind auch nicht immer nur Strände, an denen diese modernen Robinsonaden spielen. Städte sind ebenso darunter wie Wüsten, Berge und Flusslandschaften. Überall Außergewöhnliches Kein Kontinent, den Helge Sobik nicht bereist hat und kein Ort, dem er nicht Geheimnisvolles, Außergewöhnliches entlocken konnte. Wer noch Futter fürs Fernweh braucht, hier findet er es. Denn wer wäre nicht gern dabei, wenn auf Djerba die Nacht Klänge, Gerüche und Geschmack hat oder beim schönsten Sonnenuntergang auf der griechischen Insel Folegandros? Wer würde nicht gern erfahren, warum das Grau des venezianischen Winters etwas „Endzeitlich-Unwirkliches“ hat? Genuss ohne Zeitlimit Und doch bleiben viele der schönsten Erfahrungen den meisten Reisenden verwehrt. Helge Sobik weiß auch, warum. Weil viele Umwege scheuen, weil sie Angst vor dem Unbekannten haben oder weil sie – wie in Tunis – „Tausendundeine Nacht nur am Tage suchen“. Er weiß auch, wie wichtig es ist, den deutschen Zeitbegriff auf Reisen…
Bernd Römmelt feiert im gleichnamigen Bildband den Sonnenzauber am Nachthimmel (srt). Er fotografiert Polarlichter in allen Farben, in allen Formen: Seiner eigenen Einschätzung nach ist Bernd Römmelt ein „Polarlichtsüchtiger“. Ein Glück für die Mitmenschen, denn die Fotos, die der Reisejournalist und Fotograf aus dem hohen Norden mitgebracht hat, sind so faszinierend, dass auch die Betrachtenden Gefahr laufen, süchtig nach Polarlichtern zu werden. Eine Welt aus Kälte und Eis Mit seiner Kamera war Bernd Römmelt unterwegs in Alaska und Kanada, in Grönland, Island und Norwegen, in Schweden und Finnland. Beim Fotografieren hat er sich hin und wieder fast die Finger abgefroren. Der Preis dafür, dass er es liebt, in „eine für uns Mitteleuropäer fremde Welt aus Kälte, Eis, Schnee und Dunkelheit“ einzutauchen. Nicht zu vergessen die Polarlichter als „Sahnehäubchen“. Ihren Tanz am Himmel, die Farben- und Formenspiele hat Bernd Römmelt in fast magisch wirkenden Fotografien eingefangen. Die Himmelsphänomene Auch wenn die Astrophysikerin Dr. Felicitas Mokler die Geheimnisse der Aurora borealis in einem wissenschaftlichen Beitrag lüftet, bleibt doch noch immer ein Hauch von Mysterium beim Betrachten der vielfarbigen Himmelserscheinungen. Kein Wunder, dass sie die Menschen früherer Zeiten zu fantasievollen Geschichten inspirierten. Mal stehen Walküren hinter den grünen, blauen und gelben Lichtern, mal…
Der Titel des Buches ist Programm: „Und dann kam einer, der hat‘s einfach gemacht“. Der Deutsch-Spanier Julen Sánchez hat sich ein ganz besonderes Abenteuer zugemutet – mit Null Emissionen. Mit Bike und Ruderboot ist er von Paris aus nach Pittsburgh aufgebrochen und von dort noch weiter nach Vancouver geradelt. Ein Horrortrip, möchte man meinen. Mit seiner Aktion will der 23-jährige Abenteurer Sánchez die symbolische Brücke, welche die Bürgermeister von Paris und Pittsburgh, Anne Hidalgo und William Peduto, in Sachen Klimaschutz geschlagen haben, sichtbar machen. 131 Tage auf dem Ruderboot Was für ein Unterfangen! 131 Tage verbringt er mutterseelenallein auf seinem Ruderboot. Und der Name „STORM“ passt auch hier. Denn immer wieder müssen sich Boot und Ruderer gegen haushohe Wellen durchsetzen, dem Swell Widerstand leisten. Das gelingt nicht immer ohne Blessuren und Verluste. Aber die einzigartigen Erlebnisse auf hoher See wiegen all die Strapazen auf: „STORM und ich befinden uns hier draußen in einem zeitlosen Vakuum, in dem wir uns der schlichten Magie des Seins ergeben können.“ Unvergessliche Begegnungen Es sind unvergessliche Begegnungen mit Meeresschildkröten, fliegenden Fischen, Wasservögeln, Delphinen, ja sogar mit Walen, die den einsamen Ruderer die körperlichen Schmerzen vergessen lassen. Ganz intensiv erlebt er auch Meeresleuchten und Nordlichter. Muntermacher…
