Was für ein Elend!
Kinderbücher , Rezensionen / 6. März 2024

Für ihren Kinderroman „Frieda, Nikki und die Grenzekuh“ ist Uticha Marmon mit dem Kirsten-Boie-Preis ausgezeichnet worden. Denn ihr ist es gelungen,  so schwierige Themen wie Krieg und Frieden auch für Kinder erfahrbar zu machen – mit hintergründiger Komik. Doppeltes Elend Oft fangen die großen Probleme schon im Kleinen an. Wie im Dorf Elend, das in Nord- und Süd-Elend gespalten ist.  Frieda lebt mit ihren Eltern Anne und Paul in Südelend, Nikki ist ihr bester Freund und für jedes Abenteuer zu haben. Aber Nordelend ist beiden suspekt. Da wohnen unter anderen Jella, Adil und Bo, kurz Adibo, weil sie immer zusammen auftreten und dann auch ziemlich aggressiv. Die Kuh und ihr Kalb Um Ärger zu vermeiden bleiben die Südelender und die Nordelender unter sich, so wie es seit langer Zeit ist. Doch dann bringt ausgerechnet Friedas Lieblingskuh Angela das Arrangement ins Wanken. Denn Angela hat es sich in den Kopf gesetzt, ihr Kalb ausgerechnet an der Grenze zwischen Nord- und Südelend zur Welt zu bringen. Eine Katastrophe, finden die Süd-Elender, und die Nord-Elender sehen es ebenso. Es wird aufgerüstet Verschwörungsgerüchte machen die Runde, der Konflikt eskaliert. Bauer Reinke aus Nord-Elend reklamiert das Kalb für sich, weil sein Stier Bronco der Vater…

Lesefutter für Kids
Kinderbücher , Rezensionen / 25. November 2023

Weihnachten, das heißt nicht nur Heiliger Abend und Geschenke, das heißt auch Ferien. Und im Winter können die ganz schön langweilig sein, wenn das Wetter nicht mitmacht. Umso schöner ist es, sich gemütlich in einen Sessel oder ins Sofa zu kuscheln und zu lesen oder gemeinsam ein Bilderbuch anzuschauen. Hier sind ein paar Tipps für kleine Lese-Auszeiten nicht nur zur Weihnachtszeit. Rico und das Problem mit den Ecken „Rico, Oscar und die Tieferschatten“ von Andreas Steinhöfel ist ein Kinderbuchklassiker, er es bis zur Schullektüre geschafft hat. Der „tiefbegabte“ und liebenswerte Rico ist Eltern und Kindern ans Herz gewachsen. Mit dem kleinen Protagonisten weckt Steinhöfel Sympathien für Menschen, die anders sind, die am Rand stehen, weil sie keine Schnellchecker sind. In dem Bilderbuch „Rico und die Tuchlaterne“ geht es um den Schulweg. Denn Rico denkt zwar gern um Ecken, aber er kann nicht um Ecken gehen, weil er dann sofort vergisst, welche Richtung er einschlagen muss. Wie seine Mama das Problem löst und wie Rico in seiner – besonderen – Schule zurecht kommt, liest sich leicht und unterhaltsam. Steinhöfel ist ein Meister darin, einfach und doch hintergründig zu formulieren. Und die Illustrationen von Lena Winkel machen die kleine Geschichte zu einem…

