New Yorks charmante Seiten
Reisebücher , Rezensionen / 21. Juni 2022

Es wird wieder gereist. Und die USA – und da New York – stehen ganz oben auf der Bucketlist der Reisenden. Das Buch von Susan Kaufman „New York wie es keiner kennt“ macht noch mehr Lust, den Big Apple zu durchstreifen. Spaziergänge mit der Kamera Denn die langjährige Lifestyleredakteurin und Fotografin nimmt die Lesenden mit auf ihre Spaziergänge mit der Kamera und erkundet mit ihnen die charmanten, die malerischen Seiten der Stadt, die viel mehr zu bieten hat als Manhattan und die Wolkenkratzer. Zu den Magnolienbäumen im Washington Square Park, zur neogotischen Grace Church am Broadway, in den romantischen Gramercy Park, zu Blumenläden, Buchgeschäften und Cafés. Farbenprächtige Einladung Das ganze Buch ist eine farbenprächtige Einladung in die Stadt, die angeblich niemals schläft. Kaufmans Fotos zeugen von der Liebe der Fotografin zu ihrer Stadt, von ihrem Faible für Details, und sie zeigen tatsächlich Seiten von New York, die man so kaum kennt. Verträumte Gassen in Greenwich Village, blühende Gärten in Noho & Nolita, schöne Fassaden in Soho, Kutschenhäuser im Gramercy Park, stilvolle Aufgänge in Murray Hill, anmutige Stadthäuser in der Upper East Side, den „altertümlichen Charme“ von Carnegie Hill. Karte der Lieblingsorte Die Bilderbögen sind eine charmante Entdeckungsreise durch ein New…

Rund um den Ammersee
Reisebücher , Rezensionen / 2. Juni 2022

Nicht nur das Neun-Euro-Ticket lädt dazu ein, die Schönheiten vor der eigenen Haustür oder zumindest im eigenen Land neu oder wieder zu entdecken. Carmen Rohrbach, die vielgereiste Reisebuch-Autorin, zeigt in ihrem Buch „Mein Ammersee“, wie es geht. Sie macht sich einfach auf den Weg, zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit der Bahn oder auch mit dem Schiff. Und dabei entdeckt sie den See, an dem sie lebt, immer wieder neu – im Verlauf der Jahreszeiten etwa, oder bei einer See-Umrundung. Freude an der  Natur Der studierten Biologin liegt natürlich die Natur am Herzen, das spürt man auch in diesem Buch. Sie lässt die Lesenden teilhaben an ihrer Freude über den Gesang der Vögel und das Aufblühen der Natur, nimmt sie mit zu ausgedehnten Spaziergängen, aber auch zu Gesprächen mit Fischern, Keramik-Künstlern, Geistlichen und Geschichtskennern, zu Festen, in Parks, Klöster und Kirchen. Lachmöwen und Dreikant-Muscheln Und obwohl Carmen Rohrbach sehr viel über ihr eigenes Be- und Empfinden schreibt, erfährt man in dem Buch jede Menge Interessantes. Dass die Lachmöwe deshalb so heißt, weil sie gern in Lachen (seichten Gewässern) brütet, etwa. Dass die eingewanderten Dreikant-Muscheln zum ersten Mal 1994 am See entdeckt wurden und seither die einheimischen Muscheln verdrängt haben. Wie…

Reisen mit Erinnerungswert
Reisebücher , Rezensionen / 23. Mai 2022

Sehenswürdigkeiten abklappern. Das war einmal. Vor allem junge Leute wollen im Urlaub etwas erleben, das sagen alle Studien. Der Michael Müller Verlag hat auf dieses Bedürfnis reagiert und lädt in seiner neuen, originell aufgemachten Reisebuch-Reihe dazu ein, das Urlaubsziel über besondere Erlebnisse kennenzulernen. Ob Inselabenteuer oder Stadterlebnis, selbst in so bekannten Zielen wie Mallorca oder dem Berliner Umland finden die Autoren noch Unentdecktes. Abenteuer im Abseits Die Drachenhöhlen oder Palmas Kathedrale habe er links liegen lassen, schreibt Frank Feldmeier im Vorwort zu „Mallorca – Inselabenteuer“. Dafür habe er sich Streetart erklären lassen, sei über ehemalige Eisenbahnstrecken geklettert und Umweltschützern zur Hand gegangen. 33 Abenteuer hat er im Buch aufgeschrieben. Viele günstig zu haben oder gar kostenlos wie die Bänke an der Uferpromenade von Es Carnatge, ideal für „Planespotter“, also zum Beobachten der Flugzeuge. Oder die Töpferroute von Marratxí, wo alles in Handarbeit hergestellt wird. Oder ein Bad am wohl einsamsten Strand der Insel S‘Arenalet d‘Aubarca mitten im Naturschutzgebiet und nur mit einem zehn Kilometer langen Fußmarsch zu erreichen. Am Ende nimmt Feldmeier die Lesenden mit auf seine nicht immer ganz einfache Suche nach dem Mittelpunkt Mallorcas. Das Buch ist in Regionen eingeteilt. Zu jeder Region gibt‘s eine Karte und am…