Das Unwort von der „Remigration“ hat viele aufgeschreckt – auch viele Reisende. Denn Reisen soll ja verbinden, soll dazu beitragen, Verständnis für andere Kulturen, andere Sitten und Gebräuche zu haben. Dazu will der Studienkreis für Tourismus und Entwicklung mit seinen SympathieMagazinen beitragen. Gegen den derzeit grassierenden Ethnozentrismus helfen vor allem Begegnungen. Das aktualisierte Sympathiemagazin „Land & Leute verstehen“ will zeigen, wie Tourismus Menschen zu Menschen bringen kann. Auf Reisen lernen Was man auf Reisen lernen kann, beschreiben die Autorinnen und Autoren in dem SympathieMagazin: „Wer einmal in Israel war, so viel ist gewiss, wünscht der Region Frieden mehr als alles andere“, schreibt Redakteurin Susanne Asal. Petra Darchinger erzählt von einem etwas anderen All-Inclusive-Urlaub in Ägypten. Ilija Trojanow schwärmt vom Reisen zu Fuß. Petra Thomas vom Forum anders reisen mahnt zur Nachhaltigkeit, und Navid Kermani berichtet von Grenzerfahrungen in Krisengebieten. Vor allem aber sind es die Begegnungen mit den Menschen, die man bei der Rückkehr mit in den eigenen Alltag nimmt. Sprachlosigeit und Social Media Im Magazin erfährt man einiges über Vorurteile und darüber, wie schnell man sie beim Reisen überwinden kann. Man liest über Fremdsein, Missverständnisse und Sprachlosigkeit und kann plötzlich verstehen, wie fremd sich Migranten aus anderen Kulturen in…
Ein türkisches Viertel in Moena,ein Weiler mit zwei Campanili, eine Jeanne d‘Arc des Tiroler Widerstands gegen Napoleon – so kennt man die Dolomiten eher nicht. Giulia Castelli Gattinara hat einen anderen Blick auf die bleichen Berge, seit 25 Jahren Unesco Welterbe und für Reinhold Messner „die schönsten Berge der Welt“. Über Südtirol hinaus Die meisten Deutschsprachigen verorten dieses Weltnaturerbe größtenteils in Südtirol. Doch die Dolomiten erstrecken sich auch über die Provinzen Trient, Belluno, Pordenone und Udine. Und so weitet denn auch Giulia Castelli Gattinara den Blick über Südtirol hinaus auf die zerklüfteten Felsnadeln und die Dolomitentäler. Da mag man so manches vermissen wie das Märchen vom Zwergenkönig Laurin und seinem Rosengarten oder die Sagen um die Königstochter Dolosilla und den falschen König im Reich der Fanes, für die Ladiner eine Art Nationalepos. Bauernmagd und Heilige Kümmernis Dafür liest man von der „Unbeugsamen Katharina“, einer Bauernmagd, die angeblich mit einer Heugabel die Franzosen zurückdrängte und so zu „einer Art Jeanne d‘Arc des Tiroler Widerstands“ wurde. Oder von der „Heiligen Kümmernis“ in der Lamprechtsburg, einer gekreuzigten Figur mit Bart und Ballerinas, die „zum Symbol des Feminismus wurde“. Man liest von „allzu oft übersehenen Alpinistinnen wie Paula Steger oder Antonia Verocai“, aber auch…
