Im Labyrinth der Gefühle

22. November 2022

Tania Witte ist in ihrem Büchern immer nah dran am Zeitgeist. Ihr neuer Roman Einfach nur Paul“ macht da keine Ausnahme. Der 16-jährige Paul, der noch dabei ist, seinen Weg zu finden, wird mit einer Entdeckung konfrontiert, die sein bisheriges Leben auf den Kopf stellt.

Folgenschwere Entdeckung

Eigentlich ist Paul ein normaler 16-Jähriger und verliebt wie so ziemlich alle in seinem Alter. Nur dass seine Freundin Amira asexuell ist, bekümmert ihn. Doch schon bald muss er erfahren, dass das sein geringstes Problem ist. Denn per Zufall entdecken er und seine Schwester, dass er nicht das biologische Kind seiner Eltern sein kann. Und das wirft ihn erstmal komplett aus der Bahn.
Warum haben ihm seine Eltern nichts gesagt? Wer ist sein Vater, mit dem er ständig im Clinch liegt, wirklich? Und vor allem: Wer ist seine Mutter, die sie beide verlassen hat? Und warum?

Aufschlussreiche Briefe

Tania Witte gibt den Lesenden in ihrem Roman durchaus Hinweise, indem sie jedes Kapitel mit einem Brief der Mutter an ihr Kind ergänzt. Und trotzdem stellt die Begegnung der beiden Pauls Welt auf den Kopf. Er macht eine Entdeckung, die zwar alles erklärt, mit der aber niemand gerechnet hat.

Was ist das Problem?

Am allerwenigsten Paul selbst: „Denn, ganz ehrlich? Wäre diese Geschichte nicht meine, dann hätte ich mein Gegenüber garantiert rundgemacht. Du hast doch ein Traumleben! Hätte ich gesagtt. Tolle Mutter, coole Schwester und nicht mal dein Vater ist offensichtlich der Tyrann, als den du ihn in den letzten Jahren abgespeichert hast. Du bist jung, gesund, weiß, privilegiert, siehst passabel aus, bist halbwegs beliebt, hast die allerbeste Freundin der Welt… Was ist dein Problem? Ach was, deine Eltern haben dich belogen? Mimimi! Verschon mich mit deinen First World Problems, und werd erwachsen, Mensch.“

Im Sound der Zeit

So einfach wäre es gewesen, wenn er nicht selbst betroffen wäre. Tania Witte schreibt aus der Perspektive von Paul, so dass sich die Lesenden auch mit ihm identifizieren. Mit seinen Liebes- ebenso wie mit seinen Identitätsproblemen. Die Protagonisten, die auch über Chats kommunizieren, sind durchweg sympathisch, so dass man ihnen gern durch das Labyrinth de Gefühle folgt. Und Tania Wittes Sprache nimmt ganz wunderbar den Sound unserer Zeit auf.

Info Tania Witte. Einfach nur Paul, Arena, 271 S., 15 Euro, ab 14

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