Bizarrer Pflanzengenuss

Joseph Simcox ist ein Weltreisender in Sachen Wildpflanzen. Und so vereint das grell pinkfarben aufgemachte Buch „Bizarre Edible Plants“ auf 176 Seiten tatsächlich 72 bizarr aussehende Pflanzen aus aller Welt, die Simcox auf seinen Reisen in mehr als 120 Länder aufgespürt und auch gegessen hat. Entdecken und essen Joseph Simcox, der sich selbst als „botanischer Entdecker“ sieht und den Ehrgeiz hat, möglichst viele der essbaren wilden Pflanzen dieser Erde nicht nur zu entdecken sondern auch zu verkosten, beschreibt in diesem schön aufgemachten und informativen Buch die Forschungsreisen in aller Welt, die er seinem Team unternommen hat. Vor allem aber geht es ihm darum, das Potenzial wilder essbarer Pflanzen auch Laien klar zu machen. Vorsicht vor giftigen Exemplaren Mehr als 10.000 Pflanzen habe er selbst entdeckt und gegessen, hat er im einleitenden Interview gesagt. Um sie zu finden, sei ihm keine Mühe zu groß gewesen. Weder hohe Berge noch gefährliche Sümpfe konnten ihn auf seiner Mission stoppen. Sein gründliches Wissen half ihm, giftige Pflanzen zu meiden. Allerdings hat auch der Pflanzenkenner böse Erfahrungen gemacht, als er essbare mit giftigen Pflanzen verwechselt hat. Davor will er seine Mitmenschen bewahren. Ideen für die Sterne-Küche Im Buch zeigen großformatige Pflanzen- und Früchte-Porträts, was an…

Neugier auf sich und andere
Reisebücher , Rezensionen / 4. Mai 2022

Für Christian Schüle ist das Reisen nicht nur eine Leidenschaft, sondern eine Notwendigkeit. „Weil die Bereisung der Welt lehrt, dass jeder Mensch überall er selbst zugleich ein Fremder ist“, schreibt er im Vorwort zu dem philosophischen Buch „Vom Glück unterwegs zu sein“. Unterwegs war der Autor in aller Welt, wobei es ihm weniger um die Sehenswürdigkeiten oder um Instagram-fähige Fotos ging als um die Begegnung mit anderen Menschen und ihren Sitten. Herausfordernde Begegnungen Bei der Erklärung, warum der Mensch überhaupt aufbricht, beruft er sich auf literarische Vorbilder von Grimmelshausen über Daniel Defoe und Jean-Jacques Rousseau bis Robert Louis Stevenson und Heinrich Heine. „Wer vom anderen nichts weiß, weiß nichts von sich“, ist Christian Schüle überzeugt. Aber diese Überzeugung und die Neugier auf andere bringt ihn hin und wieder auch in schwierige Situationen: Etwa in Äthiopien, wo er nicht weiß, wie er bei einer armen Familie Gast sein kann, ohne die letzten Vorräte zu verbrauchen. Bei Stammesältesten in Afrika, für die es außerhalb jeder Vorstellung ist, Mädchen nicht beschneiden zu lassen. Oder im Gespräch mit einem überzeugten Muslim über die Pflichten der Frauen. Auf Abwegen zum Genuss „Als Europäer hatte man in diesen Momenten kein Recht, auch nur irgendetwas zu sagen“,…