Die Fotos dieses 20. Curves Bands sprechen für sich. Sie ziehen die Betrachtenden hinein in eine grandiose Landschaft. In Patagonien, dem Traumziel im Süden des amerikanischen Doppelkontinents, bewährt sich das Motto der Curves Fahrer: Die majestätische Natur verlangt geradezu nach „Soulful Driving“, einem Fahren mit Gefühl. Ein großes Abenteuer Die Fahrt oft durch menschenleere Gegenden und auf Schotterstraßen, eskortiert von Vulkanen und entlang von Gletscherseen ist ein großes Abenteuer. Manchmal zermürbend, wenn es durch schier endlose Weiten geht, dann wieder fantastisch, wenn sich die Landschaften an Großartigkeit schier überbieten. Gelungene Mischung Wie gewohnt geben die Beschreibungen der vier Etappen von Puerto Montt bis Ushuaia in Deutsch und Englisch die Eindrücke und Erlebnisse in einem lockeren und plakativen Stil wider. Man liest sich ein in diese gelungene Mischung aus Reise-Impressionen und Geschichte. Und, wenn man die Fotos betrachtet, versteht man gut, was die Autoren mit dem „Überfluss bemerkenswerter Erfahrungen“ meinen. Ikonische Landschaften Auch wenn man die ikonischen Landschaften aus Filmen oder von anderen Fotografien kennt, überwältigen sie doch immer wieder aufs Neue. Von einer „aufwühlenden Schönheit“ sprechen die Autoren bei Bariloche. Diese Schönheit hat sie umso mehr getroffen, als vorher durch einen „dystopischen Alptraum aus toten Bäumen“ gefahren sind. Der Reiz…
Richard Löwenherz zieht es in die Wildnis des Nordens, ans Ende aller Wege. Mit einem Fatbike und einem Schlauchboot hat er sich in den Norden Sibiriens gewagt durch das Land der Tschuktschen bis zur Beringsee, begleitet von Myriaden von Mücken und immer wieder auch von Bären, Braunbären und Eisbären. Und zwischendurch gab es immer wieder Begegnungen mit Menschen: „Hier treffen sich die Träumer, die Idealisten, die Abenteurer – Menschen mit starkem Willen, besonderem Charakter und durchgeknallten Visionen.“ Bären und Stromschnellen Auch bei Richard Löwenherz stand eine durchgeknallte Vision am Anfang dieses Abenteuers. Schon an der amtlichen Erlaubnis, länger als 30 Tage auf russischem Gebiet unterwegs zu sein, dem Propusk, wäre die Idee beinahe gescheitert. Und immer wieder gab es Herausforderungen für den Mann, der sich am liebsten allein der Wildnis stellte: unwegsames Gebiet, unpassierbare Berge, Stromschnellen, gefährliche Strömungen, Bären. Menschen und Pläne Aber Richard Löwenherz erlebte auch Überraschungen. Eine erstaunlich gut ausgebaute Trasse quer durch das sonst weitgehend unzugängliche Tschukotka etwa, die dem russischen Oligarchen Roman Abramovitsch zu verdanken ist, der von 2001 bis 2008 dort Gouverneur war. Die Begegnung mit einem jungen Paar, das zum Kap Dezhnev trampt und von dort mit einem selbst gebauten motorisierten Katamaran ans Kap…
So eine Skitour sollte gut geplant sein, um auch wirklich Spaß zu machen, das weiß der Skitouren-Spezialist Stefan Herbke. Denn im freien Gelände kann der Schnee auch tückisch sein. Besser aufgehoben ist man bei der Begehung von Neuland in der Gruppe. Und dann sollte man auch Rücksicht auf die Wildtiere nehmen, die ihre Rückzugsgebiete brauchen. In seinem einladenden Bildband hat Stefan Herbke deshalb seine Tipps ganz an den Anfang gestellt. Man sollte schließlich wissen, worauf man sich einlässt, wenn man sich ins oft felsige und eisige Winderwunderland begibt. Genuss für Leib und Seele Schön weiß ist