Eine depressive 15-Jährige, ein alter Mann mit Alzheimer und ein hochintelligenter Junge. Reicht das für 317 Seiten? Bei Petra Pellini, der Vorarlberger Autorin funktioniert es wunderbar. Ihr Roman „Der Bademeister ohne Himmel“ ist ein bewegendes Zeitbild, das sowohl von abgrundtiefer Hoffnungslosigkeit als auch von kleinen Glücksmomenten lebt. Der junge und der alte Freund „Es gibt zwei Menschen, die mich von der Sache mit dem Auto abhalten“,...

Die Unterwegs-Reihe aus dem Kunth-Verlag kombiniert erfolgreich Bildband, Reiseführer und Atlas. Das gilt auch für die neue Ausgabe „Unterwegs von Slowenien bis Albanien“, die dazu einlädt, den West-Balkan zu entdecken. Umso mehr, als viele der beschriebenen Gegenden bisher von Massentourismus verschont sind. Zum Beispiel Albanien, das nicht nur mit einer großartigen Natur aufwartet, sondern auch mit einer interessanten Geschichte, die bis ins...

Mit „Long Island“ knüpft Colm Tóibín an seinen Roman „Brooklyn“ an, in dem die junge Irin Eilis in den 1950er-Jahren zum Arbeiten nach New York kommt und dort heimlich den Italiener Toby heiratet. Bei einem Besuch in der Heimat trifft sie ihre Kindheitsliebe Jim wieder und verbringt mit ihm und den Freunden Nancy und George einen glücklichen Sommer. Rund 20 Jahre später lebt Eilis mit Tony und ihren Kindern in „Long Island“. Doch glücklich ist...

„Bereits in Berlin und erst recht in London fehlte René aber die Natur: ‚Orte im Freien, die nah und schnell erreichbar sind, um Kraft und Ideen zu tanken‘.“ Wie dem Chocolatier René Romen in Meran geht es vielen Protagonisten, die Karin Lochner und Fotograf Peter von Felbert auf ihrer kulinarischen Reise durch Südtirol getroffen haben. Sie sind zurückgekommen in ihre Heimat Südtirol. Südtiroler Privilegien Andere mussten gar nicht in di...

Wolf Harlander bleibt auch als Autor Journalist und ist immer nah dran am Zeitgeschehen. Nach seiner Öko-Dystopie „42 Grad“, dem Thriller „Systemfehler“ zum Thema Cyberattacken und dem Klima-Horror „Schmelzpunkt“ beschäftigt er sich in dem Roman „Partikel“ mit dem Problem von Mikroplastik. Dabei setzt er zur Aufklärung auf sein bewährtes Team Nelson Carius und Diana Winkels. Die Folgen von Mikroplastik Ausgangspunkt des Thrillers ist die Havar...

Endstation Alzheimer
Rezensionen / 12. April 2016

Ein bisschen viel Klamauk hat J. Paul Henderson schon hineingepackt in seinen Roadmovie- und Alzheimer-Roman „Letzter Bus nach Coffeeville“. Warum muss der kleine Eric unbedingt einen Fahrradhelm zur Tarnung tragen, obwohl er inzwischen schwarz gefärbte Haare hat? Warum muss der arme Jack wegen seiner Haarpracht fast psychotisch sein? Und die Schokoladen-Besessenheit der Schönheitstänzerin Susan ist auch eher grenzwertig. Dabei wäre ...

Emanuel Bergmann: Pure Magie
Rezensionen / 31. März 2016

Ein 15-jähriger Judenjunge, die Frucht eines mütterlichen Fehltritts, wird von seinem „Vater“, einem Rabbiner im Prag der 1940iger Jahre streng erzogen. Trotzdem oder eher gerade deswegen verfällt Mosche Goldenhirsch der Magie des  Zirkus. Er verliebt sich in die Assistentin des Zauberers und wird später selbst zum Magier in der Manege. Über 70 Jahre später sucht in Amerika ein anderer Junge nach diesem Magier, der als der „große Zab...

Norbert Gstrein: Jenseits der Gemütsbesoffenheit
Rezensionen / 18. März 2016

Es fängt schon damit an, dass er am Anfang etwas klarstellt und damit erst recht neugierig macht: „Manches von dem Folgenden ist wirklich geschehen,“ schreibt der Österreicher Norbert Gstrein („Das Handwerk des Tötens“, „Eine Ahnung vom Anfang“) noch bevor sein Roman „In der freien Welt“ über den Nahost-Konflikt anfängt: „Aber ich bin nicht ich, er ist nicht er, sie ist nicht sie, die alte Geschichte.“ Stimmt das, will ma...