Inselglück auf den Färöern
Reisebücher , Rezensionen / 25. April 2022

Die Färöer, 18 sturmumbrauste Inseln im Norden zwischen Schottland und Island. Wikingerinseln, auf denen der Alltag zum Abenteuer wird. Zumindest für Anja Mazuhn, die ihren glamourösen Job als Klatschkolumnistin in High Heels gegen ein Leben in Gummistiefeln eingetauscht hat. Bereut hat sie es nicht. Denn auf den Inseln hat sie gefunden, was ihr im Berliner Trubel gefehlt hat – Zeit für sich selbst und den Sinn des Lebens. Hymne auf die Inselwelt Ihr Buch „Meine wilden Inseln“ ist eine Hymne auf die Natur, die auf den Färöern alles andere als lieblich ist. Doch genau das gefällt den Berlin-Aussteigern. Wie Anja Mazuhn fühlt sich auch ihr Mann schnell heimisch in dem Haus in Elduvik, das die beiden kurz entschlossen gekauft haben. Auch wenn der Sturm ums Dach braust und hin und wieder Schafe an die Tür klopfen, wenn die See hohe Wellen schlägt und der Regen die Bäume peitscht, fühlen sich die beiden angekommen in ihrem neuen Leben. Nachbarn werden Freunde Auch dank der freundlichen Nachbarn, die bald zu Freunden werden und die Neuankömmlinge für den Alltag auf den Färöern fit machen. Denn ganz einfach ist die Umstellung von der Klatschreporterin zur Schaf-Friseurin nicht. Doch die Autorin nimmt alle Herausforderungen an,…

An Ost- und Nordsee
Reisebücher , Rezensionen / 17. April 2022

Ostsee oder Nordsee? Im Frühling wächst wieder die Lust am Reisen, und viele Urlauber zieht es ans Meer. Dass sich Deutschland mit seinen Küsten und Stränden nicht zu verstecken braucht, zeigt auf 208 aussagekräftigen Seiten der Bildband „Traumküsten in Deutschland“. Wohlfühloasen und Mondpreise Ob die steife Brise an der Nordsee, die Wohlfühloasen im Wattenmeer samt den Halligen, Sonnenuntergänge am Meer, Inseln oder Seebäder – wer sucht, der findet an Deutschlands Ostsee und Nordsee schöne Fleckchen für die Auszeit. Rummel oder Ruhe? Alles möglich: Techno Bässe beim White Sands Festival auf Norderney, Natur pur auf der Klimainsel Juist. Noch mehr Kontraste? Schickeria und Mondpreise auf Sylt (6,3 Millionen kostet das teuerste Haus auf der Insel, ganze 30 Quadratmeter groß in einem 2500 Quadratmeter-Grundstück), Ursprünglichkeit und Dorfidyll am Bodden. Kirchen und Sandburgen Sehenswürdigkeiten? Jede Menge. Backsteinkirchen wie das mächtige Zisterzienserkloster in Bad Doberan aber auch viele kleine Dorfkirchen, die „vor sich hin bröseln“. Schlösser, Leuchttürme und Windmühlen. Großartige Städte wie Lübeck, Flensburg, Rostock. Wind, Weite und Wellen, Strandkörbe und Sandburgen. Künstlerhäuser und Museen, Bäderarchitektur und Ozeanriesen. Tipps und Karten Ganz schön viel für ein Buch. Doch es lohnt sich zu blättern, nicht nur der  bunten Bilder wegen, auch, um immer wieder Neues…