Wer war’s wirklich?
Kinderbücher , Rezensionen / 10. Oktober 2023

Das kennen Kinder nicht nur aus der Schule. Es passiert etwas und schnell ist der oder die Schuldige gefunden. Dass es dabei oft Unschuldige trifft, nimmt man in Kauf. Die Juristin Juli Zeh und Elisa Hoven, Professorin für Strafrecht, haben sich mit dem Kinderbuch „Der war‘s“ des Problems einer Vorverurteilung auf kindgerechte Weise angenommen. Der Pausenbrot-Klau Die sechste Klasse ist in Aufruhr. Marie, der besten und beliebtesten Schülerin, wurde mehr fach das Pausenbrot geklaut. Nicht ein normales Pausenbrot, nein, ein Supersandwich. Schnell ist ein Verdächtiger gefunden: Der rundliche Konrad hat sich an Maries Rucksack zu schaffen gemacht. Und der Schnüffler Torben hat ihn dabei ertappt. Schon läuft die ganze Maschinerie an – auf Instagram, WhatsApp & Co wird gegen Konrad gehetzt. Das hat Auswirkungen auch in der Schule. Improvisierte Gerichtsverhandlung Die Lehrer, überfordert und mit anderen Dingen beschäftigt, bekommen davon nichts mit. Nur Mika, einer der Schüler aus der Sechs, hat seine Zweifel. Man müsse doch alles genauer untersuchen, ehe man einen Mitschüler schuldig spreche, meint er.  Weil die anderen und vor allem Marie inzwischen ein schlechtes Gewissen haben, wird schnell eine Verhandlung improvisiert, bei der Mika als Anwalt dem Beklagten zur Seite steht. Ende gut, alles gut? Am Anfang…

Königliches Abenteuer
Kinderbücher , Rezensionen / 3. August 2023

„Plötzlich wach!“ heißt der lustige Kinderroman von Maja Vogel. Und schon auf dem Umschlag kann man durchs Guckloch sehen, worum es geht: Mit der Queen ’ne Kutsche kapern. Das ist ein Ding: Da spaziert plötzlich die Queen mit Krönchen und Schärpe durch die Straßen. Eine Doppelgängerin? Oder ist die Queen wieder zum Leben erwacht? Wachsfiguren als Freunde Annemie schwant etwas anderes, aber das ist mindestens genauso merkwürdig: Ihre Oma hat ein Wachsfigurenkabinett. Und wer fehlt da? Erraten: Die Queen.  Dem Mädchen schwirrt der Kopf. Glücklich ist sie nicht, dass sie mit ihren Eltern zu Oma Fritz in die Stadt ziehen musste. In den Ferien, ja, da war sie gern bei der Oma. Auch wegen der Wachsfiguren, die zu ihren Freunden wurden. „Ich kann mit Harry Potter über Quidditch plaudern, mit Marilyn tanzen, mit Lady Gaga singen und Manuel Neuer dabei zusehen, wie er jeden Ball hält.“ Leo verspricht Hilfe Aber so richtig lebendig war keine von ihnen – bis jetzt. Wie kann es sein, dass die Queen einfach quicklebendig aus dem Museum spaziert ist? Das Mädchen wittert einen Skandal, und den möchte sie unbedingt vermeiden – schon ihrer Oma zuliebe. Doch dann kommt ihr dieser neugierige Junge dazwischen, Leo. Mist! Doch…

Bilderbücher für die Ferien
Kinderbücher , Rezensionen / 26. Juli 2023

Sommer, Sonne, Ferien – und manchmal auch Langeweile. Vor allem bei den Kleinen, die oft ihre Spielkameradinnen und die Freunde vermissen. Bilderbücher können helfen, die Zeit zu vertreiben. Und nicht nur das, sie schaffen Nähe zu den Eltern oder den größeren Geschwistern – beim Vorlesen und Anschauen. Zwei besondere Bilderbücher für diesen Sommer: Viel Streit ums Dings „Das Dings“ heißt das  kunterbunte  Bilderbuch von Simon Puttock & Daniel Egnéus. Tatsächlich geht es um ein Dings, das plötzlich da ist – aus heiterem Himmel und den Tieren Flick, Purzel, Brummel und Romp Rätsel aufgibt. Wo kommt es her, was ist es, fragen die vier sich. Aber sicher ist: sie heißen es willkommen und kümmern sich um sein Wohlergehen. Bald kommen Leute von nah und fern, um das rätselhafte Dings zu sehen. Die Gegend wird zum Rummelplatz, das Dings berühmt. Und schon geht der Streit los darüber, ob das Dings „hierher“ gehöre. Dann ist das Dings plötzlich weg, so als ob es nie dagewesen wäre. Auf Nimmerwiedersehen, sagen einige. Damit ist es Aus mit dem Lärm und dem Rummel. Aber die vier Dings-Entdecker haben etwas gelernt: „Bevor das Dings kam,“ bemerkte Purzel, „waren wir Fremde“. Romp lächelte: „Und jetzt sind wir Freunde.“…

