Salah Naoura kann Kinderbücher, er mag schrullige Figuren und schreibt mit viel Witz und großer Empathie für kleine Fehler. Das gilt auch für seinen neuen Kinderroman „Das Schloss der Smartphone-Waisen“, in dem er die Selfie-Sucht der Erwachsenen persifliert und hin und wieder die Lesenden direkt anspricht.
Tödliche Selfies
Marla hat ihre Eltern verloren, weil sie vor lauter Selfie-Fotografierlaune von einer Klippe ins Meer gestürzt waren. Und als die junge Frau damit konfrontiert wird, dass so etwas auch kleineren Kindern passieren kann, weil einfach immer mehr Eltern immer mehr Zeit mit dem Handy verbringen, als mit ihren Kindern, öffnet die Konditorin in einem alten Häuschen Berlin ein Heim für Smartphone-Waisen. So weit so gut.
Gefahr durch Gentrifizierung
Doch die Gentrifizierung macht auch vor Marlas Hinterhof-Idylle nicht Halt. Es droht der Rauswurf: Marlas Häuschen soll einem Neubau weichen. Was tun? Wie gut, dass die Waisenkinder so hilfsbereit und freundlich sind. Der alten Frau, die schlecht gehen konnte, haben sie über die Straße und bis nach Hause geholfen. Und dabei entdeckten sie – ein Schloss.
Finstere Pläne
Wäre das nicht ein wunderbares neues Heim für die Smartphone-Waisen? Die Schlossherrin Hermine fände das auch, aber ihr boshafter Sohn Henri will sie rauswerfen und das alte Gemäuer in ein Luxushotel umwandeln. Da ist guter Rat teuer. Aber die Kids sind nicht nur hilfsbereit, sie sind auch clever.
Entführung mit Folgen
Zuerst entführen sie Hermines Enkel Artschie, einen ziemlichen Kotzbrocken, um dessen Vater zu zwingen, das Schloss auf Hermine zu überschreiben. Doch Henri ist gar nicht Artschies Vater, sondern nur der Onkel. Und dem ist Artschie ziemlich schnuppe. Immerhin kommt der eingebildete Enkel wieder mit seiner Oma zusammen und ziemlich schnell zurück auf den Boden der Tatsachen. Und die Smartphone-Waisen nehmen den geläuterten Artschie in ihren Reihen auf.
Verdientes Happy End
Wie sie es dann doch noch mit vereinten Kräften – und mit nicht ganz legalen Mitteln – schaffen, dass Hermine ihr Schloss behalten darf und Marla mit ihrer Truppe ein neues Heim bekommt, das erzählt Salah Naoura in dem Roman „Das Schloss der Smartphone-Waisen“ mit viel Tempo und großer Fabulierfreude. Ein verdientes Happy End für die clevere Truppe und die „Mutter“ der Smartphone-Waisen, Marla.
Gelungene Illustrationen
Kai Schüttler gibt mit seinen lustigen Illustrationen den kleinen und großen Helden ein sympathisches Gesicht. Ein rundum gelungener Lesespaß für Kids ab 9
Info Salah Naoura. Das Schloss der Smartphone-Waisen, mit Bildern von Kai Schüttler, Carlsen, 220 S., 13 Euro
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