Doris Dörrie auf Heldenreise
Reisebücher , Rezensionen / 30. März 2022

Doris Dörrie ist bekannt als erfolgreiche Regisseurin und Drehbuchautorin.  Aber sie hat sich auch als Schriftstellerin einen Namen gemacht.  Ihr neues Buch heißt „Die Heldin reist“ und beginnt so: „Im Jahr 2019 bin ich in die USA, nach Japan und Marokko gereist. Niemals hätte ich mir vorstellen können, dass es für längere Zeit die letzten Reisen gewesen sein sollten.“ Mythos Heldenreise Auf 240 Seiten beschäftigt  sich Doris Dörrie dann mit dem Mythos der Heldenreise, der bis heute männlich geprägt ist. Was aber ist, wenn Frauen reisen, fragt sich die Autorin. Werden sie auch zu Heldinnen, wenn sie Abenteuer bestanden, Krisen bewältigt haben? Abenteuer und Krisen hat Dörrie bei ihren vielen Reisen so einige bestanden – auch wenn sie sich nicht freiwillig exponiert hat. Sie hat einen Beinahe-Absturz überlebt, Anfeindungen, Belästigungen. „Ich bin nur gereist“ Ist sie deshalb schon eine Heldin? Nein, sagt Dörrie am Ende des Buches: „Ich bin keine Heldin, ich bin nur gereist.“ Und das leidenschaftlich gern. Auch wenn sie so manche Show durchschaut wie etwa in Marrakesch. Der Bucket-List-taugliche Djemaa al Fna ist für sie „eine erschöpfte Inszenierung all dessen, was der Tourist erwartet“. Touristin und Vielreisende Und als Vielreisende weiß sie auch, dass ihre Neugier auf…

Wohnmobilreisen: Vive la France!
Reisebücher , Rezensionen / 30. März 2022

„Frankreich ist ein wunderbares Land zum Reisen“, befindet der britische Reiseautor und Campingbusbesitzer Martin Dorey. Mit dem dicken Buch „Take the Slow Road Frankreich“ tritt er den Beweis für seine These an und stellt 26 Reiserouten kreuz und quer durch Frankreich vor – entlang der Küsten, durch die Berge und in die Städte. Soldaten einst und heute Auch die D-Day-Strände in der Normandie sind dabei, und was Martin Dorey  in einem der Soldatenfriedhöfe durch den Kopf geht, könnte auch heute wieder für die russischen Soldaten in der Ukraine gelten: „Die meisten Männer, die in Nordfrankreich begraben liegen, waren weit weg von zu Hause. Viele folgten nur ihrer Einberufung, kämpften widerwillig und hatten sicherlich Angst.“ Pfadfinder für Wohnmobilisten Doch Martin  Dorey ist kein Kriegsreporter, sondern ein „Pfadfinder“ im wörtlichen Sinn, auch wenn es Straßen sind, die er findet, Straßen für Wohnmobile und Campingbusse. Und da wird er überall in Frankreich fündig. Ob an der Loire, wo ihn und seine Begleiterin die Schlösser faszinieren, in der Champagne, wo die beiden auch den edlen Tropfen schlürfen, in der Provence, wo sie die Lavendelfelder auf Fotos einfangen, oder in der Dordogne, wo sie die Nachbildung der Höhle von Lascaux bewundern: Frankreichs Schönheit überrascht und…

Die Odyssee der Kreuzfahrt
Reisebücher , Rezensionen / 30. März 2022

Die Kreuzfahrt hat turbulente Zeiten hinter sich.  „Ein Meteorit hat unsere Branche getroffen“, zitiert Franz Neumeier in seinem Buch Jason Liberty, den CEO der Royal Caribbean Group, „und wir haben diesen Einschlag überlebt“. Wie „die Kreuzfahrt auf Grund lief“ und wie der Neustart möglich wurde, das dokumentiert der versierte Kreuzfahrt-Journalist in seinem Buch, das mit dem Titel „Freitag, 13. März 2020“ auf eine fatale Koinzidenz verweist. Kreuzfahrt am Abgrund Für die 200 Seiten hat Neumeier akribisch Fakten und Details zusammengetragen, schließlich ging es 2020 um alles und das, nachdem die Kreuzfahrt Branche mit 2019 eines ihrer erfolgreichsten Jahre abgeschlossen hatte. Die Pandemie traf die Reedereien, die Reiseveranstalter, die Werften. Von heute auf morgen wurde „aus einem Boom ein Abgrund“. Wie schnell das ging, beschreibt der Autor detailreich und spannend, beginnend mit den ersten Corona-Fällen auf der Diamond Princess. Irrfahrten und Shutdown Es folgten Irrfahrten von Kreuzfahrtschiffen mit oder ohne Infizierte an Bord, Schiffs-Stilllegungen, schließlich der Shutdown der Kreuzfahrt weltweit. Das alles weiß man noch in groben Zügen. Doch Neumeier erinnert auch an Tragödien, weil Schiffe mit Tausenden von Menschen an Bord nicht anlanden durften, an die Proteste von Inselbewohnern oder Hafenstädten gegen Kreuzfahrtschiffe und ihre Passagiere. Das liest sich teilweise…