Gegen Alltagsrassismus
Allgemein / 15. Juni 2023

Immer mehr Kinder und Jugendliche kommen aus Familien mit „Migrationshintergrund“. Und wie ihre Eltern auch haben sie oft mit Vorurteilen und Alltagsrassismus zu kämpfen. Deshalb ist es wichtig, Kinder schon früh dagegen zu sensibilisieren. Hier sind zwei Bücher, die sich dem Thema widmen. Einschlafgeschichten Geschichten vom Zubettgehen und Einschlafen erzählen Olaolu Fajembola und Tebogo Nimindé- Dundadengar in dem Pappbilderbuch „So schlafe ich! Und wie schläfst du?“ (Carlsen, 12 Euro, ab 2) Diverse Familien Sami, Ayo, Ada, Emma und Miko erzählen von ihrem Zuhause. Das ist ganz unterschiedlich, je nachdem, woher die Familien kommen. Und ob die Kinder mit Mama und Papa leben, mit einer allein erziehenden Mutter oder mit zwei Vätern. Die einen baden abends, die anderen wollen noch fernsehen oder lesen. Immer aber wird gekuschelt. Denn am besten schläft es sich, wenn man sich geborgen fühlt. Das gilt wohl für alle Kinder. Die Illustration von Paran Kim zeigen auch den Kleinsten, wie unterschiedlich Familien sein können. In der Schule Nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene will die Vizeweltmeisterin im Fechten Alexandra Ndolo, selbst Tochter einer polnischen Mutter und eines kenianischen Vaters, mit dem Bilderbuch „Hier hat jeder einen Platz“ (Loewe,91 S., 14,95 Euro, ab 6) erreichen. Gegen Vorurteile Während…

Wespennest Crater Lake
Kinderbücher , Rezensionen / 7. Februar 2023

Eigentlich müssten sich Lance und seine Freunde freuen – auf die Freizeit am Crater Lake. Aber den Ich-Erzähler plagen düstere Vorahnungen, und dass der selbstgefällige Trent seinen Kumpel Chets schon wieder runtermacht, verdrießt ihn noch mehr.  Das ist freilich nichts gegen das, was die Schülerinnen und Schüler im sogenannten Freizeitzentrum am Crater Lake erwartet… Alarmierende Anzeichen Dabei hätte der blutüberströmte Kerl, der ihnen kurz vor dem Ziel begegnet ist, schon genug Argwohn erregen können. Und dann der merkwürdige Empfang durch den Camp-Chef. Lance, den die verhasste Lehrerin Miss Hoche in ein Einzelzimmer verbannt hat, ist alarmiert. Schüler mit Wespenaugen Als er sich mit seinen Freunden treffen will, stößt er auf einen Trupp schlafwandelnder Mitschüler, die allesamt Wespen-Augen haben. Und es werden immer mehr. Schnell ist der Clique klar, dass dieses Wespennest eine tödliche Gefahr birgt. Und Camp-Leiter und Lehrerin sind nicht nur mit von der Partie, sondern die wohl gefährlichsten Gegner. Verwandlung im Schlaf Das Bedrohlichste scheint der Schlaf. Denn da geschieht die Verwandlung.  Lance ahnt, dass sie nur eine Chance haben: niemals einzuschlafen. Und dann müssen sie den ungleichen Kampf aufnehmen – wie David gegen Goliath. Nur so können sie sich und ihre Mitschüler retten. Dass sich auch Trent…

Cleveres Team
Allgemein / 10. Dezember 2022

Salah Naoura kann Kinderbücher, er mag schrullige Figuren und schreibt mit viel Witz und großer Empathie für kleine Fehler. Das gilt auch für seinen neuen Kinderroman „Das Schloss der Smartphone-Waisen“, in dem er die Selfie-Sucht der Erwachsenen persifliert und hin und wieder die Lesenden direkt anspricht. Tödliche Selfies Marla hat ihre Eltern verloren, weil sie vor lauter Selfie-Fotografierlaune von einer Klippe ins Meer gestürzt waren. Und als die junge Frau damit konfrontiert wird, dass so etwas auch kleineren Kindern passieren kann, weil einfach immer mehr Eltern immer mehr Zeit mit dem Handy verbringen, als mit ihren Kindern, öffnet die Konditorin in einem alten Häuschen Berlin ein Heim für Smartphone-Waisen. So weit so gut. Gefahr durch Gentrifizierung Doch die Gentrifizierung macht auch vor Marlas Hinterhof-Idylle nicht Halt. Es droht der Rauswurf:  Marlas Häuschen soll einem Neubau weichen. Was tun?  Wie gut, dass die Waisenkinder so hilfsbereit und freundlich sind. Der alten Frau, die schlecht gehen konnte, haben sie über die Straße und bis nach Hause geholfen. Und dabei entdeckten sie – ein Schloss. Finstere Pläne Wäre das nicht ein wunderbares neues Heim für die Smartphone-Waisen?  Die Schlossherrin Hermine fände das auch, aber ihr boshafter Sohn Henri will sie rauswerfen und das…