Der Kaffeedieb: Globale Gaunereien
Rezensionen / 15. März 2016

Kaffee ist für uns ein selbstverständliches Genussmittel. Das war nicht immer so, erst im 17. Jahrhundert wurde das Getränk, damals Kahve genannt, auch in Europa bekannt. Das Monopol auf das begehrte Getränk hatten allerdings die Osmanen. Dieser geschichtliche Hintergrund inspirierte den Autor Tom Hillenbrand, der mit seinen Krimis um den Luxemburger Koch Xavier Kiefer immer schon gerne ein Stück Lebensmittelgeschichte schrieb. Nun a...

Im Korruptionssumpf
Rezensionen / 28. Februar 2016

Ein altes serbisches Ehepaar wird im Kosovo ermordet. Von nationalistischen Albanern, die die Rückkehr der Serben mit Misstrauen betrachten? Weil ihr Onkel liebevolle Erinnerungen an die Frau hat, macht sich Milena Lukin auf die Suche nach dem Mörder – und bringt sich dabei selbst in Lebensgefahr. Doch obwohl sie in dem albanischen Dorf die Feindschaft der Bewohner zu spüren bekommt, erhärtet sich ihr Verdacht, dass hinter dem Mord a...

Lebenslügen
Rezensionen / 24. Februar 2016

Owen Sheers gilt als „Universalgenie der britischen Gegenwartsliteratur“. Der 1974 in Fidji geborene Autor hat Gedichte geschrieben, Romane, Dramen. Auch ein Sachbuch und ein Libretto hat er verfasst. Mit „I saw a man“ hat sich Sheers nach eigener Aussage „erstmals einem Gesellschaftsroman über unsere Zeit zugewendet“. Der Roman startet furios wie ein Psychothriller. Ein Mann betritt das Haus der befreundeten Nachbarn durch die Hinte...

Seelischer Sprengstoff
Rezensionen / 21. Februar 2016

„Ich mein‘, wenn man sein ganzes Leben in die falsche Richtung läuft, kann’s trotzdem das Richtige sein?“ In seinem Roman „Vom Ende der Einsamkeit“ gibt Benedict Wells keine einfache Antwort auf diese Frage. Er skizziert verschiedene Lebensentwürfe, die allesamt auf schlimmen Kindheitserinnerungen basieren. Und er zeigt, wie die jahrelang verdrängten Traumata unerwartet in den Alltag einbrechen und die dünne Schutzwand ze...

Der König als Narr
Rezensionen / 10. Januar 2016

Friedrich Wilhelm I. regierte sparsam so wie er lebte. Und doch gab der Pfennigfuchser das Geld mit vollen Händen aus – fürs Militär, am liebsten für die „Langen Kerls“, die er sammelte wie andere Menschen vielleicht Zinnsoldaten. Mindestens 1,88 Meter groß sollten seine Riesen sein. Im damaligen Europa eher eine Seltenheit. Deshalb ließ der König jeden jungen Mann entführen, der auch nur annähernd dem Gardemaß entsprach. Dass er dam...

Mit Adleraugen
Rezensionen / 9. Januar 2016

Bayerische Paradiese: Ein Bildband zeigt Seen, Flüsse und Berge aus der Luft „Die Bilder holen den Himmel auf die Erde“, schreibt Tom Werneck im Vorwort zum Bildband „Bayerische Paradiese“, der grandiosen Luftaufnahmen von Jörg Bodenbender versammelt. Es sind vor allem die bayerischen Berge und Seen, die es dem Fotografen angetan haben. Sie porträtiert er in ihrer ganzen Schönheit: Die Seen wie blaue und grüne Augen in der Landschaft...

Im Korsett der Konventionen
Rezensionen / 22. Dezember 2015

Ihr Roman „Zeit der Unschuld“ aus dem Jahr 1920 wurde mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet, dennoch stand Edith Wharton immer im Schatten von Henry James. Zu Unrecht, wie die Neu-Übersetzung ihres Meisterwerks durch Andrea Ott zeigt. Wharton stellt einen jungen New Yorker der Oberklasse in den Mittelpunkt: Newland Archer steht kurz vor der Heirat mit der jungen, hübschen und ach so unschuldigen May Welland, eine von der einflussreich...