es da, oft einsam und immer sind die Touren ein Genuss für Leib und Seele. Den muss man sich allerdings auch oft durch einen schweißtreibenden Aufstieg erarbeiten – etwa am „steirischen Matterhorn“ im Gesäuse, wo der Anstieg sechs Stunden dauert. Der Bergsteigerfriedhof in Johnsbach ist übrigens auch eine Mahnung an Übermütige. Hier liegen Menschen, die bei Wanderungen, Berg- und Klettertouren in den Gesäusebergen ums Leben gekommen sind. Im Einklang mit der Natur Doch Stefan Herbke will ja Appetit machen auf Täler im Einklang mit der Natur und Dörfer, die ihren Charakter bewahrt haben. Auf Menschen, die ihren Lebensraum verteidigen, ihn aber gern mit Gleichgesinnten…
Ein Roadtrip und eine Zeitreise: Zwischen Sansibar und Lüderitz von Simon Riesche ist beides. Denn der Autor ist unterwegs auf geschichtlichen Spuren. Und er muss dabei öfter über den eigenen Schatten springen. Auf der einen Seite hat er sich von dem Buch eines deutschen Abenteurers, der 1907 versuchte, als Erster Afrika mit einem Auto zu durchqueren, inspirieren lassen. Auf der anderen Seite sind viele Auslassungen des noch von kolonialem Stolz geprägten Paul Graetz für den Reporter ein Ärgernis. Ein Mann seiner Zeit Graetz war ein Mann seiner Zeit mit Ansichten, die uns Heutigen unerträglich sind. Trotzdem hat sich für Simon Riesche seine Reise auf den Spuren dieses Mannes gelohnt. Und bei der Begegnung mit einem Graetz-Enthusiasten hat der Journalist auch noch einiges über das spätere Leben des Afrika-Fahrers erfahren, der vor so langer Zeit diesen „Ritt der Extreme“ gewagt hat. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln Zwar ist Simon Riesche nicht wie Graetz mit dem Auto von Tansania nach Namibia gefahren, sondern mit öffentlichen Verkehrsmitteln – im Bus, im Zug, mit der Fähre oder dem Sammeltaxi, zur Not auch per Anhalter. Aber er hat sich weitgehend an die Route gehalten, hat mit Mitreisenden Essen und Trinken geteilt und so manche Unbequemlichkeit in Kauf…
Powder – für begeisterte Skiläufer und Snowboard-Fahrer ein geradezu magisches Wort. Und magisch sind auch die vielen Fotografien in dem opulenten Bildband „Powder gestalten“. Sie entführen in die Schnee- und Winterparadiese dieser Welt – von den Alpen bis zu den Anden. Spuren im Schnee Es sind fantastische Aufnahmen einer weißen Wunderwelt, in der die Menschlein ganz klein sind in einer grandiosen Natur. Man wundert sich, dass es inmitten von Eis, Schnee und Felsen überhaupt noch menschliche Spuren gibt – parallele Spuren im Steilhang, Spuren auf einem Grat. Grandios und gefährlich. Denn da sind auch überhängende Wächten, da sind Gletscherspalten und Felsabstürze. Muss man da hin? Backcountry-Skiing, also der Wintersport im „Hinterland“, in der Wildnis, ist ein gefährlicher Sport, das schreiben auch die Autorinnen und Autoren dieses Bildbands. Heliskiing und Klimawandel Und oft kommt man in den ersehnten Powder nur dank eines Hubschraubers. Aber ist Heliskiing in Zeiten des Klimawandels noch verantwortbar? Da schreibt zwar Sam Haddad über die Fragilität der Berge und plädiert dafür, die besten Spots mit Muskelkraft zu erobern. Und Rachel Taylor fordert, im Backcountry Verständnis für die Natur zu entwickeln und zu erkennen, „was wirklich wichtig ist im Leben“. Aber ohne Helikopter sind viele dieser abgelegenen Powder-Paradiese…