Traum und Wirklichkeit
Kinderbücher , Rezensionen / 5. August 2022

Tuutiki Tolonen ist eine finnische Schriftstellerin, die schon einige Kinderbücher verfasst hat. Und ihr Roman „Agnes und der Traumschlüssel“ ist eine wunderbare Ferienlektüre, spannend und ein bisschen märchenhaft. Ein neuer Ort, ein neuer Freund Worum es geht, ist schnell erzählt: Agnes und ihre Mutter sind gerade erst in den kleinen finnischen Ort Harmala gezogen. Hier hat die Mutter nach der Scheidung eine Stelle als Journalistin gefunden. Und im Sohn des Chefredakteurs Muffin findet Agnes einen Freund. Das Rätsel des Babygrabs Den braucht sie auch, um ein Rätsel zu lösen, das sie beschäftigt, seit sie auf dem Friedhof auf das Grab eines Babys gestoßen war. Das war gerade mal einen Tag alt geworden und hieß wie sie Agnes. Seither hat Agnes merkwürdige Träume von einer Villa, in deren Garten sie umherirrt und einer herrischen Frau, die sie ruft. Zwei Spürnasen Wie gut, das Muffins Vater Zugang zum Zeitungsarchiv hat. Da finden die zwei Spürnasen Informationen über die Familie des toten Babys – und die Villa, in der die Familie wohnte. Agnes, die jeden Tag den Hund eines Nachbarn spazieren führt, und Muffin beschließen, der Villa einen Besuch abzustatten. Merkwürdigerweise hat Agnes gleich das Gefühl, die Villa zu kennen und Hund Oskar…

Abenteuerlust und Forscherdrang
Kinderbücher , Rezensionen / 10. Dezember 2021

Bald sind Weihnachtsferien, und dann sind die Tage oft lang.  Lesen hilft nicht nur gegen Langeweile.  Bücher können Anstoß dafür sein, sich zu engagieren.  Sie können aufklären, anregen, unterhalten.  Bücher sind die reinsten Wundertüten,  wenn man sie richtig nutzt.  Und diese Bücher machen neugierigen Kindern und kleinen Leseratten nicht nur an Weihnachten Freude. Das Neinhorn und die Schlangeweile Das Neinhorn von Marc Uwe Kling hat schon jetzt jede Menge kleine Fans. Denn wer kann besser nachvollziehen, wie lustig Neinsagen ist als Kinder? Jetzt gibt es ein neues Abenteuer, in dem zu den vier Freunden NEINhorn, KönigsDochter, WASbär und NahUND die SchLANGEWEILE dazukommt. Auch eine Vertreterin einer Stimmung, die Kinder gut kennen. Wem ist denn nicht mal langweilig? Vor allem in Corona-Zeiten? Doch wozu gibt es Freunde? Gemeinsam ist das Leben gleich viel lustiger – auch für die SchLANGEWEILE. Astrid Henn hat das Abenteuer wieder lustig in Szene gesetzt und sogar eine mehrseitige Panoramaweltsicht dazu gezeichnet. Und für alle, die sich doch mal wieder langweilen, nachdem sie das Bilderbuch mehrmals gelesen haben, gibt es am Ende wieder ein witziges Rätsel mit vertauschten Tieren und dazu noch das „Schleiterspiel“. Da ist mindestens ein vergnüglicher Nachmittag garantiert. Info  Marc-Uwe Kling/Astrid Henn. Das NEINhorn…